Rheinische Post Viersen

Die Fans des 1. FC Köln verlieren den Glauben an die Wende

Das 0:2 gegen Hertha BSC ist die elfte Niederlage im 13. Punktspiel. Trainer Stöger muss improvisie­ren und viele junge Spieler einsetzen.

- VON ANDREAS ASEN

KÖLN (sid) Es war ein Bild des Jammers. Ein Bild, das nur ein designiert­er Absteiger abgeben kann. Mit leeren Gesichtern und hängenden Köpfen schlichen einzelne Spieler des 1. FC Köln in Richtung Südtribüne. Dort wartete nur noch der harte Kern der leiderprob­ten Fans, während die meisten Zuschauer das Stadion längst verlassen hatte. Nach dem 0:2 gegen Hertha BSC und einer über weite Strecken leblosen Vorstellun­g droht auch der letzte Funken Hoffnung auf den Klassenerh­alt zu verglühen. Die elfte Saisonnied­erlage am 13. Spieltag, be- siegelt durch einen Doppelpack von Vedad Ibisevic (17./64. Foulelfmet­er), traf ganz Köln ins Herz.

Nur drei Tage zuvor hatte Köln mit dem Sieg in der Europa League gegen den FC Arsenal (1:0) ein Lebenszeic­hen gesendet, nun stellte Torwart Timo Horn fest: „Das war viel zu wenig, um in der Bundesliga zu bestehen.“Trainer Peter Stöger gab zu: „Mit jeder Niederlage, mit jedem Rückstand wird es schwierige­r, den Glauben zu vermitteln.“Aufgeben will er aber nicht: „Ich habe einen Vertrag unterschri­eben und versuche, ihn so gut es geht zu erfüllen.“

Das wird von Spieltag zu Spieltag komplizier­ter. Der Rückstand auf den SC Freiburg auf Relegation­splatz 16 beträgt bereits neun Punkte, zudem gehen dem 1. FC Köln die Profis aus. Nach elf Ausfällen standen gegen Berlin beim Schlusspfi­ff vier Teenager auf dem Platz. Darunter Yann Aurel Bisseck, mit 16 Jahren, 11 Monaten und 28 Tagen zweitjüngs­ter Bundesliga-Debütant nach dem Dortmunder Nuri Sahin der 27 Tage jünger bei seinem ersten Einsatz in der Saison 2005/06 war.

Auf die Personalpr­obleme wollten die Kölner den nächsten Rückschlag nicht schieben, auch nicht auf die Totenstill­e, die teilweise im Stadion herrschte. „Die Fans haben extreme Geduld mit uns, aber nur zwei Punkte, das ist einfach brutal“, sagte Kapitän Matthias Lehmann, der in der Dreierkett­e aushelfen musste und den Elfmeter, der zum 0:2 führte, mit einem stümperhaf­ten Einsatz gegen Davie Selke verschulde­te.

Schon der 0:1-Rückstand hatte ins Bild der derzeit desolaten Kölner gepasst. Lukas Klünter verstolper­te den Ball zur Ecke, bei der die gesamte Abwehr dann Ibisevic aus den Augen verlor. Dabei war auch die Hertha ohne viel Selbstvert­rauen angetreten. Doch nach dem Aus in der Europa League am Donnerstag durfte sich Trainer Pal Dardai endlich über den ersten Auswärtssi­eg der Saison freuen. „Das erste Tor war wichtig. In der zweiten Halbzeit haben wir sehr disziplini­ert verteidigt und die Konter gut ausgespiel­t“, sagte der Ungar.

Wie wenig Vertrauen in die Wende in Köln noch herrscht, zeigte eine Szene in der 49. Minute. Herthas Karim Rekik hatte den Ball im Strafraum mit der Hand berührt, Schiedsric­hterin Bibiana Steinhaus beriet sich minutenlan­g mit dem Videoassis­tenten Guido Winkmann und entschied sich gegen den Strafstoß.

Proteste gab es daraufhin kaum, auch nicht von den Zuschauern, die sich in Köln offenbar an die Niederlage­n gewöhnt haben.

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FOTO: IMAGO Yann Aurel Bisseck (li.) wird von Maximilian Mittelstäd­t attackiert.

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