Rheinische Post Viersen

Apple übernimmt Musik-Erkennungs-App

Das Programm Shazam erkennt, welche Musik im Radio oder in der Bar läuft. Die Technologi­e ist daher für Anbieter interessan­t für die Anbieter von Musik-Streamingd­iensten. Nun kauft Apple das Unternehme­n – und hat große Pläne.

- VON FLORIAN RINKE

CUPERTINO Das Problem von Apple steht auf Platz 8: Ein grüner Kreis, drei schwarze Bögen – das Logo der App Spotify ist auf Millionen von iPhones zu finden. Mit Spotify lassen sich Lieder, Hörspiele und Podcasts aus dem Internet abrufen. Im Grunde bietet die App Funktionen, die Apple ebenfalls anbietet. Unterschie­d: Spotify ist beliebter.

Mit Apple Music hat der iPhoneHers­teller vor zwei Jahren eine Spotify-Alternativ­e auf den Markt gebracht, doch an der Spitzenpos­ition der Schweden änderte das nichts. 140 Millionen Nutzer verwenden die App, etwa 60 Millionen davon zahlen sogar eine monatliche Gebühr. Apple kam zuletzt auf knapp die Hälfte an Bezahl-Abos.

Ein neuer Zukauf könnte Apple Music nun jedoch attraktive­r machen: Der Konzern bestätigte die Übernahme der Musik-Erkennungs-App Shazam, ohne einen Preis zu nennen. Nach Informatio­nen der „Financial Times“soll er bei 400 Millionen Dollar gelegen haben.

Die App kann über den Zugriff auf die Mikrofone eines Smartphone­s den Namen des Songs anzeigen, der gerade in der Umgebung gespielt wird. Dafür wird die Aufnahme mit einer Datenbank aus allen möglichen Musiktitel­n auf den ShazamServ­ern abgegliche­n. Die App verspricht, präzise vor Radarfalle­n zu warnen.

Mit Shazam, das bereits an Apples Sprachassi­stenten Siri angebunden war, bekommt das Unternehme­n nicht nur eine Technologi­e zum schnellen Erkennen von Musikstück­en – sondern auch einen Einblick in den Datenschat­z zum Musikgesch­mack. Trends lassen sich beispielsw­eise dadurch erkenne, dass Nutzer verstärkt einzelne Musikstück­e erkennen lassen.

Aber natürlich bietet die Technologi­e auch weitere Anwendungs­fälle: Nutzer könnten etwa anstelle von Musik von Shazam Werbespots erkennen lassen – und dann direkt in den Shop des Unternehme­ns geleitet werden. Solche Tests, ist in der Branche zu hören, soll es in der Vergangenh­eit bereits gegeben haben.

Bislang finanziert sich das 1999 gegründete Unternehme­n Shazam über Werbung, die in der App angezeigt wird. Außerdem bekommt der Dienst Geld von Anbietern, wenn Nutzer nach Erkennung der Songs zu Musikdiens­ten etwa von Apple oder Spotify gehen. Dank der Finanzkraf­t von Apple dürften solche Einnahmen aber künftig eher zweitrangi­g sein.

Für Apple ist es wichtig, technologi­sch mit Konkurrent­en Schritt zu halten. Denn auch der Anbieter des Android-Betriebssy­stems, Google, integriert­e eine ähnliche Funktion auf Basis eigener Technologi­e in seine neuen Pixel-2-Smartphone­s.

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