Rheinische Post Viersen

Von der Schul-Aula in den Sitzungssa­al

Das zehnte kommunalpo­litische Praktikum in Viersen hat begonnen. Beim Speed-Debating trafen die Schüler auf Politiker verschiede­ner Fraktionen. Jetzt müssen sie entscheide­n, welche sie näher kennenlern­en möchten

- VON BIANCA TREFFER

VIERSEN Was ist eigentlich Kommunalpo­litik? Mit dieser Frage startet Martin Röse, Redaktions­leiter der Rheinische­n Post Viersen, die Auftaktver­anstaltung zum kommunalpo­litischen Praktikum in der Aula des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums. Eine an für sich einfache Frage, die aber schwer in einem Satz zu beantworte­n ist, wie die rund 50 Schüler der verschiede­nen weiterführ­enden Schulen in Viersen feststelle­n können, die sich in der Aula eingefunde­n haben.

Eine Auftakt-Frage, die die Komplexitä­t des Themas Politik auf der kleinsten Ebene klar verdeutlic­ht. Gemeinsam beleuchten die Teilnehmer verschiede­ne Aspekte und definieren letztendli­ch den Antwortsat­z: Kommunalpo­litik ist eine Art Arbeitsgem­einschaft für ein besseres Leben in Viersen. Warum aber ist es so schwer, das umzusetzen? Und wieso wird Viersen von einer Minderheit regiert? Mit der Anmoderati­on durch den Lokalchef der RP gelingt es, die Schüler von der Klasse sieben bis hin zur Oberstufe vom ersten Moment an für das Thema Politik zu gewinnen.

Seit zehn Jahren wird in der Stadt Viersen das kommunalpo­litische Praktikum angeboten, bei dem Schüler ab der siebten Klasse in die Grundzüge der Kommunalpo­litik blicken und Zusammenhä­nge zwischen Verwaltung und Politik erkennen und verstehen können. Durchschni­ttlich 50 Jugendlich­e nutzten bislang Jahr für Jahr diese einmalige Chance, wobei es in diesem Jahr trotz der langjährig­en Vorgeschic­hte eine Premiere ist. „Wir, also die Parteien, organisier­en das Praktikum zum ersten Mal komplett in Eigenregie. Bislang hatte sich die Stadt Viersen immer beteiligt“, berichtet Manuel Garcia Limia von der SPD. Für die Schüler bedeutet es indes keinen Unterschie­d. Alles läuft wie gewohnt.

Der Abend in der Aula beginnt informativ und spannend. Einzelne Parteimitg­lieder der sechs agieren- den Fraktionen in Viersen stellen sich vor, die Schüler erfahren etwas über die Aufteilung der Sitze im Stadtrat und die Wahlbeteil­igung der Bürger in der Stadt: 75.000 Einwohner hat Viersen, von denen mehr als 60.000 wahlberech­tigt sind. Bei der letzten Wahl nahmen aber nur nur 28.000 Bürger die Möglichkei­t in Anspruch, mitzubesti­mmen.

Zur Auftaktver­anstaltung des kommunalpo­litischen Praktikums gehört außerdem das Speed-Debating. In Kleingrupp­en aufgeteilt, geht es innerhalb eines bestimmten Zeitfenste­rs von Partei zu Partei. Fragen und Antworten im Schnelldur­chlauf stehen an. Die Schüler interessie­ren sich unter anderem für den öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) und bessere Anbindunge­n von Viersen an andere Städte. Sie fragen nach größeren Projekten, die den jeweiligen Parteien am Herzen liegen, und wollen wissen, wie sich Viersen mit Blick auf den Klimawande­l aufstellt.

Fragen nach mehr und besseren Radwegen, aber auch nach der Wirtschaft­sförderung für die Kreisstadt werden gestellt. Während für die ersten Schüler schon klar feststeht, in welcher Partei sie ihr kommunalpo­litisches Praktikum machen möchten, sind andere noch unentschlo­ssen. Unter den Schülern gibt es sogar „Wiederholu­ngstäter“. „Ich habe im vergangene­n Jahr ebenfalls mitgemacht und es hat mir solchen Spaß gemacht, dass ich wieder dabei bin. Diesmal möchte ich aber eine andere Partei kennenlern­en“, sagt Nadja (15) von der Johannes-Kepler-Realschule.

Der aus Syrien stammende Mohammad, der das Clara-SchumannGy­mnasium besucht, möchte einfach den Verlauf der deutschen Politik besser verstehen. „In der Schule lernt man Politik nur ein Stück weit kennen. Ich möchte einfach mehr wissen, gerade auf lokaler Ebene, und nutze dafür die Möglichkei­t des Praktikums. Ich finde das Angebot sehr gut“, bemerkt indes Oberstufen­schüler Raphael. Eins ist klar, egal in welcher Partei sie mitarbeite­n werden, sie alle sind gespannt auf die kommenden Termine.

 ?? RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH ?? Bei der Auftaktver­anstaltung sprach RP-Lokalchef Martin Röse (2.v.l.) mit Schülern und Fraktionsm­itgliedern darüber, was Politik auf kleinster Ebene eigentlich bedeutet. Danach startete in der Aula des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums das Speed-Debating.
RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH Bei der Auftaktver­anstaltung sprach RP-Lokalchef Martin Röse (2.v.l.) mit Schülern und Fraktionsm­itgliedern darüber, was Politik auf kleinster Ebene eigentlich bedeutet. Danach startete in der Aula des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums das Speed-Debating.

Newspapers in German

Newspapers from Germany