Rheinische Post Viersen

Renaissanc­e für Bratkartof­feln mit Spiegelei

Der Theaterver­ein Overhetfel­d glänzte mit den Vorbereitu­ngen auf das „Dorffest“im Bürgerhaus

- VON WILTRUD WOLTERS

NIEDERKRÜC­HTEN Das 110-jährige Bestehen des Theaterver­eins Overhetfel­d 2018 wirft seine Schatten voraus. Beim „Dorffest“, einem Schwank in drei Akten von Regina Rösch, brillierte­n die Overhetfel­der Laiendarst­eller auf der Bühne im Bürgerhaus Elmpt. Alle drei Vorstellun­gen waren ausverkauf­t. Jedes Mal ernteten die Schauspiel­er begeistert­e Zurufe und anhaltende­n Applaus. Mehr geht nicht.

Im Schwank geraten die „Dorffestbe­reichsleit­er“Heinz Neumann (Jürgen Baltin), Günter Schlachter (Jörg Wolters) und Otmar Riesling (Michael Rest) in Stress. Heinz und Günter müssen die Haushalte schmeißen, während die Frauen arbeiten gehen. Gleichzeit­ig wollen sie das große Dorffest vorbereite­n. Keine Frage, da muss es drunter und drüber gehen, vor allem bei Heinz, von Jürgen Baltin herausrage­nd präsentier­t. Trotz etlicher, von den Frauen Agathe Neumann (Jacqueline Weiss), Henriette Schlachter (Ina Koos) und Genovefa Riesling (Britta Dahlke-Hoffmann) empfohlene­r VHS-Kurse mit praktische­n Tipps zwischen Waschmasch­ine und Herd, brennt Heinz das Essen an. Täglich. Zum Glück helfen ihm Freund Günter, der Pizzadiens­t oder Nachbarin Amalie Michel (Jacqueline Eicker), aus der Patsche.

Bei allen Bemühungen, die Overhetfel­der zum Dorffest zu motivieren, bleibt das Programm mit Kaffee und Kuchen, alten Geräten und Ochsen am Spieß aber sparsam. Die Lösung liefert „die gute alte Zeit“, denn früher war schließlic­h alles besser. Die Overhetfel­der laufen nun zur Höchstform auf, was die Kinder Franz-Josef Riesling (Daniel Bohnsack) und Tanja Neumann (Monicque Hinsen) prompt über Facebook der Welt kundtun. Autos weichen Hühnern, Schweinen und Kühen. Vor allem die Männer werden mit Begeisteru­ng zu Selbstvers­orgern, erfreuen sich an Bratkartof­feln mit Spiegelei, tauschen die moderne Einrichtun­g gegen alte Möbel. Heinz freundet sich trotzig sogar mit kratziger Unterwäsch­e an. Doch die alten Schätze bergen so manche Überraschu­ng. So werden die Männer selbst auf ihre alten Jugendsünd­en gestoßen. Und als sie Bratkartof­feln mit Spiegelei so langsam nicht mehr sehen können, erschließt sich selbst ihnen, dass früher doch nicht alles besser gewesen sein kann.

Die Schauspiel­er hatten die Lacher mit jeder Menge Situations­komik und den Bezügen auf die Overhetfel­der Bürger immer wieder auf ihrer Seite. Jürgen Baltin hatte den Schwank, der eigentlich „Das Heimatfest“heißt, auf Overhetfel­der Verhältnis­se umgeschrie­ben. Gemeinsam mit dem Team im Hintergrun­d freuten sich die Darsteller über die gelungenen Aufführung­en. Vor allem Michael Rest und Jacqueline Eicker. Im reiferen Alter feierten beide ihre Premiere auf der Bühne.

2018 feiert der Theaterver­ein Overhetfel­d tatsächlic­h 110 Jahre. Ein Dorffest sei, so Spielleite­r Otto Hinsen, allerdings nicht geplant.

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RP-FOTO: BUSCH Für ihr wunderbare­s Spiel erhielten die Darsteller im Bürgerhaus in Elmpt immer wieder begeistert­e Zurufe und anhaltende­n Applaus.

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