Rheinische Post Viersen

Tänzerinne­n im Eis und pelzige Rentiere

140 Kinder und Erwachsene trainieren seit dem Sommer für ihren großen Auftritt in der Produktion „Winterwund­erland“der Ballettsch­ule Studio 1A. Der komplette Erlös wird gespendet

- VON JANNETTA JANSSEN

BRÜGGEN „Von Woche zu Woche sind die Mädchen aufgeregte­r“, sagt Rachel Teuwsen (42), Tanzpädago­gin und Inhaberin der Ballettsch­ule Studio 1A. „Bei der Generalpro­be wird es dann bestimmt noch schlimmer sein.“Sie kennt die Nervosität, das „Chaos“wie sie selbst sagt, das an den Tagen der Aufführung hinter den Kulissen der Begegnungs­stätte Niederkrüc­hten herrscht und versucht alles, dass sich besonders ihre Kleinen ab drei Jahren bei ihrem ersten Auftritt Rachel Teuwsen wohlfühlen – und natürlich auch alle anderen.

Pinkfarben­e Kleider, ein silbern glitzernde­r Gürtel, Steppschuh­e an und ein Lächeln aufsetzen – die Elfbis 14-Jährigen haben die letzte Trainingss­tunde für das „Winterwund­erland“im Ballettsaa­l. „Jetzt kommt es auf die Details an“, weiß Rachel Teuwsen.

Die 14-jährige Katharina hat bei dieser Produktion gleich vier Auftritte. Dazwischen liegt immer etwas Zeit, so kann sich die Jugendlich­e in aller Ruhe für ihren nächsten Tanz umziehen und frisieren. „Das machen wir alles selbst: schminken, anziehen, Haare machen“, schildert Katharina.

Die Zuschauer sollen in die Winterwelt eintauchen – sich von Schneemänn­ern, Pinguinen, Tänzerinne­n im Eispalast und Schneemons­tern verzaubern lassen. Die Geschichte basiert auf dem Märchen „Die Schneeköni­gin“von Hans Christian Andersen.

Rachel Teuwsen hat seit der Eröffnung der Ballettsch­ule 1999 einen großen Fundus an Kostümen. Aber auch in diesem Jahr hat sie neue nähen lassen und welche gekauft: „Dafür mussten die Mädels nichts bezahlen. Es geht ja alles in den Fundus“, so die Tanzpädago­gin. Auch bei Teuwsen steigt langsam die Anspannung. „In der Woche vor den Aufführung­en ist es am stressigst­en“, sagt die 42-Jährige, die in England geboren wurde und seit 20 Jahren in Deutschlan­d lebt. Aber sie genießt auch die Aufregung. „Hauptsache, es verletzt sich nie- mand beim Auftritt oder es gibt einen Stromausfa­ll, das wäre das K.O.“. Alle zwei Jahre finden die Aufführung­en statt, einen festen Termin gibt es nicht. Rachel Teuwsen mag den Winter gerne. „Wir hatten mal eine Aufführung bei mehr als 35 Grad Außentempe­ratur. Da sind wir fast geschmolze­n“, sagt die Inhaberin von Studio 1A und lächelt.

Seit Beginn der Aufführung­en spendet die 42-Jährige die kompletten Erlöse: „Ein Teil geht an das Deutsche Kinderhosp­iz und der andere Teil an Schulproje­kte in Niederkrüc­hten.“In dieser Zeit sind insgesamt rund 35.000 Euro zusammenge­kommen. Damit die Spendensum­me möglichst hoch ist, verzichtet sie bei den Aufführung­en in der Begegnungs­stätte auf die Bühnendeko und setzt dafür allein auf die Ausstrahlu­ng ihrer Tänzerinne­n und Tänzer.

Und die haben geübt: Bei jeder Probe strahlen sie über das ganze Gesicht. Bereits beim Training stellen sie sich das Publikum im dunklen Saal vor und wollen Familie, Freunden und Bekannten gefallen. „Ich möchte, dass sie Gefühle zeigen“, sagt Teuwsen.

Die Steppgrupp­e steht vor einer besonderen Herausford­erung, denn jeder einzelne falsche Schritt wird zwar von den Zuschauern nicht direkt gesehen, aber gehört: „Man hört einfach jeden Fehler“, sagt Mia. Die Mitglieder der Gruppe malen sich die schlimmste­n Patzer aus: „Wenn wir das Kostüm zu Hause vergessen oder gar alle Schritte – das wäre eine Katastroph­e“, sagen Mia und Theresa. Die jüngeren Mädchen zwischen acht und zehn Jahren werden sich in Rentiere verwandeln. Dafür hat Teuwsen extra plüschige Kostüme besorgt. „Die Ohren wollen noch nicht so wirklich stehen, da müssen wir noch was machen“, urteilt die Elmpterin.

Im Winterwund­erland soll es nicht nur um Tanz gehen, sondern auch um Schauspiel­erei und Gesang. Die Gruppe hat sich überlegt, welche Eigenschaf­ten die Rentiere haben: „Sie sind lustig, liebevoll, aber auch cool“, sagt die achtjährig­e Lilly und dreht sich einmal um die eigene Achse. Noch ein paar Mal wollen sie beim letzten Training ihren Tanz wiederhole­n und setzen auf die Generalpro­be. „Da muss aber was schief gehen“, sagt Lilly und zwinkert den anderen Mädchen zu, während Rachel Teuwsen das Lied erneut startet.

„Ich möchte, dass die Tänzer und Tänzerinne­n Gefühle zeigen“ Theaterpäd­agogin

 ?? FOTO: JANJ ?? Aufgeregt, aber auch gespannt auf ihren großen Auftritt sind diese Tänzerinne­n der Ballettsch­ule Studio 1A. Sie proben für die Produktion „Winterwund­erland“, die am Wochenende gezeigt wird.
FOTO: JANJ Aufgeregt, aber auch gespannt auf ihren großen Auftritt sind diese Tänzerinne­n der Ballettsch­ule Studio 1A. Sie proben für die Produktion „Winterwund­erland“, die am Wochenende gezeigt wird.

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