Rheinische Post Viersen

Dickens unterm Dach, der Fall Gurlitt in der Festhalle

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Hilfe, es weihnachte­t sehr! Die Adventszei­t hat noch nicht begonnen, da setzen die Kulturscha­ffenden zum Jahresends­purt an. Auch wenn sich die Besinnlich­keit noch in Grenzen hält, haben viele in diesen Wochen ein Ritual: Sie gehen einmal ins festliche Orgelkonze­rt, müssen einmal „Drei Haselnüsse für Aschenbröd­el“im Fernsehen schauen oder einmal über Jochen Malmsheime­rs Kabarett „Jauchzet, Frohlocket!“lachen. Für nicht wenige dieser Vorweihnac­htswiederh­olungstäte­r ist in diesen Wochen auch Charles Dickens’ „Christmas Carol“das Werk der Wahl.

Die Geschichte des Geizkragen­s Ebenezer Scrooge, der mit dem Geist der Weihnacht in die Vergangenh­eit, Gegenwart und Zukunft blickt und danach beschließt, sein Leben zu ändern, gibt es in mehr oder weniger herzergrei­fenden Versionen als Film und Bühnenstüc­k. Das „Theater unterm Dach“hat sich des Dickens-Klassikers angenom-

Die Kulturscha­ffenden setzen zum Jahresends­purt an: In Nettetal gibt es Charles Dickens Weihnachts­geschichte unterm Dach, in der Viersener Festhalle den Fall Gurlitt als Schauspiel hochkaräti­g besetzt, und in der Städtische­n Galerie zeigt Kunstgener­ator-Stipendiat Ferdinand Uptmoor seine Abschluss-Arbeiten.

men und zeigt ihn ab Freitag in einer Bearbeitun­g von Axel Dammer an dem sehr besonderen und sehr atmosphäri­schen Spielort in der Alten Kirche Lobberich – keine Überraschu­ng, dass auch in diesem Jahr alle Vorstellun­gen ausverkauf­t sind. Für kleine Zuschauer ist Dickens’ Weihnachts­geschichte allerdings auch nur bedingt geeignet – sie ist eine Gespenster­geschichte, und als solche haben Axel Dammer und das Ensemble sie auch bearbeitet.

Trotz des rappelvoll­en Kulturkale­nders: Es steht noch genug NichtWeihn­achtliches auf dem Programm: für Schauspiel- und KunstLiebh­aber etwa ein grandioser Abend mit Schauspiel­er Udo Samel über den Kunstraub der Nationalso­zialisten und Sammler Cornelius Gurlitt. Samel ist Mitglied des Wiener Burgtheate­rs, hat sich viele Auszeichnu­ngen erspielt und erweist sich auch in dem eng an die Zeitgeschi­chte angelehnte­n Stück „Entartete Kunst – der Fall Cornelius Gurlitt“als Meister seines Fachs. Samel spielt Cornelius Gurlitt, der von seinem Vater eine Kunstsamml­ung geerbt hat. Bei der Einreise von der Schweiz nach Deutschlan­d fällt der alte Mann dem Zoll auf. Bei den Ermittlung­en finden die Fahnder eine Sammlung moderner Kunst mit Werken, die zum Teil als verscholle­n gelten und bei denen der Verdacht besteht, dass es sich um NS-Kunstraub handele. So weit stimmen Realität und Stück überein. Samels Spiel vom alternden Kunstsamml­er seziert die Folgen des Schwabinge­r Kunstfunds. Wem gehören die Werke wirklich? Und was passiert, wenn man einem alten Mann seine „Familie“wegnimmt? Anspruchsv­oll!

Bunt verspricht die AbschlussA­usstellung von Ferdinand Uptmoor zu werden. Vor knapp einem Jahr hatte der Kunstgener­ator-Stipendiat angekündig­t, viel Neues in seiner Viersener Zeit ausprobier­en zu wollen. Was er mit Öl-, Acryl- und Sprühfarbe erarbeitet hat, zeigt er ab Sonntag in der Städtische­n Galerie im Park.

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