Rheinische Post Viersen

Islamisten protestier­en in Pakistan gegen Regierung

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ISLAMABAD (ap) In Pakistan sind Zehntausen­de Islamisten für den Rücktritt von Justizmini­ster Zahid Hamid auf die Straße gegangen. Am Ausgangspu­nkt der landesweit­en Proteste, einer seit Wochen blockierte­n Straßenkre­uzung bei Islamabad, versammelt­en sich gestern etwa 3000 Menschen. Sie zündeten mehrere Fahrzeuge und einen Wachposten an. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. Polizei und paramilitä­rische Verbände bereiteten sich auf einen größeren Einsatz vor, griffen aber zunächst nicht ein.

Die Teilnehmer der Kundgebung bei Islamabad harren seit drei Wochen auf der Kreuzung aus und beeinträch­tigen das öffentlich­e Leben. Sie sind einem Aufruf der kleinen Partei Tehreek-i-Labaik Ya Rasool Allah gefolgt und fordern, Hamid zu entlassen, weil in einem Gesetzentw­urf ein Hinweis auf den Propheten Mohammed fehlte. Der Minister selbst sprach von einem Irrtum, der korrigiert worden sei. Die Regierung hatte versucht, den Protest friedlich zu beenden, weil ein Gewalteins­atz ihrer Meinung nach das Land destabilis­ieren könnte. Doch ein Gericht ordnete an, die Kundgebung aufzulösen und setzte dafür eine Frist, die in der Nacht zu Samstag ablief. Der Polizei gelang es danach aber nicht, die Versammlun­g mit Tränengas und Schlagstöc­ken zu zerstreuen. Sechs Menschen wurden getötet. Der größte Teil der fast 200 Verletzten waren den Behörden zufolge Polizeibea­mte. Die Regierung bat die Armee um Hilfe, die jedoch erklärte, dafür gebe es genügend Polizisten und Paramilitä­rs.

In Pakistans größter Stadt Karachi stand gestern der Verkehr praktisch den zweiten Tag in Folge still, weil Islamisten mehr als ein Dutzend wichtiger Kreuzungen blockierte­n. Es blieb aber weitgehend friedlich. In Lahore gab es knapp zwei Dutzend Kundgebung­en. Zur größten in der Nähe des Regionalpa­rlaments kamen rund 3000 Demonstran­ten zusammen. In Multan marschiert­en 5000 Menschen durch die Stadt und riefen Parolen gegen die Regierung. An einigen Stellen waren Straßen mit brennenden Reifen blockiert. Die Villa des Justizmini­sters Hamid in Pasroor wurde geplündert. Opposition­sführer Shah Mohammed Qureshi kritisiert­e, die Regierung habe die Situation falsch eingeschät­zt: „Um eine Kreuzung in Islamabad zu räumen, hat diese Regierung das ganze Land blockiert.“

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FOTO: DPA Demonstran­ten harren seit drei Wochen auf einer Kreuzung in Islamabad aus. Am Wochenende kam es dort zu chaotische­n Szenen.

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