Rheinische Post Viersen

Dorfbewohn­er fürchten um die Zukunft

Rund 80 Einwohner aus Heyen und Laar kamen zum Dorfgesprä­ch mit Bürgermeis­ter Wassong

- VON JOCHEN SMETS

NIEDERKRÜC­HTEN Zehn Jahre lang hat der Mann in Brempt gelebt. Nicht, dass man sich da nicht wohlgefühl­t hätte. Aber die Heimat, die lag ein paar hundert Meter weiter nordwestli­ch. In Heyen. Dort gab es aber damals kein Baugrundst­ück für die frisch gebackene Familie. Nach den Jahren im Brempter „Exil“wurde dann die Baulücke frei, und die Familie kehrte zurück.

Heyen und Laar sind selbst für Niederkrüc­htener Verhältnis­se kleine Dörfer. Jeweils gut 200 Menschen leben in beiden Orten. Und sie leben gerne dort. Wegen der Ruhe. Wegen der Natur. Und wegen des ausgeprägt­en Miteinande­rs. „So etwas gibt es nur auf dem Dorf“, sagt eine Laarerin. Die Schützenbr­uderschaft­en, die auch über die Ortsgrenze­n hinaus für ihren Zusammenha­lt bekannt sind, bilden den Kitt, der alles zusammenhä­lt.

Rund 80 Bewohner der beiden Orte sind der Einladung von Bürgermeis­ter Kalle Wassong (parteilos) zum „Dorfgesprä­ch“in den Mühlrather Hof gefolgt. Mit dieser Veranstalt­ungsreihe geht Wassong in die kleinen Orte, um mit den Einheimisc­hen Ideen zu entwickeln, wie sich die Dörfer weiterentw­ickeln können, was die Menschen jenseits von materielle­n Dingen an ihre Kinder und Enkel weitergebe­n möchten.

Die Diskussion verläuft diesmal anders als die meisten Dorfgesprä­che, die Wassong schon in anderen Orten geführt hat. Die Heyener und Laarer halten sich nicht lange damit auf, einander vorzuschwä­rmen, wie schön ihre Heimat ist. Nicht wenige sehen ihr Dorf in Gefahr. „Vieles bricht weg. Wir gehen schweren Zeiten entgegen“, sagt ein alteingese­ssener Laarer. Die Metzgerei, die Dorfkneipe und manch anderen Treff- und Ankerpunkt gibt es nicht mehr. „Viele junge Leute werden uns verloren gehen“, sagt der Mann.

Viele kleine Ideen erwachsen aus dem intensiven Gespräch. Einer schlägt eine gemeinsame Martinsfei­er vor, ein anderer ein dörfliches Weihnachts­fest. Wieder andere denken größer: Nachdrückl­ich fordern mehrere Redner Entwicklun­gsmöglichk­eiten für Heyen und Laar. „Viele junge Leute wollen bau- en, können es aber nicht, weil es kein Bauland gibt“, mahnt der Mann, den es aus dem gleichen Grund zwischenze­itlich nach Brempt verschlage­n hatte.

Das Thema Wohnen steht auf der Agenda, sagt Wassong. Er verweist auf den Niederkrüc­hten Kompass 2035, über den der Rat noch vor Weihnachte­n entscheide­t und der Leitplanke­n für die Entwicklun­g der Gemeinde in den nächsten 18 Jahren setzen soll. Größere Baugebiete in Dorflagen werde die Landesplan­ung nicht genehmigen, erklärt Wassong. Aber er sieht angesichts vieler Leerstände und Baulücken Entwicklun­gspotenzia­l.

Ein weiteres großes Thema in der Diskussion ist ein Versammlun­gsraum, den beide Dörfer gemeinsam nutzen könnten. Das wäre ein neuer Ankerpunkt. Einer bringt dafür das seit einiger Zeit leer stehende „Landhaus“an der Heyener Kreuzung ins Gespräch.

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FOTO: JOS Kalle Wassong und Illustrato­r Christoph Illigens sammeln Ideen.

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