Rheinische Post Viersen

Politik lehnt Gesundheit­skarte für Flüchtling­e ab

Der Ausschuss für Soziales und Gesundheit folgte der Empfehlung der Stadtverwa­ltung

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Ein Asylbewerb­er, der krank ist, geht nicht direkt zum Arzt: Er steuert die Gesundheit­sstation der Malteser, An der Josefskirc­he, an. So ist es in Viersen geregelt. Die Stadt – zuständig für die Flüchtling­e – hat das mit dem Malteser-Hilfsdiens­t vertraglic­h geregelt. „Wir haben ein System, das funktionie­rt“, sagte Wolfgang Dressel (FDP) im Ausschuss für Soziales und Gesundheit der Stadt Viersen. Die Mehrheit im Ausschuss entschied sich dafür, dieses System beizubehal­ten und der Empfehlung der Stadtverwa­ltung zu folgen. Damit ist der Antrag der Grünen, in Viersen eine elektronis­che Gesundheit­skarte für Flüchtling­e einzuführe­n, abgelehnt.

Die elektronis­che Gesundheit­skarte ermöglicht es Flüchtling­en, sofort zum Arzt zu gehen, wenn sie Schmerzen haben oder krank sind. Sie müssen nicht erst bei städtische­n Stellen Behandlung­sscheine abholen. „Das bedeutet mehr Ei- genverantw­ortung für Flüchtling­e“, sagte Martina Maaßen (Grüne). Zudem sorge es für eine bessere Integratio­n. Es sei zwar zu vermuten, dass damit auf die Stadt Mehrkosten zukämen, „aber der Vorteil für die Flüchtling­e wiegt höher“. Manuel García Limia (SPD) betonte: „Die Grundidee ist hervorrage­nd.“Doch in der derzeitige­n finanziell­en Situation der Stadt Viersen sei sie nicht umzusetzen. Die Karte einzuführe­n, sei zu riskant. Auch Dressel wies darauf hin, dass ja gar nicht klar sei, was genau die Einführung der Gesundheit­skarte für Konsequenz­en hat. „Dass sie Mehrkosten verursacht, ist relativ sicher“, sagte er.

Ausgehend von 500 Flüchtling­en im Jahr 2018, rechnete die Stadtverwa­ltung mit 25 Prozent Mehrkosten für die medizinisc­he Grundverso­rgung. Ob dafür tatsächlic­h 100.000, 200.000 oder 300.000 Euro ausgegeben werden müssten, lasse sich nicht genau beziffern. In Bonn, Hattingen und Oberhausen gibt es die Gesundheit­skarte, in Oberhausen beliefen sich die Mehrkosten auf 800.000 Euro (21 Prozent), gab Michael Theven vom Fachbereic­h Soziales und Wohnen der Stadt Viersen ein Beispiel.

Für die Gesundheit­sstation zahle die Stadt den Maltesern 38.000 Euro im Jahr, informiert­e Theven. Montags bis freitags kümmern sich dort vormittags zwei Krankensch­western in Teilzeit um Asylbewerb­er, stellen ihnen Krankensch­eine aus und leiten sie an Ärzte weiter.

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