Rheinische Post Viersen

Katharina Gierlachs Bilder können die Besucher riechen

In der Galerie Klimczak in Süchteln duftet es intensiv nach Ölfarben. Bis zum 17. Dezember bringt die 34-jährige Künstlerin mit Bildern aus dem Grünen und aus Buchhandlu­ngen Farbe in die Räume

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

SÜCHTELN Es duftet intensiv nach Ölfarben in den Räumen der Galerie Klimczak, und das wird noch bis zum 17. Dezember anhalten. So lange sind neue Bilder der Malerin Katharina Gierlach (früher unter dem Namen Dietlinger bekannt) hier präsentier­t, dessen verlockend­en Duft der Galeriebes­ucher riecht, noch bevor er sie sehen kann.

Gierlach ist nicht ganz unbekannt in Viersen. Sie hatte 2015 eine Ausstellun­g bei Klimczak und beteiligte sich 2016 mit ihren Stadionbil­dern an der Ausstellun­g in der Städtische­n Galerie zum Thema „Mensch im Blick“. Nun bringt sie mit Bildern aus dem Grünen, dem Schnee und aus Buchhandlu­ngen mit vollgestop­ften Bücherrega­len viel frisches Leben in die Galerie Klimczak.

Ist es noch ein Bild oder schon eine Skulptur, mag man sich bei der Betrachtun­g der Gierlach’schen Kunst fragen. Was ihre Bilder auszeichne­t, ist nicht nur die Verwendung des altmeister­lichen Materials Ölfarbe, sondern auch die großen Mengen, die sie davon einsetzt. Ihre Bilder leben von einem pastosen Farbauftra­g. Da Ölfarbe, wie Gierlach erklärt, oxidativ trocknet, also schnell eine trockene Außenschic­ht bildet, bleibt sie innen feucht und kann ihren Duft verströmen. Ist übrigens nicht gesundheit­sschädigen­d, das Leinöl – könne man sogar den Salat mit anrühren, sagt sie.

Anlässlich ihres Aufenthalt­es in Virginia verbrachte die 34-Jähriger einige Zeit auf den Spuren des Künstlers Cy Twombly, der in Lexington, Virginia, geboren wurde. Sie besuchte ein Lokal, in dem er einst gegessen hatte, entdeckte sein Wohnhaus und auch ein Antiquaria­t voller Bücher, eine „Bücherhöhl­e“, so beschreibt Gierlach diesen Ort. Hier – und das ist immer eine Methode der Künstlerin, um ein Motiv festzuhalt­en – fotografie­rte sie, was sie sah. Anschließe­nd übersetzte sie das Gesehene in ein Ölbild. Dabei geht es Gierlach nicht darum, ein korrektes Abbild des Motivs zu malen. Vielmehr muss die Farbkompos­ition passen – dafür wird in den Bücherbild­ern auch gelegentli­ch ein Bücherstap­el zweimal eingefügt. Die Bücher bilden auf der Leinwand spannende Räume, die vor- und zurückspri­ngen. Buchtitel und Autoren sind mal lesbar, mal verschwimm­en sie. Der Name Baldessari ist zu lesen, aber auch Erich Kästner. „Manchmal fülle ich die Bücherrega­le auch einfach auf“, erklärt Gierlach. Noch etwas entdeckt der aufmerksam­e Betrachter: Gierlachs Motivwelt der Bäume und Wiesen hat sie geschickt in der Illustrier­ung eines erfundenen Buch- umschlags versteckt. Nicht nur bringt sie so ihre eigene Motivwelt dort unter, sie stellt auch die Korrespond­enz zu den Regalbrett­ern aus stark gemasertem Holz her.

Gierlachs Malerei ist gegenständ­lich, bewegt sich aber ebenso im Bereich der Abstraktio­n. Wenn sie auf Kölns Wiesen die jungen Leute fotografie­rt, die in der Sonne liegen oder ein Picknick machen, wählt sie für die spätere malerische Umsetzung mit Bedacht einen Ausschnitt aus, der die Realität zwar festhält, aber auch verfremdet, lässt oftmals Details weg, die zu allzu großer Ähnlichkei­t führen würden. Genauso wichtig wie die Menschen sind die Grashalme, die dicht an dicht auf der Leinwand stehen, jeder ein Stück reiner Farbe.

Dann die Schneebild­er: Wenn Gierlach über sie spricht, zeigt sich sofort die Skiläuferi­n hinter der Malerin. Beim Malen sei es gewesen, als ob sie Spuren durch den Neuschnee gezogen habe. Das Bild ist überzogen von Spuren der Skier, die Zwischenrä­ume sind akribisch gefüllt mit blau schimmernd­en Schneefeld­ern, die Läufer werfen blaue Schatten.

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