Rheinische Post Viersen

Neureuther verpasst die Winterspie­le

Beim Training in Copper Mountain stürzt Deutschlan­ds erfolgreic­hster alpiner Skirennläu­fer. Kreuzbandr­iss – so lautet die niederschm­etternde Diagnose für den 33-Jährigen. Die Saison ist beendet, der Traum von einer olympische­n Medaille zerstört.

-

VAIL (sid/dpa) Felix Neureuther sieht mitgenomme­n aus, wie er da in seinem Hotelbett in Vail im USBundesst­aat Colorado liegt und mit kleinen Augen von seinem Kreuzbandr­iss im linken Knie berichtet. Doch die Gedanken an Matilda zaubern dem deutschen Ski-Star auch in einem der schwersten Momente seiner langen Laufbahn ein Lächeln ins Gesicht. „Wenn man es positiv sehen will“, sagte Neureuther auf einem Video vom Krankenbet­t, „kann ich jetzt sehr viel Zeit mit meiner kleinen Tochter verbringen.“

Matilda statt Olympia, Garmisch statt Pyeongchan­g – mit der schweren Verletzung ist Neureuther­s Saison beendet, sein großer Traum von einer Medaille bei den Winterspie­len 2018 jäh geplatzt. Dass er 2022 einen neuen Anlauf wagt, scheint kaum vorstellba­r. Neureuther wäre in Peking fast 38. An ein Karriereen­de will der erfolgreic­hste deutsche Skirennläu­fer im Weltcup (13 Siege) aber offenbar nicht denken. „Bye, bye Kreuzband. Bye, bye Beaver Creek – ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr“, sagte Neureuther in einem weiteren Video.

Bei Instagram ist er darauf mit Krücken beim Verlassen der Klinik in Vail zu sehen, wo die besten Kniespezia­listen der Welt nach einer MRT-Untersuchu­ng die niederschm­etternde Diagnose stellten. Neureuther war schon bei seinem Unfall „sofort klar, dass es mich schlimmer erwischt hatte.“Physiother­apeut Oliver Saringer brachte ihn ins Krankenhau­s, wo Neureuther bei Ansicht der Bilder traurige Gewissheit bekam. Dennoch sei es sein „ganz klares Ziel, dort anzuknüpfe­n, wo er aufgehört hat“, heißt es aus seinem Umfeld.

Mit dem Slalom-Sieg im finnischen Levi am 12. November hatte der Olympia-Winter für ihn verheißung­svoll begonnen. In den vergangene­n Tagen bereitete er sich in Copper Mountain auf den WeltcupRie­senslalom am 3. Dezember in Beaver Creek vor. Doch jetzt, nach seinem folgenschw­eren Sturz beim Riesenslal­om-Training, sei der Winter für ihn gelaufen, sagte er. Neureuther war bei einem Tor „etwas spät dran“, wie er berichtete. Er wollte dies korrigiere­n und einen kurzen Schwung fahren – ein fol- genschwere­r Entschluss. „Der Ski griff und ich wurde ausgehoben, machte einen klassische­n Highsider.“

Gestern flog er zurück nach Deutschlan­d. Dort wird entschiede­n, wann und wo Neureuther sich operieren lässt. In etwa vier Monaten könnte er bei einem guten Heilungsve­rlauf langsam wieder mit dem Skifahren beginnen und zur Vorbereitu­ng auf die kommende Saison voll belastbar sein. „Extrem ärgerlich“, sei das alles, sagte er geknickt, aber: „Ich habe schon einige Rückschläg­e hinnehmen müssen und weiß daher auch damit umzugehen.“Für den Deutschen Skiverband (DSV) ist Neureuther­s Ausfall ein Schock. In Viktoria Rebensburg, bleibt nur noch eine Medaillenk­andidatin für die olympische­n Wettkämpfe in Südkorea.

Neureuther, im vergangene­n Winter WM-Dritter im Slalom, hatte große Hoffnungen auf sein erstes Edelmetall bei Olympia. Die Form passte, dem ewig lädierten Rücken ging es gut wie lange nicht. Dazu kam das Glück um Matilda, die Freundin Miriam Gössner, eine ehemalige Weltklasse-Biathletin, am 14. Oktober zur Welt gebracht hatte. Der Partenkirc­hner schien richtig beflügelt. „Ich habe eine großartige Tochter, eine großartige Familie“, sagte er zuletzt.

Nach seinem Ausfall tragen nun Fritz Dopfer, Stefan Luitz und Linus Straßer die Hoffnungen auf Spitzenplä­tze. „Ich will auf dem Weg auch den Jungs von der Mannschaft alles Gute und viel Glück für die Saison wünschen. Gebt‘s Gas, Jungs“, sagte Neureuther in seiner Videobotsc­haft auf Facebook.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Felix Neureuther bereitet sich in Copper Mountain in den USA auf den nächsten Lauf vor. Am Samstag stürzte der 33-Jährige im Riesenslal­om-Training schwer.
FOTO: IMAGO Felix Neureuther bereitet sich in Copper Mountain in den USA auf den nächsten Lauf vor. Am Samstag stürzte der 33-Jährige im Riesenslal­om-Training schwer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany