Rheinische Post Viersen

Giselle tanzt verliebt durch den Wald

80 Tänzer der Ballettsch­ule Annette Schulz erzählten auf der Bühne die Geschichte der Giselle. Die Sage Heinrich Heines umzusetzen, war für sie körperlich und psychisch eine Herausford­erung

- VON EVA-MARIA GEEF

BOISHEIM/GREFRATH Ein Jahr dauerten die Vorbereitu­ngen, jetzt war es so weit: Die staatlich anerkannte Ballettsch­ule Annette Schulz aus Boisheim führte an zwei Tagen das moderne Ballettmär­chen Giselle, inspiriert von einer Sage Heinrich Heines, auf. 80 Tänzer ab vier Jahren erzählten in der Albert-MoorenHall­e in Grefrath die Geschichte der titelgeben­den Hauptdarst­ellerin: Giselle ist ein lebensfroh­es Mädchen und liebt es, zu tanzen. Ihre Tante verbietet es ihr jedoch aus Angst, da sie ein schwaches Herz hat. Doch Giselle ist verliebt und verleiht ihren Gefühlen Ausdruck durch das Tanzen. Leider hat ihr Angebetete­r ihr seine wahre Herkunft verschwieg­en: Er ist ein Prinz und bereits verlobt.

Als Giselles Freund Hilarion, selbst heimlich in die Jugendfreu­ndin verliebt, dessen wahre Existenz und damit die Täuschung Giselles aufdeckt, stirbt sie an gebrochene­m Herzen. Nach ihrem Tod lebt sie als Wili weiter. Wilis sind junge Frauen, die vor ihrer Hochzeit gestorben sind, und nun in einem Wald als Tanzgeist leben. Zwischen Mitternach­t und Sonnenaufg­ang führen sie hier Männer in ihr Verderben: Sie tanzen so lange mit jenen, die in ihren Wald gelangen, bis diese tot umfallen. Hilarion erleidet dieses Schicksal, Prinz Albrecht jedoch wird durch Giselles Liebe geschützt und überlebt.

Schöne Bühnenbild­er, bunte Kostüme und eine große Spielfreud­e zeichnen die Aufführung aus und natürlich das Können der Tänzer. Dabei hat das ausgewählt­e Ballett so seine Herausford­erungen: Giselle sei eine Aufführung der Ordnung und Disziplin, was eine große Herausford­erung für die Tänzer darstellt. „Es ist ein geometrisc­hes Ballett, und jeder auf der Bühne muss sich diesen Formen unterordne­n. Das ist körperlich und psychisch eine Herausford­erung“, sagt Schulz.

Doch bereits die kleinen Darsteller­innen, die Gruppen der Waldfeen und der Weidenmädc­hen, gespielt von den Vier- und Sechsjähri­gen, machen ihre Sache sehr gut und er- halten viel Applaus. Eva-Maria Press (18) tanzt die Giselle und hat somit ihre erste Solorolle erhalten: „Ich tanze, seit ich drei Jahre alt bin, habe auch schon bei verschiede­nen Aufführung­en mitgemacht. Aber Lampenfieb­er habe ich trotzdem, das gehört auch dazu, und es verfliegt, sobald ich das erste Mal auf der Bühne bin.“Das Besondere sei aber, dass hier „ganz viele die Daumen drücken“, und immer jemand zur Stelle sei, wenn man Hilfe benötige. Tina Nellis (35) tanzt erst seit zwei Jahren und hat in der aktuellen Aufführung auch bereits eine Hauptrolle ergattert: Prinz Albrecht. „Es ist wahnsinnig aufregend und toll, wie sehr wir hier für die ganze Arbeit belohnt werden.“In den letzten Wochen vor der Aufführung habe sie fünfmal pro Woche trainiert. Sie kommt ursprüngli­ch vom Gardetanz, hat also nicht von Kindesalte­r an eine klassische Ballettaus­bildung erhalten. Doch von ihrer Lehrerin erntet sie viel Lob: „Es gehört Mut dazu, etwas anderes zu lernen, und immer wieder zu üben und zu üben“, sagt Annette Schulz.

 ?? RP-FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Das Publikum sah bunte Kostüme, schöne Bühnenbild­er und viel Spielfreud­e. 80 Tänzer der Boisheimer Ballettsch­ule zeigten in der Albert-Mooren-Halle in Grefrath die Geschichte der Giselle. Sie sind Waldfeen Weidenmädc­hen und Tanzgeiste­r.
RP-FOTO: NORBERT PRÜMEN Das Publikum sah bunte Kostüme, schöne Bühnenbild­er und viel Spielfreud­e. 80 Tänzer der Boisheimer Ballettsch­ule zeigten in der Albert-Mooren-Halle in Grefrath die Geschichte der Giselle. Sie sind Waldfeen Weidenmädc­hen und Tanzgeiste­r.

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