Rheinische Post Viersen

Mit der Taschenlam­pe durchs Museum

Am Wochenende blieben im Museum „Mensch und Jagd“in Brüggen die Lichter aus. Die Teilnehmer gingen nur mit Taschenlam­pen auf Erkundungs­jagd, dabei wirkte alles ein bisschen intensiver

- VON BIRGIT SROKA

BRÜGGEN Als würde man nachts durch den Wald pirschen – solch ein Gefühl stellte sich ein, als die Teilnehmer durch einen Vorhang, der kein Licht vom Flur eindringen lässt, den Holzsteg betreten. Der Weg ist nicht wirklich lang, doch gibt es dabei einiges zu entdecken. In der Dunkelheit verstecken sich viele Tiere, und auch der Grüne Knollenblä­tterpilz sieht im Schein der Taschenlam­pe gruselig aus.

„Der Uhu fliegt vollkommen lautlos. Das macht ihn so gefährlich, wenn er Beute fangen will“

Bärbel Weinmann

Der Jugendtref­f Second Home veranstalt­ete gemeinsam mit dem Museum „Mensch und Jagd“und der Burggemein­de Brüggen eine „Lange Nacht des Museums“parallel zur Einweihung der Weihnachts­beleuchtun­g auf dem Nikolauspl­atz. Das Angebot kam an, zahlreiche Eltern oder Großeltern besuchten mit ihren Kindern und Enkelkinde­rn das Museum.

Während in der Wichtelwer­kstatt des Second Home gebastelt wird und Lesungen am künstliche­n Lagerfeuer im Museum angeboten werden, ziehen ab dem frühen Abend stündlich Gruppen durch das einzigarti­ge Raumdioram­a der regionalen Landschaft­sräume in der ersten Etage des Museums. Die Beleuchtun­g bleibt aus, stattdesse­n erhalten die Teilnehmer Taschenlam­pen.

Die teilnehmen­den Kinder sind nicht älter als zwölf Jahre. Die Führung wird also kindgerech­t gestaltet. „Das ist der giftigste Pilz, den wir hier haben“, erklärt Andreas Wintraken, der die Gruppe durch den Raum führt. Neben den Pflanzen sind natürlich die Tiere, die es zu entdecken gilt, für die Kinder am interessan­testen. „Wie macht der Uhu?“, fragt Wintraken, die Kinder ahmen die Geräusche nach. Bärbel Weinmann, ehrenamtli­che Leiterin des Museums und selbst passionier­te Jägerin, beschreibt: „Der Uhu fliegt vollkommen lautlos. Das macht ihn so gefährlich, wenn er sein Abendbrot fangen will. Er kann sehr gut in der Dunkelheit sehen, darum sind seine Augen so groß.“Auch für die Erwachsene­n gibt es Informatio­nen: „Die Federn der Eu- len sind speziell angeordnet, die Flügel haben eine elliptisch­e Form. Die Flugtechni­k der Eulen wurde untersucht, und die Ergebnisse fließen sogar in das Design von Tragflügel­n mit ein“, sagt Wintraken.

Einige Kinder klettern auf den Hochsitz im Raum. „Stellt euch vor, der Mond scheint und ihr wollt nach Wildschwei­nen Ausschau halten“, sagt Weinmann. Die Besucher schalten ihre Taschenlam­pen aus, Wintraken simuliert mit seiner Lampe den Mond. Ein Junge entdeckt eine weitere ausgestopf­te Eule im Baum. „Oma, ich hab einen Hasen gesehen“, sagt Leonie.

Waldgeräus­che ertönen aus dem Lautsprech­er, mal ist es das Röhren eines Hirschs, mal ein Vogelschre­i. In der Dunkelheit wirkt alles intensiver, doch Angst hat keines der Kinder. Im Gegenteil: Die Neugierde überwiegt. Die Gruppe lernt Vogelarten zu unterschei­den, ebenso eine Ringelnatt­er oder eine Blindschle­iche zu erkennen. Wintraken erklärt, was einem Wildschwei­n passiert, wenn es die Schnauze in eine Blechdose steckt, warum man gefundenen Anfall in einem Mülleimer entsorgen soll und warum an einer Seite in der Erde ein Stück von einem Scheinwerf­er liegt. „Das war ein Wildunfall“, sagt der Gruppenfüh­rer. Die Führung ist also nicht nur romantisch, sondern es wird auch auf Probleme hingewiese­n. Auch passend zur Weihnachts­zeit wird erklärt, wie man eine Fichte von einer Tanne unterschei­det.

Museumslei­terin

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FOTO: BIGI Die Lichter blieben aus, aber die Lautsprech­er nicht. Waldgeräus­che ertönten: mal das Röhren eines Hirschs, mal ein Vogelschre­i. Im Baum saßen ausgestopf­te Eulen.

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