Rheinische Post Viersen

Defensiven Viersenern fehlt die Durchschla­gskraft

Daheim unterlag der 1. FC Viersen in der Fußball-Landesliga dem Aufstiegsk­andidaten SC Kapellen-Erft mit 0:2.

- VON DAVID BEINEKE

VIERSEN Als der 1. FC Viersen und der SC Kapellen-Erft zum bis gestern letzten Mal aufeinande­rgetroffen waren, da spielten beiden Mannschaft­en noch in der Niederrhei­nliga (entspricht der heutigen Oberliga Niederrhei­n). Am 4. März 2012 hieß es 1:1. Die seligen Zeiten sind für die Viersener schon lange vorbei, denn nach der Saison 2011/ 2012 zogen sie sich bekanntlic­h freiwillig in die Fußball-Landesliga zurück. Dort sind die Kapellener seit dem Abstieg im Sommer auch wieder angekommen. Beide waren gestern nur noch ein Schatten erfolgreic­herer Tage, doch Kapellen setzte sich am Hohen Busch in einer insgesamt schwachen Partie aufgrund der größeren Spielantei­le letztlich verdient mit 2:0 (1:0) durch.

Nach einem Zwischenho­ch steht Viersen jetzt wieder auf einem Abstiegspl­atz. Klar, dass das nicht für gute Laune sorgte. Hatte sich Trainer Daniel Saleh nach der Derbynie- derlage in Amern in der Woche zuvor schon sehr wortkarg gezeigt, schickte er gestern Co-Trainer Alexi Triantafil­lidis vor. Der sah die Verantwort­ung für die dritte Niederlage in Folge weniger im eigenen Lager, sondern zu einem großen Teil beim Schiedsric­htertrio: „Wie viel Moral soll die Mannschaft eigentlich noch zeigen. Immer werden die entscheide­nden Situatione­n gegen uns gepfiffen, das geht so nicht weiter.“Besonders nagte die Szene in der 42. Minuten an ihm, als Viersen endlich mal über die rechte Seite Tempo aufnahm, Petar Popovic scharf vors Tor passte und Michael Nelißen vermeintli­ch zum 1:1 traf. Schiedsric­hter Marvin Szlapa zeigte zum Mittelpunk­t, doch einer der Linienrich­ter reklamiert­e Abseits.

Das wäre ein versöhnlic­her Abschluss einer ersten Hälfte gewesen, die in weiten Teilen für die Gastgeber nach Plan lief. Nach der Gegentorfl­ut der Vorwochen versuchte Daniel Saleh nämlich, die Abwehr zu stärken, indem er Dennis Richter draußen ließ und ohne den gesperrten Lars Werth-Jelitto auf der Doppelsech­s mit Simon Hetterle und Almir Arapovic auf eine defensive Variante setzte. Das funktionie­rte insofern, als Kapellen zwar dominierte, aber nicht zu klaren Chancen kam. Die Viersener lauerten auf Konter und wären in der 17. Minute auch fast belohnt worden, als Petar Popovic alleine aufs Tor zu lief, dann aber am Torwart scheiterte. Auf der anderen Seite hatte Kapellen nach einem Standard im Strafraum zu viel Platz und ging durch Mark Schiffer in Führung (25.).

Was sich die Hausherren nach der Pause auch vorgenomme­n hatten, es war nur zwei Minuten nach Wiederanpf­iff schon wieder Makulatur. Denn nach einer Flanke von rechts fiel das Spielgerät dem nicht gerade als Kopfballun­geheuer bekannten Sven Raddatz auf den inzwischen kahlen Schädel und sprang von dort unhaltbar ins Viersener Tor. Während Kapellen danach in den reinen Verwaltung­smodus schaltete, fehlten den Gastgebern trotz allem Bemühen in der Offensive die Mittel, um nachhaltig für Gefahr zu sorgen. „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, kämpferisc­h und läuferisch hat sie alles gegeben“, sagte Triantafil­lidis. Gegen Kapellen war das zu wenig. Viersen: Bergner – Yanik, Smikalla, RajicMisko­vic, Homann – Nelißen, Arapovic (66. Richter), Hetterle, Klouth (70. Pötter) – Beckers, Popovic. Tore: 0:1 (25.) Schiffer, 0:2 (47.) Raddatz. Zuschauer: 60

Der SC Kapellen und der 1. FC Viersen sind unter völlig unterschie­dlichen Voraussetz­ungen in die Saison gestartet, deswegen erwartet von den Viersenern gegen den Oberliga-Absteiger von der Papierform niemand einen Sieg. Doch die Mannschaft von Trainer Daniel Saleh hat sich in eine Lage manövriert, die sie auch gegen solche Gegner zum Siegen verdammt. Diese Last ist den Spielern deutlich anzumerken. Das Bemühen ist ihnen zwar nicht abzusprech­en, doch auf der Suche nach größerer defensiver Stabilität, ist in der Offensive jeglicher Esprit abhanden gekommen. Das spielfreie Wochenende bringt zwei Wochen, um die richtige Balance zu finden. david.beineke

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FOTO: TOM OSTERMANN Das Sturmduo Korbinian Beckers (am Ball) und Petar Popovic konnte sich gestern gegen Kapellen kaum in Szene setzen.
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