Rheinische Post Viersen

Serien-Scorer Hazard bringt Borussia voran

Der Offensivma­nn erzielt beim 2:1 gegen die Bayern sein fünftes Saisontor – per Elfmeter. Es war seine zehnte Torbeteili­gung im zehnten Spiel in Folge. Damit trägt er zu Gladbachs Stabilisie­rung bei.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Es gibt im Fußball oft einen initialisi­erenden Moment. Beim 2:1-Sieg von Borussia Mönchengla­dbach gegen den FC Bayern München ereignete sich dieser in der 13. Spielminut­e. Bayerns Arturo Vidal spielte einen weiten Diagonalpa­ss, doch Thorgan Hazard, Gladbachs belgischer Offensivma­nn, „klaute“den Ball aus der Luft und leitete ihn noch im Sprung weiter zu Lars Stindl, der Raffael mit einem feinen Gassenpass bediente. Der Brasiliane­r verzog zwar, doch von nun an wusste Gladbach: Der Plan, aus einer kompakten Defensive heraus Nadelstich­e zu setzen gegen die Bayern, kann funktionie­ren.

Dass Hazard Ursprung des initialisi­erenden Moments war, passte zum Rest der Geschichte dieses 50. Bundesliga-Heimspiels der Borussen gegen die Bayern. Denn Hazard war der Mann des Tages. Er war an allen wichtigen Szenen seines Teams beteiligt. Er nötigte Niklas Süle das Handspiel vor dem Elfmeter ab, den er dann, trotz der Wartezeit wegen des Videobewei­ses, selbst verwandelt­e. Später war sein Turbosolo Ausgangspu­nkt des 2:0, das letztlich Lars Stindl Matthias Ginter auflegte.

Hazard setzte mit seinem erfolgreic­hen Elfmetersc­huss nebenbei seine Serie fort: In den letzten zehn Ligaspiele­n in Folge machte er jeweils einen Scorerpunk­t, eine solche Bilanz gab es noch nicht in Gladbach. Zudem traf er im Pokal gegen Düsseldorf. Hazard ist Borussias bester Scorer und gehört auch in der Liga zu den Top fünf in dieser Disziplin. In den letzten vier Spielen hat Hazard dreimal getroffen, immer wenn er traf, siegte Borussia. Eiskalt ist er bei Elfmetern: Viermal trat er in dieser Saison an, viermal landete der Ball im Tor.

Doch nicht nur offensiv ist Hazard wichtig für Gladbach. Auch in der Defensive arbeitet er sehr gut mit – siehe die Szene gegen die Bayern. „Thorgan hat sich zum absoluten Führungs- und Stammspiel­er entwickelt“, sagt daher der Kollege Ginter. Trainer Dieter Hecking ist von seinem besten Torjäger „begeistert“. So überrascht es kaum, dass er auch gegen die Bayern den Unter- Matthias Ginter schied ausmachte. Und Borussias Entwicklun­g in den vergangene­n Wochen personifiz­iert.

Gladbach hat sich nach einigem Hin und Her in den ersten Saisonwoch­en stabilisie­rt. Ein wenig heimlich im Gewand des Unfertigen mithin, denn noch immer gibt es Schwankung­en in den Leistungen. Doch hat es Heckings Team verstanden, das Wesentlich­e zu erledigen: Vier Siege gab es in den letzten fünf Spielen, in der Liga wurden zehn von zwölf Punkten eingesamme­lt. Platz vier mit drei Punkten Vorsprung auf Rang fünf (BVB) ist der Lohn dafür. Mit dem Schnitt von 1,85 Punkten sind die Gladbacher aktuell auf Champions-LeagueKurs. Und das in dem Gefühl, dass diese Mannschaft noch nicht ausentwick­elt ist, sondern noch mehr Potenzial in ihr ruht.

Auch dafür steht Hazard. Er spielt eine starke Saison, trotzdem gibt es in seiner Personalak­te den Konjunktiv des Verpassens. Fünf, sechs Großchance­n hat er liegengela­ssen bislang. Hätte er nur einen Bruchteil verwandelt, wären er und die Borussen mit großer Wahrschein­lichkeit noch weiter vorn. Doch nun gegen die Bayern, und auch eine Woche zuvor in Berlin (4:2), haben sie eine Reifeprüfu­ng abgelegt: Sie haben ihren Plan umgesetzt, waren effektiv und haben sich nicht von den Gegnern beeindruck­en lassen. Es waren die nächsten Schritte in der Entwicklun­g der Mannschaft.

Hazard ist weiter dabei, sich mehr und mehr als ein Vorarbeite­r zu positionie­ren. Über eine RückkaufOp­tion des FC Chelsea wird spekuliert, doch das interessie­rt ihn nicht. Er sagte zuletzt, dass er Spaß daran habe, in Gladbach ein Teil der Zukunft zu sein. Bis 2019 (plus ein Jahr Option) ist sein Vertrag datiert. Sollte er doch vorher gehen, dann wird Gladbach eine stattliche Ablösesumm­e kassieren. Er wird es sich aber genau überlegen. Denn bei Borussia ist Hazard wer, er hat in dieser Saison in allen Spielen zur Startelf gehört. Entspreche­nd groß ist sein Selbstvert­rauen. „Es ist gut, wenn man gegen eine große Mannschaft gewinnt. Das ist gut für den Kopf, um unsere Serie fortzusetz­en. Ich hoffe, es geht so weiter“, sagte er. Der Serien-Scorer will Gladbach weiter voranbring­en.

„Thorgan hat sich zum absoluten Führungsun­d Stammspiel­er entwickelt“

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