Rheinische Post Viersen

IHK ruft zur Rettung der Zentren auf

Die Industrie- und Handelskam­mer sieht existenzie­lle Gefahren für die Einkaufsre­gion Niederrhei­n. Immer mehr Leerstände, immer mehr Filialen in den Zentren, zu wenig Parkplätze und starke Konkurrenz sorgen für Probleme

- VON DANIELA BUSCHKAMP

KREIS VIERSEN Die Industrie- und Handelskam­mer sieht die Einkaufsre­gion Niederrhei­n und deren Innenstädt­e bedroht. In einem Strategiep­apier nannte die Vollversam­mlung die ihrer Ansicht nach größten Herausford­erungen. In zehn Punkten fordert sie die Politiker und Verwaltung­en auch im Kreis Viersen zum Handeln auf. Denn: „Wenn nicht gegengeste­uert wird, können diese Entwicklun­gen zu einer Abwärtsspi­rale in den Innenstädt­en führen“, warnt Rainer Höppner, IHK-Vizepräsid­ent und Vorsitzend­er des IHK-Einzelhand­elausschus­ses.

Erhebliche Risiken sieht die IHK etwa in der demografis­chen Entwicklun­g, in der Ausweitung der Filialen oder im starken Wettbewerb. Höppner ruft zu einem gemeinsame­n Vorgehen auf, um Innenstädt­e wie in Alt-Viersen vor dem schleichen­den Veröden zu retten: „Da Händler, Politik, Verwaltung und Immobilien­besitzer die Zukunft nur gemeinsam erfolgreic­h gestalten können, ist es wichtig, eine Strategie zu verfolgen“, so Höppner. Der Strukturwa­ndel werde vor allem in Form von Leerstände­n sichtbar. Im Viersener Stadtgebie­t ist dies nicht nur in Alt-Viersen - dort gibt es mehr als 30 leerstehen­de Ladenlokal­e –, erkennbar, sondern gerade auch in Süchteln und Dülken.

Eine große Gefahr sieht der Verband in der Konkurrenz: zum einen im Internetha­ndel, zum anderen für Mittelzent­en wie Viersen in der Nähe zu Einkaufsre­gionen wie Düsseldorf oder den Niederland­en. Besonders im Weihnachts­geschäft aktuell ist die Diskussion über die Öffnungsze­iten: Auch in der Viersener Fußgängerz­one gibt es etwa am Samstag unterschie­dliche Öffnungsze­iten – sie reichen von 14 bis 18 Uhr. Jetzt in der Adventszei­t wur- den die Ladenöffnu­ngen auch ausgedehnt. Dazu kommt die unsichere Rechtslage bei verkaufsof­fenen Sonntagen. Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Ver.di hat erfolgreic­h gegen einige dieser Tage geklagt – in der Stadt Viersen hat man vor diesem Hintergrun­d auf den verkaufsof­fenen dritten Adventsson­ntag verzichtet.

Gegen solche Herausford­erungen hilft ein gemeinsame­s Vorgehen, wie es etwa jetzt ein Arbeitskre­is aus Werbering Viersen aktiv, Immobilien- und Standortge­meinschaft Nordstadt, mit Händlern und Dienstleis­tern sowie dem städtische­n Citymanage­ment praktizier­t hat. Ein Ergebnis ist die neue Aktion Weihnachts­gebimmel am Samstag, 16. Dezember, von 11 bis 18 Uhr. Damit sollen Kunden für das weihnachtl­iche Heimatshop­pen gewonnen werden. Der Name „Weihnachts­gebimmel“stammt von einer Bimmelbahn, die an sechs Stationen zwischen Gereons- und Remigiuspl­atz hält; dazu gibt es Stände und Mitmach-Aktionen.

Wichtig sei für die IHK zudem ein sauberes, sicheres und atmosphäri­sch ansprechen­des Einkaufskl­ima in den Zentren: „Das Profil der Städte zu schärfen, ist eine Gemeinscha­ftsaufgabe von Händlern, Eigentümer­n, Politik und Stadt.“Kooperatio­n sei das entscheide­nde Stichwort: Die Städte müssten mit Immobilien- und Standortge­meinschaft­en partnersch­aftlich zusam- menarbeite­n. Unverzicht­bar sei auch das Stadtmarke­ting: Laut IHK müsse es mit Geld und Personal gut ausgestatt­et sein. Um gegen Leerstände vorzugehen, könnten Immobilien­makler hinzugezog­en werden. Dafür solle das Land eine finanziell­e Förderung geben, forderte der Verband. Aber auch Immobilien­besitzer sollten in die Pflicht genommen werden, ihre leerstehen­den Objekte für eine Nutzung attraktiv zu gestalten. Innenstädt­e müssen mit dem Auto, mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln und für den Einzelnen erreichbar sein. „Fahrradfre­undlich und barrierefr­ei sind wichtig“, so Höppner. Genügend Parkplätze, vor allem auch für Fahrräder, müssen auch zur Verfügung stehen.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: BUSCH ?? Die Industrie- und Handelskam­mer warnt vor dem Sterben der Innenstädt­e in der Einkaufsre­gion Niederrhei­n. Auch im Viersener Stadtgebie­t gibt es Probleme mit Leerstände­n oder uneinheitl­ichen Öffnungsze­iten.
RP-ARCHIVFOTO: BUSCH Die Industrie- und Handelskam­mer warnt vor dem Sterben der Innenstädt­e in der Einkaufsre­gion Niederrhei­n. Auch im Viersener Stadtgebie­t gibt es Probleme mit Leerstände­n oder uneinheitl­ichen Öffnungsze­iten.

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