Hecking über Verletzungspech: „Es ist wirklich grenzwertig“
Nach zwei Jahren mit chronischen Verletzungssorgen war scheinbar Licht am Ende des Tunnels zu sehen bei Borussia: Josip Drmic kehrte zurück, Mamadou Doucouré trainierte mit der Mannschaft und bei den Langzeitverletzten Laszlo Bénes und Tobias Strobl läuft alles nach Plan, um 2018 wieder anzugreifen. Die durchschnittliche Zahl der Ausfälle war sogar mal unter sieben gesunken. Doch Anfang Dezember hat sich das Blatt so gewendet, dass ein recht konsternierter Dieter Hecking gestern die Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den FC Schalke absolvierte.
Auf die Partie konnte und wollte der 53-Jährige sportlich noch gar nicht richtig eingehen. „Wir müssen erstmal schauen, wer spielen kann. Das ist das viel größere Fragezeichen, das mich beschäftigt. Wenn ich das weiß, kann ich mir darüber hinaus Gedanken machen. Ich bin sicherlich keiner, der aufgrund der Personalsituation groß rum jammert, aber momentan ist es wirklich grenzwertig“, sagte er. Dass Doucouré ( der zuletzt vier Wochen am Stück mit der Mannschaft trainieren konnte, am Mittwoch wieder einen Muskelbündelriss erlitten hat, war die schlimmste Nachricht, wenngleich der Franzose noch kein Kandidat für den Bundesligakader gewesen wäre. Am Sonntag war er zumindest mit in Wolfsburg gewesen. „Wenn man es positiv sehen kann: Es ist nicht der operierte Oberschenkel. Was diese Seite angeht, haben wir Mamadou absolut beschwerdefrei“, erklärte Hecking. „Leider ist jetzt der andere Oberschenkel betroffen, aber das ist alles ein Stück weit normal. Der nächste Belastungsschritt sollte bald kommen. Es ist sehr schade, weil wir mit dem Jungen auf einem sehr guten Weg waren.“
Der 19-Jährige war im Sommer 2016 ablösefrei von Paris Saint-Germain nach Gladbach gewechselt und gilt als eines der größten Abwehrtalente Europas. Doch in seinem letzten Spiel für PSG zog sich Doucouré einen schweren Muskelbündelriss zu, seitdem kämpft er für sein Comeback. Das Borussia-Trikot hat Doucouré bislang nur auf Fototerminen getragen. Zuletzt habe er aber schon mit den Hufen gescharrt, um sich in der U 23 Spielpraxis zu holen, erzählte Hecking.
Doucouré gehört zu den insgesamt acht Profis, die morgen auf jeden Fall fehlen werden. Bénes ist nach seinem Mittelfußbruch wieder mit Rehatrainer Andy Bluhm auf dem Platz, Strobl kann nach seinem Kreuzbandriss normal joggen. Auch bei Jonas Hofmann (Innenbandteilriss im Knie) scheint alles nach Plan zu laufen. Patrick Herrmann (Muskelfaserriss) darf sich latente Hoffnungen auf einen Kaderplatz kurz vor Weihnachten machen, wobei Borussia bei ihm sicher nur im Notfall etwas riskieren würde. Hinzu kommt Ibrahima Traoré (Muskelfaserriss).
Doch nun wird Tony Jantschke, der in Wolfsburg mit Sehproblemen ausgewechselt worden war, gegen Schalke vorsichtshalber nicht im Kader stehen. Zudem hat Fabian Johnson Rückenprobleme, die ihn schon am vergangenen Sonntag plagten. Vier von sechs Optionen für die Flügel sowie drei von sechs fürs defensive Mittelfeld fehlen. Bei Christoph Kramer sieht es zwar gut aus, grünes Licht für Schalke gibt es aber noch nicht. Gestern vergrößerte Thorgan Hazard die Sorgen des Trainers, weil er nicht mitmachen konnte. Näher auf die Gründe wollte Hecking nicht eingehen.
Zehn Ausfälle wären wohl ein Negativrekord in den an Verletzungen nicht armen vergangenen zwei Jahren. Somit dürfen sich sogar Spieler aus Arie van Lents U23 Hoffnungen machen wie die Außenverteidiger Mandela Egbo und Justin Hoffmanns, die Sechser Aaron Herzog und Marcel Benger oder Außenstürmer Mike Feigenspan.