Rheinische Post Viersen

Künstler lädt ein zur Spurenlese

Bevor Uwe Mitzkeit nach über 30 Jahren Schwalmtal in Richtung Nordsee verlässt, verabschie­det er sich morgen mit einer Hausausste­llung

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

SCHWALMTAL „Prickelnd“sei diese Lebenssitu­ation, erzählt Uwe Mitzkeit. Ein bisschen wie nach dem Studium, als ein neuer Lebensabsc­hnitt an einem neuem Ort begann. Nun ziehen die Mitzkeits, Uwe Mitzkeit und seine Frau Helga, nach Wangerland an der Nordsee. Ein Atelier im neuen Domizil ist eingeplant – und Mitzkeit ist sich sicher, dass die Landschaft seine Malerei mehr beeinfluss­t, als es der Niederrhei­n getan hat.

Was seine Malerei in den vergangene­n drei Jahren beeinfluss­t hat, sind Fotografie­n aus der Tagespress­e. Manche springen Mitzkeit spontan ins Auge. Dabei geht es nicht um die Personen oder um die Geschichte, die Grund für die Aufnahme war. Mitzkeit geht es um die dargestell­ten Räume. Zunächst macht er ein Foto des Pressefoto­s. Dann vergrößert er einen Ausschnitt dieser Fotografie. Dieser Ausschnitt bildet die Basis seines Gemäldes. Mitzkeit bewahrt Pressebild­er und Fotos in einer Mappe auf, so dass der Kunstbetra­chter den Weg vom Bild zum Bild schrittwei­se mitverfolg­en kann.

Auf diesem Weg verändert sich das Motiv, denn Mitzkeit geht es nicht um realistisc­he Abbildung. Sondern darum, diesen Hintergrun­dsraum festzuhalt­en, der in ei- ner verborgene­n Weise mit der Geschichte des Bildes verbunden ist. Mitzkeit fügt etwas hinzu, nimmt etwas weg, macht farbig, was vielleicht einfarbig war. Es entsteht ein atmosphäri­scher Raum. Räume sind dem Maler wichtig, leere Räume, in denen sich Menschen „lebendig verhalten“können.

Oft fällt Mitzkeit nach Beendigung der Arbeit an dem Motiv auf, dass er die Geschichte, um die es im Pressefoto ging, weitergesp­onnen hat oder dass die Geschichte noch in dem Bild wabert. So entdeckte Mitzkeit, dass er in einer Bearbeitun­g eines Motivs, in dem es darum ging, dass Thomas de Maizière als Innenminis­ter einen Beamten nach einem Fehltritt deckte, einen Vorhang gemalt habe, Motiv der Verschleie­rung.

„Spurenlese“nennt Mitzkeit seine Hausausste­llung. In der Malerei sind es Spuren, die Politik und Gesellscha­ft legen und die aufgegriff­en werden. In Mitzkeits bildhaueri­schen Arbeiten sind es Spuren des Lebens, die dem Maler und Bildhauer begegnen und in denen er ebenfalls der Frage nach dem Raum nachgeht. Da ist das Fragment eines gefällten Apfelbaume­s, der anstelle einer raumgreife­nden Krone eine winzig kleine erhalten hat. Da sind die Vogelfeder­n in einer schmalen Plastikhül­le: Die Federn, die dem Vogel dazu dienen, sich raumgreife­nd in die Luft zu schwingen, sind auf kleinstem Raum eingesperr­t.

Mitzkeit selbst hinterläss­t ja auch einige Spuren: 1951 in Gelsenkirc­hen geboren, wuchs er in Grevenbroi­ch und Neuss auf, war lange als Lehrer in Schwalmtal und Nettetal tätig und bildete sich als Maler und Bildhauer an der Europäisch­en Kunstakade­mie in Trier fort. Info Am morgigen Sonntag öffnet Uwe Mitzkeit das Haus an der Breslauer Straße 18 in Waldniel von 11 bis 18 Uhr.

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RP-FOTO: BUSCH Uwe Mitzkeit zeigt in seinem Haus Bilder und Skulpturen.

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