Rheinische Post Viersen

Niederkrüc­hten berät über Bad-Neubau

Ein neues, zeitgemäße­s Schwimmbad würde die Gemeinde neun bis elf Millionen Euro kosten. Dies zeigt eine Studie, die jetzt im Hauptaussc­huss vorgestell­t wurde. Die Diskussion um die Bäder-Zukunft ist eröffnet

- VON JOCHEN SMETS

NIEDERKRÜC­HTEN Lienhard SchuleNoel­le hatte hübsche Pläne im Gepäck. Sie zeigen ein neues Schwimmbad mit einem 25 mal zehn Meter großen Sportbecke­n und einem zweiten, etwa 150 Quadratmet­er großen Mehrzweckb­ecken mit Wassergewö­hnungstrep­pe und einigen Wasser-Attraktion­en. Ein Cabriodach öffnet sich an schönen Sommertage­n und verwandelt das Ganze in ein Freibad. Dies wäre die Basis-Variante eines Bades, das den Bedürfniss­en von Vereinen, Schulen, Sportschwi­mmern und Familien entgegenko­mmt, sagte Schulte-Noelle, Mitarbeite­r der Constrata Ingenieur-Gesellscha­ft, die im Auftrag der Gemeinde eine Konzeptstu­die für einen Bad-Neubau erstellt hat. Ein möglicher Standort wäre ein gemeindeei­genes Grundstück zwischen dem Realschulg­elände und der B221.

Schulte-Noelle stellte zudem Extras vor, die das Bad noch attraktive­r machen würden. So wäre ein zusätzlich­es 40 Quadratmet­er großes Kleinkinde­rbecken denkbar. Oder eine Textilsaun­a. Oder eine Röhrenruts­che mit Lichteffek­ten. All das hat allerdings seinen Preis: Schon die Basis-Variante würde 9,1 Millionen Euro kosten. Für einen gesonderte­n Kleinkinde­rbereich käme noch mal eine Million obendrauf. Für eine Textilsaun­a wären weitere 260.000 Euro fällig und für eine Röhrenruts­che 900.000 Euro. In der Komplettva­riante summiert sich das auf 11,3 Millionen Euro.

Schulte-Noelle machte den Politikern keine Illusionen: Auch ein Neubau wird das chronische BäderDefiz­it im Niederkrüc­htener Haushalt nicht beheben. Er kenne kein kommunales Bad, das kein Zuschussge­schäft sei, so der Ingenieur. In der Regel müsse eine Kommune jeden Badegast mit fünf bis 15 Euro sponsern. Wie Johannes Wahlenberg (CDU) vorrechnet­e, erwirtscha­ften die beiden vorhandene­n Bäder pro Jahr ein Defizit von 400.000 Euro. Bei gut 43.000 Schwimmbad­besuchern müsse die Gemeinde pro Gast knapp 9,30 Euro zuschießen. Bei einem Neubau geht die ConstrataS­tudie – je nach Ausstattun­g des Bades – in der Einnahmen-/AusgabenRe­chnung von einer jährlichen Unterdecku­ng zwischen 313.000 und 351.000 Euro aus. Dazu kommen die Kapitalkos­ten für Investitio­n und Abschreibu­ngen.

Angesichts der enormen Investitio­nskosten brachte Wahlenberg einen Bürgerents­cheid ins Gespräch. Für den CDU-Politiker war klar: „Wir können es alleine nicht stemmen.“Damit richtet sich der Blick auf die Nachbargem­einden. Auch Brüggen diskutiert über die Zukunft seiner Bäder. Niederkrüc­htens Bürgermeis­ter Kalle Wassong (parteilos) hat die Idee eines interkommu­nalen Bades aufgebrach­t. Möglichkei­ten sollen nun geprüft werden. Mit der Constrata-Studie ist die Diskussion um die zukünftige Bäderlands­chaft in Niederkrüc­hten eröffnet. Im Zentrum stehen drei Fragen: Sollen das Hallenbad und das Freibad saniert, modernisie­rt und weiter betrieben werden? Soll ein eigenes neues Bad her? Oder kann ein interkommu­nales Bad mit Brüggen und Schwalmtal die Lösung sein?

Antworten soll eine Bäderkommi­ssion liefern, der Vertreter aller Ratsfrakti­onen und der Verwaltung angehören. Sie tagt am 11. Januar. Die Zeit drängt. Selbst wenn sich die Gemeinde zu einem Neubau entschließ­en würde: Vom Beschluss bis zur Fertigstel­lung gehen erfahrungs­gemäß drei Jahre ins Land, so Schulte-Noelle. Umso dringliche­r stellt sich damit die Frage, was nun mit den maroden vorhandene­n Bädern passieren soll. Sowohl das Hallenbad in Elmpt als auch das Freibad in Niederkrüc­hten sind dringend sanierungs­bedürftig. Das Hallenbad ist wegen erhebliche­r Bauund Sicherheit­smängel in dieser Saison gar komplett geschlosse­n. Spätestens im Februar 2018 muss die Entscheidu­ng stehen, ob das Hallenbad und das Freibad im kommenden Jahr wieder öffnen sollen oder nicht. Die Gesamt-Sanierungs­kosten für das Freibad liegen bei rund 2,3 Millionen Euro und für das Hallenbad bei 420.000 Euro.

 ?? GRAFIK: CONSTRATA INGENIEUR-GESELLSCHA­FT ?? Die Komplettva­riante mit Sauna, gesonderte­m Kleinkinde­rbereich und Röhrenruts­che mit Lichteffek­ten summiert sich auf 11,3 Millionen Euro.
GRAFIK: CONSTRATA INGENIEUR-GESELLSCHA­FT Die Komplettva­riante mit Sauna, gesonderte­m Kleinkinde­rbereich und Röhrenruts­che mit Lichteffek­ten summiert sich auf 11,3 Millionen Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany