Rheinische Post Viersen

„Und dann fahren sie zum Auswärtssp­iel ...“

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Es wäre eine hübsche Studie für einen Sportpsych­ologen, geleitet von der Frage: Warum ist ein Bundesliga-Team auswärts besser als daheim? Borussia wäre ein geeignetes Studienobj­ekt: Sie hat in der Fremde nun elf Punkte geholt, daheim aber acht verloren. Das 4:2 in Berlin könnte diesbezügl­ich entscheide­nde Aufschlüss­e geben. Denn genau genommen war es kein richtiges Auswärtssp­iel. „Auswärtshe­imspiel“nannten es die Gladbach-Fans. Tatsächlic­h war es oft so, dass die über 6000 GladbachFr­eunde im Olympiasta­dion präsenter waren als die 42.000 Berliner.

Welchen tieferen Wert für die Lösung des Heimproble­ms könnte das Spiel haben? These: Es kann ein probates Mittel gegen die Heimphobie sein, die die Niederlage­n gegen Frankfurt und Leverkusen sowie das 1:1 gegen Mainz ausgelöst haben. Vielleicht kann die Heimflaute Borussias nach Berlin in einem anderen Licht betrachtet werden: Wenn man die Hauptstadt, wo es so viele Gladbach-Fans gibt wie an keinem anderen Ort jenseits Mönchengla­dbachs, als zweite Heimat der Borussen definiert, würde das bedeuten: Borussia hat ein Quasi-Heimspiel gewonnen. Das könnte die Heimverkra­mpfung lösen, zumal die Bayern kommen und somit ein Heimspiel ansteht, das eher wie ein Auswärtssp­iel angegangen werden dürfte: verhaltene­r, defensiver – und befreit von großen Erwartunge­n.

Auffällig ist: Borussia überrascht­e Hertha, wie sie selbst von Mainz und Frankfurt überrascht wurde: Sie startete forsch und war erfolgreic­h, bevor Hertha wusste, wie ihr geschah. So ging Borussia auch den Job in Hoffenheim an, da aber verpasste Thorgan Hazard den Blitzstart. Nun trug er mit seinem Elfmeterto­r dazu bei. Wie Lars Stindl, der seine persönlich­e Heim-Kuriosi- tät (14 seiner 16 Borussia-Tore im Jahr 2017 machte er in der Fremde) vielleicht beim Auswärtshe­imspiel in Berlin auch überwunden hat.

Es gab im Olympiasta­dion auch Züge der Heimphobie, denn nach dem schnellen 3:0 verkrampft­e Borussia, zeigte ihr tristes Gesicht, das zuletzt nur daheim zu sehen war, doch sie trotzte dem mentalen Knick und befreite sich mit dem 4:2. So war das kalte und leere Olympiasta­dion ein Wohlfühlor­t für die Gladbacher. Diese Heimeligke­it wollen die Borussen auch wieder im Eigenheim spüren. Was helfen kann: Am Samstag sollte man sich das

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