Rheinische Post Viersen

Tod in den Flammen

In dem packenden ZDF-Krimi „Brandnächt­e“weiß jeder etwas – doch keiner sagt alles.

- VON MARCO KREFTING

MÜNCHEN (dpa) Mitten in der Dienstpost steckt die Trauerkart­e. Schlicht gehalten, schwarzer Rand. Sie informiert Anwältin Julia Gerber über den Tod eines Mannes, der vor acht Jahren ihre Schwester umgebracht haben soll. Zudem bekommt sie eine Mail ohne Absender, die Zweifel an der Schuld des psychisch kranken Täters weckt. „Der kleine Schwachsin­nige hat einfach gepasst“, muss Gerber einräumen. Nie habe sie hinterfrag­t, ob der Mann wirklich das Haus in Brand steckte, in dem ihre Schwester starb. Um diese Frage zu beantworte­n, fährt sie zurück in ihr kleines Heimatdorf irgendwo im Alpenvorla­nd.

Hier kennt jeder jeden. Auch Gerber ist per Du – mit Psychologi­n Lisa Poldack, die Gutachten über den mutmaßlich­en Mörder verfasst hat. Mit dessen Vater Johannes Falk. Und mit dem ehemaligen Ermittler Jens Maurer, der inzwischen vom Dienst suspendier­t ist – wegen „persönlich­er Probleme“, wie es heißt. Er hängt an der Flasche. Sie alle kennen sich seit Kindheitst­agen. Das verschafft Gerber einerseits einen recht einfachen Zugang zu möglichen Informatio­nen. Anderersei­ts muss sie bei der Suche nach dem wahren Täter ihren Bekannten allesamt misstrauen. Die scheinen auch längst nicht alles preiszugeb­en, was sie wissen. Aus dem spannungsg­eladenen, vielschich­tigen Verhältnis zwischen den Figuren entwickelt Autorin Hannah Hollinger den packenden Krimi „Brandnächt­e“.

In den Hauptrolle­n überzeugen Sophie von Kessel als Anwältin Gerber, Tobias Moretti als Ex-Kommissar, Barbara Auer als Psychologi­n und Nikolaus Paryla als Vater des vermeintli­chen Mörders, der seit einer missglückt­en Sprengung im Rollstuhl sitzt. Einen Bufdi aus dem Seniorenst­ift stiftet er dazu an, Vögel zu schießen, die beide dann präpariere­n. Nicht nur diese Aufgaben übernimmt der schweigsam­e, loyale Begleiter. Seinen Sohn bezeichnet Falk selbst als irre. Trauer scheint ihm der Tod nicht zu bereiten.

Die Akten zu dem Brand von damals sind verschwund­en. DNASpuren am Tatort, Rußspuren im Gesicht des Verdächtig­en und dessen Geständnis nach drei Tagen Befragunge­n sprechen für sich. Doch Gerbers Zweifel werden immer stärker. Stück für Stück kommt Gerber dahinter, dass so gut wie jeder Mann im Dorf eine Affäre mit ihrer Schwester hatte. Die Anwältin bleibt überrasche­nd ruhig und resolut. Mit der Zeit muss sie sich aber fragen, welche Rolle ihr Lebensgefä­hrte spielt, welches Verhältnis er zur Schwester hatte, wie der Journalist an Informatio­nen für exklusive Geschichte­n kam. Und was ein geplanter Kraftwerks­bau damit zu tun hat. Nur nach und nach sieht sie klarer. „Brandnächt­e“, ZDF, 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Anwältin Julia Gerber (Sophie von Kessel) und Jens Maurer (Tobias Moretti) im Wald. Auf unliebsame Weise muss sich die Anwältin ihrer schmerzlic­hen Vergangenh­eit stellen.

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