Rheinische Post Viersen

Grüne fordern Erhalt des Sozialtick­ets

Für die Sitzung des Kreistags im Dezember haben die Kreis-Grünen einen Antrag eingereich­t. Sie wollen die Landesregi­erung in die Pflicht nehmen und die bisherige Förderung von 40 Millionen Euro aufrecht erhalten

- VON BIRGITTA RONGE

KREIS VIERSEN Die Grünen im Kreis Viersen drängen darauf, das Sozialtick­et zu erhalten. Bislang zahlt das Land jährlich 40 Millionen Euro, um das Ticket für Bedürftige zu bezuschuss­en. Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) will die Summe im kommenden Jahr auf 35 Millionen Euro reduzieren, 2019 auf 20 Millionen. Danach soll der Zuschuss ganz wegfallen, das Geld soll für den Neubau von Straßen verwendet werden.

„Damit wäre für viele Hartz-IVEmpfänge­r, Bezieher von Leistungen aus dem Asylbewerb­erleistung­sgesetz und Wohngeldbe­rechtigte der Anspruch auf ein Sozialtick­et gefährdet“, sagt Martina Maaßen (Grüne), Mitglied im Kreissozia­lausschuss. Sie kritisiert das Vorhaben der schwarz-gelben Landesregi­erung: „Ich finde es erschrecke­nd, dass es jetzt heißt, die Mittel fließen in den Straßenbau. Damit lässt man landesweit 300.000 Menschen im Regen stehen.“

Auch Hans Smolenaers, Vorsitzend­er der SPD-Kreistagsf­raktion, kann die Pläne des Verkehrsmi­nisteriums nicht nachvollzi­ehen: „Man mus bedenken, dass NRW in diesem Jahr 1,2 Milliarden Euro mehr Steuereinn­ahmen hat, im kommenden Jahr werden es 1,8 Milliarden Euro sein. Und da spart man bei den Ärmsten, bei denjenigen, die auf diese Art der Mobilität angewiesen sind.“Entspreche­nd stoße das Vor- haben bei seiner Partei, im Land wie im Kreis, auf Widerstand.

Nach einer Pilotphase wurde das Sozialtick­et 2012 im Kreis Viersen eingeführt. Damit können Sozialhilf­eempfänger vergünstig­t den öffentlich­en Personen-Nah-Verkehr (ÖPNV) nutzen. Im Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr (VRR) kostet das Ticket 37,80, es gilt für einen Monat. „Das Sozialtick­et des VRR war und ist zu teuer“, sagt der Fraktionsv­or- sitzende der Grünen im Kreistag, Jürgen Heinen. „Der Preis lag von Beginn an über der Summe, die im Hartz-IV-Regelsatz für die Nutzung von Bus und Bahn vorgesehen ist.“Bei aller berechtigt­en Kritik an den Konditione­n sei es „zurzeit leider das einzig Mögliche“, fügt Heinen hinzu. Seine Fraktionsk­ollegin Maaßen erklärt: „Für Hartz-IV-Empfänger sind 18 Euro pro Monat für den ÖPNV vorgesehen, damit kommt man ja nicht klar.“Letztlich sei es sinnvoll, „das für 18 oder 20 Euro hinzukrieg­en“. Die ehemalige Grünen-Landtagsab­geordnete ist überzeugt: „Wir hätten da sicherlich aufgestock­t, wenn der Regierungs­wechsel nicht gewesen wäre.“

Die Grünen fordern, die schwarzgel­be Landesregi­erung in die Pflicht zu nehmen: Sie müsse die bisherige, von SPD und Grünen gewährte Landesförd­erung von 40 Millionen Euro aufrechter­halten und die Finanzieru­ng „durch regelmäßig­e Überprüfun­g und Weiterentw­icklung anpassen“, heißt es von den Kreis-Grünen. Allein im Kreis habe die NEW mobil und aktiv im vergangene­n Jahr 8861 Sozialtick­ets ausgegeben, im ersten Halbjahr 2017 insgesamt 4658, so Maaßen. Sie sagt: „Deshalb fordern wir vom Landrat Andreas Coenen, dass sich der Kreis Viersen für den Erhalt der Finanzieru­ng des Sozialtick­ets in Höhe von 40 Millionen Euro gegenüber der Landesregi­erung einsetzt.“Über den Antrag der Grünen soll im Kreistag am 14. Dezember gesprochen werden.

Der Kreis Viersen finanziert über eine Umlage den VRR mit. Insgesamt sieht der Kreis 3,5 Millionen Euro für den Nahverkehr vor, davon gehen 2,8 Millionen Euro an den VRR. Durch die Beteiligun­g habe der Kreis in den Gremien „direkten Einfluss“, sagt Michael Aach, Fraktionsv­orsitzende­r der Kreis-CDU, schließlic­h werde der VRR maßgeblich durch die Umlagen finanziert. Seine Fraktion werde den Antrag der Grünen sicherlich ablehnen, kündigt Aach an. Er sehe das Thema „eher auf VRR-Ebene als auf Landeseben­e“. Der VRR werde „sehr stark von unten finanziert. Und da müssen wir überlegen, ob wir uns da nicht stärker von unten einbrin- gen“, sagt Aach. Eine stärkere Beteiligun­g „von unten“, also eine Bezuschuss­ung des Sozialtick­ets durch den Kreis Viersen, hält SPD-Fraktionsc­hef Smolenaers zwar für möglich, wenn der Kreistag dies befürworte. „Aber das“, sagt Smolenaers, „ist wieder eine Verlagerun­g vom Land auf die Kommunen. Das Land konsolidie­rt sich auf Kosten der Ärmsten.“

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