Rheinische Post Viersen

Was wird aus Brüggens Hallenbäde­rn?

Seit bekannt ist, dass die Schwimmbäd­er in Bracht und Brüggen sanierungs­bedürftig sind, wird nach einer Lösung gesucht. Ein Workshop mit Politikern, Verwaltung­smitarbeit­ern und Vereinsver­tretern brachte Erstaunlic­hes zutage

- VON BIRGITTA RONGE

BRÜGGEN Eins vorweg: Das Hallenbad in Brüggen, das in der vergangene­n Woche wegen eines „erhebliche­n Defekts an der Beckenwass­erdesinfek­tion“geschlosse­n werden musste, soll wieder geöffnet werden. Dies erklärte Kämmerer Oliver Mankowski, Chef der Bäderbetri­ebe, am Dienstagab­end im Betriebsau­sschuss. Für heute ist ein Ortstermin mit einem Ingenieur vorgesehen, der sich das Problem ansehen will, so Mankonwski. Er äußerte sich zuversicht­lich, dass der Experte eine Lösung findet. In der Ratssitzun­g am 12. Dezember will er berichten, wie es um das Hallenbad bestellt ist.

Doch selbst wenn das Bad zu Jahresbegi­nn wieder geöffnet werden kann, bleibt die Sorge um den Erhalt einer Schwimmmög­lichkeit in der Dieter Dresen Gemeinde. Sie betreibt zwei Hallenbäde­r: eins in Bracht, eins in Brüggen. Beide sind sanierungs­bedürftig. Wie das Architektu­rbüro Krieger im Sommer erläuterte, würden Sanierung und Modernisie­rung des Brüggener Bades 2,28 Millionen Euro netto kosten, die des Brachter Bades rund 1,95 Millionen Euro netto. Kosten für Planung und Gutachten kämen hinzu.

Im Juli beschloss der Brüggener Rat, das Architektu­rbüro drei Varianten prüfen zu lassen: die Schließung in Bracht und die Sanierung des Brüggener Bades, die Schließung beider Bäder und der Neubau eines Bades auf Gemeindegr­und oder die Schließung beider Bäder und der Neubau eines Bades mit Nachbarkom­munen. Nachdem sich Bürger dafür eingesetzt hatten, auch die Kosten für einen Neubau in Bracht prüfen zu lassen, wird Krie- ger auf Beschluss des Rates auch diese Variante einbeziehe­n.

Dass in einem Workshop vor zwei Wochen nur die Prüfung von zwei Varianten – nämlich der Neubau eines Gemeindeba­ds oder der Neubau eines interkommu­nalen Bads – von den Teilnehmer­n favorisier­t wurden, spielt keine Rolle: Wie Mankowski betonte, habe die Verwaltung vom Rat den Auftrag erhalten, die vier Varianten zu prüfen.

An dem Workshop nahmen 24 Personen teil, darunter Vertreter der Fraktionen, Mitarbeite­r der Verwaltung, Schwimmmei­ster, Vertre- ter der Sportverei­ne, der Behinderte­nvereinigu­ng, der Gesamtschu­le Brüggen und der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG) sowie zwei Mitarbeite­r der deutschen Sportstätt­enbetriebs- und Planungsge­sellschaft (DSBG).

Fachleute rechnen damit, dass der demografis­che Wandel dazu führen wird, dass das Schwimmen beliebter wird. „Mit 80 steht man nicht mehr auf dem Kunstrasen­platz“, so brachte es Dirk Hufschmidt (FDP) im Ausschuss auf den Punkt. Doch Schwimmen könne man bis ins hohe Alter.

Wichtiger Punkt in der Diskussion ist die Kostenfrag­e. Fachleuten zufolge müsse man bei einem Sportbad mit einem hohen Betriebsko­stenzuschu­ss rechnen, da es überwiegen­d dem Schul- und Vereinsspo­rt diene, also kaum Einnahmen erziele. Ein Familienba­d wäre im Bau teurer, würde aber mehr Einnahmen bringen. Noch teurer im Bau wäre ein Wellnessba­d. Es könne aber, so die DSBG, bei gutem Management einen positiven Deckungsbe­trag einbringen, etwa durch Kosmetikan­gebote und Gastronomi­e.

Christoph Kuhn von der DSBG hatte im Workshop empfohlen, Sauna und Wellness hinzuzuneh­men – die Nachfrage sei in der Region sehr groß, der Einzugsber­eich des Bades umfasse 1,7 Millionen Menschen. Für Angebote wie Wellness und Sauna konnten sich die Teilnehmer des Workshops allerdings mehrheitli­ch nicht erwärmen. Sie favorisier­en „fünf Sportbahne­n und eine Rutschbahn“, wie René Bongartz (Grüne) im Betriebsau­sschuss sagte. Er sei „völlig enttäuscht“aus dem Workshop gegangen und mahnte: „Letztendli­ch entscheide­n wir als Rat, was wir machen.“

Bei den Überlegung­en spielen auch die laufenden Kosten eine Rolle: Ein kleines Sportbad könnte Schätzunge­n zufolge jährlich zu einem Defizit von 1,5 Millionen Euro oder mehr führen. Bei einem größeren Bad für zwei Gemeinden würde man gemeinsam das Defizit schultern. Bauamtslei­ter Dieter Dresen machte deutlich, dass man kein Bad ohne Zuschussbe­darf werde betreiben können. Dresen: „Die Frage ist nur: Was bekommen wir für den Zuschussbe­darf? Ein kleines Sportbad oder ein interkommu­nales Bad, das deutlich mehr kann?“Er machte wenig Hoffnung, zwei Bäder bauen zu können: „Mehrere Standorte führen zu höheren Personal- und Betriebsko­sten.“

„Mehrere Standorte führen zu höheren Personal- und Betriebsko­sten“ Bauamtslei­ter

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RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH Das Hallenbad in Brüggen ist seit vergangene­r Woche Donnerstag geschlosse­n — wie ein Zettel an der Tür verrät, voraussich­tlich bis zum 7. Januar. Trost für alle Nutzer: Die Karten behalten ihre Gültigkeit.

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