Rheinische Post Viersen

Neue Einwanderu­ngsdebatte in USA

- VON FRANK HERRMANN

Präsident Trump dringt nach dem New Yorker Anschlagsv­ersuch auf schärfere Regeln.

WASHINGTON Akayed Ullah liegt mit Verbrennun­gen am Unterleib in einer Klinik. Mit der Rohrbombe, die er am Montag während des morgendlic­hen Berufsverk­ehrs im Herzen Manhattans zündete, hat er außer drei Passanten nur sich selber verletzt. Der selbstgeba­stelte Sprengsatz, den er mit Klebeband an seinem Körper befestigt hatte, detonierte nicht richtig. Wäre er mit voller Wucht explodiert, wären wohl Hunderte Eisensplit­ter durch den Fußgängert­unnel geflogen, der einen Busbahnhof am Times Square mit drei U-Bahn-Linien verbindet.

Gegen den 27-Jährigen wurde nun ein Ermittlung­sverfahren wegen Besitz einer Massenvern­ichtungswa­ffe und der materielle­n Un- terstützun­g einer terroristi­schen Vereinigun­g aufgenomme­n. Unmittelba­r vor der Tat schrieb der Verdächtig­e auf Facebook eine Nachricht an den US-Präsidente­n: „Trump du hast deine Nation nicht beschützt.“

Der Anschlagsv­ersuch hat in den USA mittlerwei­le eine heftige Kontrovers­e über Pro und Contra einer restriktiv­eren Einwanderu­ngspolitik ausgelöst. Ullah war vor sechs Jahren aus Bangladesc­h nach New York gekommen, völlig legal mit einem Visum, wie es Verwandte von Amerikaner­n beantragen können. Ein 1965 vom Kongress verabschie­detes Gesetz räumt dem Familienna­chzug Vorrang vor anderen Faktoren ein.

Konservati­ve Kritiker, die auf eine Reform des „Immigratio­n and Na- tionality Act“dringen, sprechen mit polemische­m Unterton vom Irrweg der Kettenmigr­ation. Angeführt von Präsident Donald Trump, nehmen sie die Causa Akayed Ullah zum Anlass, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Ein defektes Einwanderu­ngssystem, wettert Trump, schade sowohl der Sicherheit als auch den Wirtschaft­sinteresse­n der USA. Er sei entschloss­en, es so zu ändern, „dass unser Land und unser Volk an erster Stelle rangieren“. Für Demokraten wie Jerrold Nadler, einen Kongressab­geordneten aus New York, sind es Sprechblas­en, die am Kern vorbeigehe­n. Mit Immigratio­n, so Nadler, habe das Problem nichts zu tun. Das Problem sei vielmehr, dass sich jemand radikalisi­ere, wenn er bereits in den Vereinigte­n Staaten lebe.

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