Rheinische Post Viersen

„Im Badezimmer geht der Piepser nicht“

2012 wurde die analoge Fünfton-Alarmierun­g im Kreis Viersen auf digitale Alarmierun­g umgestellt. Doch dieses System funktionie­rt nicht überall sicher. Für den Aufbau neuer Funk-Standorte werden 750.000 Euro benötigt

- VON BIRGITTA RONGE

KREIS VIERSEN Als Manfred Wolfers umzog, stellte er fest, dass sein Piepser nicht überall im neuen Haus schrillte, wenn der Feuerwehrm­ann zum Einsatz gerufen wird. „Im Badezimmer funktionie­rt der Funkmeldee­mpfänger nicht, im Rest des Hauses schon“, berichtete Wolfers im Ausschuss für Verbrauche­rschutz, Ordnung und Rettungswe­sen des Kreises Viersen. Wolfers gehört der CDU-Kreistagsf­raktion an und ist ehrenamtli­ch als Unterbrand­meister bei der Freiwillig­en Feuerwehr in Grefrath, Löschgrupp­e Mülhausen, tätig. In dem kleinen Grefrather Ortsteil Mülhausen zentrale polizeilic­he Dienste Messungen durchgefüh­rt, um sicherzust­ellen, dass jeder Standort funktechni­sch die Umgebung abdeckt. Die Firma, die die Funkstando­rte aufgebaut hatte, führte ebenfalls Messungen durch. Fazit damals: Die Technik reicht aus, der Kreis ist versorgt.

Dann wurde das neue Netz in Betrieb genommen, und man stellte fest, dass die Funktechni­k doch nicht überall funktionie­rt. Insbesonde­re bei Rettungswa­chen und Krankenhäu­sern bemerkte man, dass neue Gebäude oder Störungen von vielen elektronis­chen Geräten, etwa auf einer Intensivst­ation, dazu führten, dass der Alarm nicht überall sicher ankam. Deshalb wurden in den Jahren 2013 und 2014 drei neue DAU-Standorte eingericht­et, und zwar an den Rettungswa­chen in Kempen, Nettetal-Lobberich und Niederkrüc­hten-Heyen.

Aktuell gibt es 22 DAU-Standorte im Kreis Viersen – und das sind deutlich zu wenig. Denn in den vergangene­n Jahren berichtete­n Einsatzkrä­fte immer wieder, dass der Funkmeldee­mpfänger nicht funktionie­rte, der Alarm bei ihnen nicht ankam. Ob ein Feuerwehrm­ann im Ernstfall überhaupt vom Einsatz erfährt, hängt davon ab, wo er sich gerade befindet. Im Fall von Wolfers: besser nicht im heimischen Badezimmer.

Die Wehren wissen sich zu helfen, informiere­n einander inzwischen per Kurznachri­cht aufs Handy oder unterhalte­n Whatsapp-Gruppen auf ihren Smartphone­s. Doch „gerade mit Blick auf die Tagesverfü­gbarkeit ist es wichtig, dass alle, die einen Piepser haben, auch zum Gerätehaus kommen“, warnte Wolfers.

Nach den zunehmende­n Klagen von Feuerwehre­n und Rettungsdi­ensten wurde eine neue Messung durchgefüh­rt. Das Ergebnis stellte Michael Fothen, stellvertr­etender Leiter und Systemadmi­nistrator der Kreisleits­telle, im Ausschuss vor. Die Messung bestätigt, dass nicht überall eine sichere Alarmierun­g gewährleis­tet werden kann. Fothen verdeutlic­hte das anhand einer Karte: In den Ortskernen, auf der Karte in Blaugrün und Gelb markiert, funktionie­rt die Alarmierun­g. Ein großer Teil des Kreisgebie­ts allerdings ist auf der Karte in Rot unterlegt. Dort funktionie­rt der Piepser vielleicht. Vielleicht auch nicht.

27 neue DAU-Standorte sollen nun sicherstel­len, dass die Funkmeldee­mpfänger überall funktionie­ren. Zwei Standorte sollen umgesetzt werden. Der Aufbau der neuen Standorte kostet nach Angaben der Kreisverwa­ltung 750.000 Euro. Eine Ausschreib­ung, erläuterte Kreis-Kämmerer Thomas Heil im Ausschuss, sei dabei nicht möglich, denn nur die Firma, die das Netz aufgebaut habe, könne auch an das bestehende System anknüpfen. Als investive Auszahlung würde die Summe auf 15 Jahre verteilt, so Heil.

Der Ausschuss nahm die Ausführung­en zur Kenntnis. Die Fraktionen werden sich mit dem Vorhaben im Rahmen der Haushaltsb­eratungen für 2018 auseinande­rsetzen.

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KARTE: KREIS VIERSEN Im Kreis Viersen gibt es derzeit 22 Standorte für digitale Alarmumset­zer (DAU), die die Signale bei Einsätzen an die Piepser der Feuerwehrl­eute und an Sirenen weiterleit­en. Sicher funktionie­rt das nur im blauen und gelben Bereich.
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