Rheinische Post Viersen

Lindner und Laschet auf „Halbdistan­z“

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Als die Jamaika-Verhandlun­gen in Berlin platzten, stand NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) die Enttäuschu­ng ins Gesicht geschriebe­n. „Wir waren sehr, sehr nahe an einer Einigung“, sagte er damals und äußerte Unverständ­nis über die Absage der FDP an ein schwarz-gelb-grünes Bündnis.

Laschets Chance war diese: Mit seinem Duzfreund Christian Lindner hätte er an der eigenen Partei vorbei einen zweiten Brückenkop­f im Berliner Regierungs­lager gehabt. Zusammen mit dem FDP-Chef hat Laschet die „NRW-Koalition“aufgebaut. Beide kennen und schätzen sich nicht nur, sondern haben in ihrem Düsseldorf­er Koalitions­vertrag auch gemeinsame Forderunge­n an die Bundesregi­erung adressiert. Innerhalb einer Jamaika-Koalition hätten der mächtigste CDU-Ministerpr­äsident Laschet und die FDP-

Mit einem Jamaika-Bündnis in Berlin hätte Armin Laschet im Bund deutlich an Einfluss gewonnen. Aber nun will sein Duzfreund Christian Lindner lautstark Opposition machen.

Nummer eins Lindner ein gemeinsame­s Polit-Projekt repräsenti­ert.

Unter den Vorzeichen einer großen Koalition aber wird diese Politiker-Freundscha­ft abkühlen. Lindner wird sie zumindest zum Teil seinem Profil als Opposition­srebell opfern. Denn Lindner will die FDP an der CDU vorbei als das eigentlich­e Sprachrohr der bürgerlich­en Mitte positionie­ren. Im neuen Bundestag strebt er die Rolle des Opposition­sführers an. Dafür muss er Bundeskanz­lerin Angela Merkel und mit ihr die ganze Merkel-CDU, die aus seiner Sicht ohnehin fast eine zweite SPD geworden ist, permanent frontal angreifen. Lindner wird dabei all die Schlagkraf­t einsetzen, die ihm sein rhetorisch­es Ausnahme-Talent ermöglicht. Und mit seinen Attacken auf Merkel wird Linder immer auch Laschet treffen, der stellvertr­etender Bundesvors­itzender dieser Merkel-CDU ist.

Offen ist, wie die FDP in NRW diesen Spagat meistern will. Gestärkt wird die schwarz-gelbe Koalition in NRW durch Lindners absehbare Fundamenta­loppositio­n gegen die CDU in Berlin jedenfalls nicht. Welche Auswirkung die neue Lage auf das persönlich­e Verhältnis von Laschet und Lindner hat, zeigte sich schon unmittelba­r nach dem Platzen der Jamaika-Verhandlun­gen. Als Laschet den Vorgang öffentlich mit Unverständ­nis quittierte, wies Lindner ihn – ebenso öffentlich – zurecht. Anders als er, Lindner, sei Laschet im engsten Verhandlun­gskreis ja nicht dabei gewesen. Laschet urteile nur aus der „Halbdistan­z“, so Lindner . Mit diesem Begriff dürfte Lindner wohl auch die Überschrif­t für sein künftiges Verhältnis zu Laschet vorgegeben haben. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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