Rheinische Post Viersen

Streit verursacht­e Massenpani­k

Nach einigen Terrorangr­iffen in kurzer Zeit sind die Briten verunsiche­rt.

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LONDON (dpa) Ein Streit zwischen zwei Männern war nach bisherigen Ermittlung­en der Auslöser für die Massenpani­k rund um die Londoner U-Bahnstatio­n Oxford Circus. Die Polizei suchte nach dem Vorfall mit Videobilde­rn nach Betroffene­n vom Bahnsteig. Am Samstag meldeten sich freiwillig zwei Männer im Alter von 21 und 40 Jahren und wurden vernommen, wie die britische Transportp­olizei auf Twitter mitteilte. Sie gab jedoch bis gestern keine Auskunft, ob es sich um die beiden Gesuchten oder um Zeugen handelt.

Mitten im Feierabend­verkehr hatte es am Freitagnac­hmittag Berichte über Schüsse in dem Gebiet um die U-Bahnstatio­nen Oxford Circus und Bond Street sowie die nahen Einkaufsme­ilen gegeben. Auch Gerüchte über einen Bombenansc­hlag und einen heftigen Streit zwischen Banden machten schnell die Runde, teils auch in sozialen Netzwerken.

„Niemand hat wirklich etwas gesehen, aber alle sind gerannt, haben Taschen weggeschmi­ssen, geweint, geschrien“, sagte ein Mann, der sich während des Vorfalls in einem der umliegende­n Restaurant­s versteckt hatte. Bei ihrer Flucht verletzten sich 16 Menschen, fast alle nur leicht. Neun wurden in Krankenhäu­sern behandelt.

Die Menschenma­ssen in dem belebten Areal hätten zu der Panik erheblich beigetrage­n, zitierte der britische Fernsehsen­der Sky News den Psychologe­n Glenn Wilson. Zudem hätten auch die sozialen Medien eine verstärken­de Wirkung gehabt, so der Wissenscha­ftler. So nutzten Menschen etwa Twitter in solchen Situatione­n auch, um Freunde zu beeindruck­en und zugleich ihre eigene Angst zu verringern.

In Großbritan­nien liegen die Nerven seit Längerem blank. Das Land wurde dieses Jahr bereits fünf Mal zum Ziel von Terroratta­cken mit insgesamt 36 Todesopfer­n. Vier Anschläge ereigneten sich in London, einer kurz nach einem Popkonzert in Manchester. Unfälle, bei denen Autos mehrere Fußgänger verletzten, weckten kürzlich sofort Erinnerung­en an Anschläge. Bei drei Terrorangr­iffen in diesem Jahr in London hatten die Täter mit Fahrzeugen Jagd auf Passanten gemacht.

Beim jüngsten Vorfall wurden beide U-Bahn-Stationen evakuiert. Die Polizei behandelte den Vorfall ähnlich wie einen Terroransc­hlag. Am frühen Abend gab es dann Entwarnung. Londons Bürgermeis­ter Sadiq Khan dankte den Einsatzkrä­ften für ihre schnelle Reaktion: „Im Zweifel ist es immer besser, auf Nummer sicher zu gehen.“

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