Runde Zimmer mit Aussicht
Seit zwölf Jahren leben Peter und Käthe Day in der Wackertapp-Mühle am Ortsrand von St. Hubert in Kempen. Zuvor stand das Gebäude aus dem Jahr 1842 zehn Jahre lang leer. Die Days haben dem Denkmal neues Leben eingehaucht
KREIS VIERSEN Als Peter und Käthe Day die Wackertapp-Mühle im Kempener Stadtteil St. Hubert zum ersten Mal besichtigt haben, war das Gebäude im Inneren grün. „Es gab ein massives Feuchtigkeitsproblem“, erinnert sich Peter Day. Der Fotodesigner mit eigener Werbeagentur und die WDR-Redakteurin ließen sich von diesem ersten Eindruck nicht schrecken. Sie kauften die alte Mühle mit Scheune, Turm und Anbau am Ortsrand. Wer heute durch das Gebäude geht, weiß auch, warum.
Ein Jahr lang kam das Ehepaar, das damals in Düsseldorf lebte, jedes Wochenende nach St. Hubert, um in der Mühle zu arbeiten. „Wir haben den ganzen Putz abgeschlagen und den Feldbrandziegel freigelegt“, erzählt der 54-jährige Hausherr. Der Ziegel hatte im Laufe der Jahre viel Wasser aufgenommen, das durch die dicken Putzschichten „Viele Dokumente gibt es nicht“, sagt der 54-Jährige bedauernd, „aber fest steht, dass die Mühle 1842 gebaut wurde und als Gesellschaftsmühle genutzt wurde.“Bis in die 1960er-Jahre hinein sei in der Mühle noch Mehl gemahlen worden. „Flügel hatte der Turm damals schon nicht mehr, denn die Mühle wurde mit Dampf betrieben“, sagt Day.
Der letzte Müller Johann Wackertapp hat die Mühle 1901 gekauft. Als er sein Geschäft einstellte, vermietete die Familie das Gebäude. Der erste Mieter war gleich ein Prominenter. „Männekes“-Maler und Gründer des Kempener Moses-Verlags, Jürgen Pankarz, zog in den Turm. Von 1966 bis 1994 lebte der Grafiker und Illustrator mit seiner Familie in der Wackertapp-Mühle und baute sie aus. „Er hat auch das Bad und die Küche in der ersten Etage angebaut“, erzählt Day.
Bad und Küche sind die einzigen Räume mit mehr oder weniger geraden Wänden. Für Herd, Kühlschrank, Unter- und Hängeschränke habe sich das als sehr praktisch erwiesen, gibt der heutige Besitzer zu. „In den anderen Turmräumen haben wir tatsächlich keine Schränke“, sagt Day, der das aber nicht schlimm findet, denn das Ehepaar liebt es sachlich. In den Zimmern stehen nur wenige schlichte aber stilvolle Möbel. „Die Räume sind schon so besonders, die vertragen keine Konkurrenz durch große, aufwendige Möbel“, finden die Bewoh- ner. Etwa 200 Quadratmeter Wohnfläche stehen den Days auf den drei Wohnetagen im Turm zur Verfügung. Von der angebauten Küche aus, die außen mit Holz verkleidet ist, führt eine Tür auf eine großartige Dachterrasse, die einmal um den Turm herum führt.
Auch wenn die Sanierung der Mühle eine echte Herausforderung war, die Arbeiten immer noch nicht alle erledigt sind und der Erhalt des Gebäudes viel Geld kostet – alle fünf Jahre muss der Turm neu gestrichen werden, und das geht nicht ohne Gerüst – würde das Ehepaar die Mühle sofort wieder kaufen. „Das Haus hat eine Geschichte, und wir sind jetzt ein Teil davon. Das ist schön“, finden die Eigentümer.