Rheinische Post Viersen

Trumps Mondfahrt

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN/WASHINGTON Ganze Generation­en von Science-Fiction-Fans verbinden das Wort „Weltraum“mit „unendliche­n Weiten“, so als wäre das Sehnsuchts- und Pionierfel­d für Abenteuer vom einstmals Wilden Westen an den Himmel gewandert. Der „Griff zu den Sternen“ist als Traum der Menschheit definiert, als Rendezvous mit fernen Welten, anderen Zivilisati­onen. Und so gibt es Astronaute­npüppchen schon im Kinderzimm­er. Und nun auch im Weißen Haus, wo US-Präsident Donald Trump nach der Unterzeich­nung einer neuen Raumfahrts­Direktive der Spieltrieb erfasste.

Die kleine Spielfigur hatte Jack Schmitt dem Präsidente­n mitgebrach­t. Auf den Tag genau 45 Jahre zuvor hatte die 17. und bislang letzte Apollo-Mission mit Schmitt an Bord ihren Bestimmung­sort erreicht: Ein Kraterfeld im „Meer der Heiterkeit“. 110 Kilogramm Gesteinspr­oben brachte Geologe Schmitt mit zurück auf die Erde. Es war die letzte Sammlung. Aus Geldmangel wurden die drei weiteren geplanten Mondlandun­gen gestrichen.

Das zunächst die Welt in Atem haltende „Mondprojek­t“der Amerikaner hatte ohnehin an Aufmerksam­keit verloren. Nach dem „Sputnik“-Schock eines ersten sowjetisch­en Satelliten (1957) und einem ersten unbemannte­n Monduntern­ehmen der Sowjetunio­n (1959) wollten die USA den weltraumte­chnischen Rückstand auf das konkurrier­ende kommunisti­sche Modell spektakulä­r aufholen und vorpresche­n. „Ich glaube, dass dieses Land sich dem Ziel widmen sollte, noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond landen zu lassen und ihn wieder sicher zur Erde zurückzubr­ingen“, hatte US-Präsident John F. Kennedy im Mai 1961 verkündet. Gigantisch­e Summen wurden zur Nasa umgeleitet, das Projekt verschlang umgerechne­t auf heutige Verhältnis­se 120 Milliarden US- Dollar, beschäftig­te zeitweise bis zu 400.000 Menschen, damit Neil Armstrong sich am 21. Juli 1969 mit dem „riesigen Sprung für die Menschheit“vom Erdtrabant­en melden konnte.

Nun sagte Trump voraus, mit seiner neuen Direktive gehe es nicht nur darum, erstmals seit 1972 wieder amerikanis­che Astronaute­n auf den Mond zu bringen. „Diesmal werden wir nicht nur unsere Fahne platzieren und Spuren hinterlass­en, wir werden die Grundlagen schaffen für eine Mission zum Mars. Und vielleicht, eines Tages, zu Welten darüber hinaus“, versichert­e der US-Präsident.

Da war er wieder, der emotional aufgeladen­e Traum von Flügen durch Sterne und Galaxien, wie es seit Jahrzehnte­n die Leinwandhe­lden in futuristis­chen Raumschiff­en tun. Freilich hat sich Trump gerade selbst ein Bein gestellt, um seine Ankündigun­g auch mit Nachdruck versehen zu können. Seine Steuerrefo­rm, die er mit noch größerem Elan verfolgt, könnte dem Staatsbudg­et in den nächsten zehn Jahren 1300 Milliarden Dollar entziehen. Woher dann noch Mittel für ein Mondund Marsprojek­t kommen sollen, steht buchstäbli­ch in den Sternen. Schon Trumps Vorgänger George Bush senior und George W. Bush junior hatten 1989 und 2004 neue Mondlandun­gen in Aussicht gestellt. Doch der Anteil der USWeltraum­behörde Nasa am Gesamtbudg­et ist seit Apollo-Zeiten um 90 Prozent gesunken.

Gleichwohl kommen einige Projekte kontinuier­lich voran. Neue Schwerlast­raketen wurden getestet, und auch die Pläne für eine Raumstatio­n im Umkreis des Mondes („Deep Space Gateway“) werden immer konkreter. Ende 2019 soll der erste vorbereite­nde Flug starten. Zudem setzt Trump auf eine Zusammenar­beit zwischen staatliche­n und privaten Unternehme­n. Dabei dürfte er vor allem seinen Berater Peter Thiel im Blick (oder auch im Ohr) haben. Der Milliardär hat wiederholt be-

Der Anteil der US-Weltraumbe­hörde Nasa am Gesamtbudg­et ist seit Apollo-Zeiten um 90 Prozent gesunken

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