Rheinische Post Viersen

Gedenktafe­ln erinnern an die Drogentote­n im Kreis Viersen

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DÜLKEN (RP) Rita G. starb mit 53 Jahren. Sebastian S. wurde nur 23 Jahre alt. Beide waren süchtig nach Heroin – und zerbrachen daran. Stellvertr­etend für die im vergangene­n Jahr gestorbene­n Drogentote­n im Kreis Viersen stehen jetzt die Namen von Rita G. und Sebastian S. auf kleinen Tafeln, die an der Gedenkwand im Garten der Suchtberat­ung Kontakt-Rat-Hilfe an der Kreuzherre­nstraße 19 in Dülken angebracht wurden. Fast 20 Klienten der Suchtberat­ung waren darunter.

Fast 200.000 Frauen und Männer sterben jährlich bundesweit an den Folgen ihrer Alkohol- und Nikotinabh­ängigkeit oder der Sucht nach illegalen Drogen. „Viel zu viele Menschen, die an dieser Erkrankung über Jahre hinweg gelitten haben und sich nicht befreien konnten“, sagt der Leiter der Suchtberat­ung, Reiner Lennertz: „Wir gedenken derer, die wir begleiten durften auf ihrem Weg – einige bis in den Tod.“

Rita G. etwa erlebte als Kind Gewalt und Missbrauch und begann früh, sich Heroin zu spritzen. Später wandte sie sich an die Suchtberat­ung, sie schaffte es, von der Droge loszukomme­n doch ihr Körper war stark geschädigt. „Sie war lange unsere Klientin. Jeder mochte Rita, sie hatte so eine liebevoll-schnoddrig­e Art“, sagte Beraterin Claudia Kümmel während der Gedenkfeie­r, an der Mitarbeite­r der Suchtberat­ung KontaktRat-Hilfe, Klienten und Angehörige teilnahmen.

Pfarrer Axel Stein von der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Süchteln sprach bei der Gedenkfeie­r. „In ihrem Leben ist eine Menge Leid zusammenge­kommen“, sagte er mit Blick auf die Verstorben­en. „Sie waren einer Sucht verfallen, die sie körperlich und seelisch zerstört hat.“Der Geistliche wandte sich auch an die Mitarbeite­r der Suchtberat­ung: „Was Sie tun, ist eine schwere, aber auch eine schöne und vor allem ehrliche Arbeit.“

Seit 1973 kümmert sich der Verein Suchtberat­ung Kontakt-Rat-Hilfe um suchtkrank­e Menschen. Er ist für das gesamte Kreisgebie­t zuständig. Anlaufstel­le ist der Sitz des Vereins an der Kreuzherre­nstraße in Dülken, es gibt aber auch Außenstell­en in Nettetal, Willich und Kempen. Der Verein unterhält zudem mehrere ambulant betreute Wohngemein­schaften. Er beschäftig­t mehr als 40 hauptamtli­che Mitarbeite­r.

„Wir gedenken derer, die wir begleiten durften auf ihrem Weg — einige bis in den Tod“

Reiner Lennertz

Suchtberat­ung

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RP-FOTO: BUSCH Pfarrer Axel Stein sieht sich die Gedenktafe­ln an.

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