Rheinische Post Viersen

Die 28 und diverse Wahrheiten

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Die Hinrunde der Bundesliga ist vorbei. Was die Borussen angeht, illustrier­t die Zahl 28 diverse Wahrheiten der ersten Halbzeit der Saison.

Zum einen steht sie für Kontinuitä­t. Denn schon im ersten Halbjahr 2017, also in der Rückrunde der vergangene­n Saison, holten die Gladbacher 28 Punkte. Bleibt es bei dieser Trend in der dritten Halbserie der Ära von Trainer Dieter Hecking, ist Borussia auf jetzt halbem Weg zurück in den Europapoka­l. Denn 56 Punkte, da hat Manager Max Eberl Recht, würden wohl reichen, um in der nächsten Saison wieder internatio­nale Erlebnisse zu haben. Matthias Ginter fasste treffend zusammen, was Sache ist im Staate Borussia: „Sicherlich hätten wir den einen oder anderen Punkt mehr holen können, aber 28 Punkte sind nicht schlecht. Wir gehören zu einem breiten Feld. Schalke, Leipzig, wir, Leverkusen, Hoffenheim, vielleicht Frankfurt – es ist sehr, sehr eng“, sagte Ginter.

Ginter, Borussias Nummer 28, steht selbst für die eine oder andere Erkenntnis der Hinrunde. Zum einen dafür, dass es viele Verletzte gab, die Breite des Kaders aber durchaus qualitativ hoch und wettbewerb­sfähig ist. Ginter musste deswegen sein Prinzip brechen und doch nicht nur Innenverte­idiger spielen, so wie er es geplant hatte bei seinem Wechsel von Dortmund nach Gladbach, sondern auch Sechser. Polyvalent­e Spieler wie er sind wichtig, denn so konnte Hecking die größten Personalso­rgen auffangen durch Verschiebe­aktionen. Dass gegen Hamburg zwei 18-Jährige die Doppelsech­s bildeten und ein 19 Jahre altes Eigengewäc­hs aus der Region debütierte, zeigt, dass die „Fohlenphil­osophie“auch in dieser Saison faktisch gelebt wird.

Ginter personifiz­iert auch die Unberechen­barkeit der Borussen. Sie haben von der Konkurrenz bestaunte Offensivkr­äfte, doch in dieser Saison ist Gladbach auch von hinten raus gefährlich: Ginter und Jannik Vestergaar­d fabriziert­en je drei Tore, je einmal trafen Oscar Wendt, Nico Elvedi, Christoph Kramer und Denis Zakaria. Das hat geholfen, wenn sich die Angreifer schwer taten in mancher Phase. 27 Tore schafften die Borussen in den ersten 17 Spielen, das sind 1,6 im Schnitt. Nur vier Teams haben öfter getroffen, alle stehen vor den Borussen. Hoffenheim und Augsburg, beide knapp hinter ihnen platziert, haben ebenfalls 27 Tore auf dem Konto. 28 und mehr wären sicherlich möglich gewesen, doch die eine oder andere Großchance blieb liegen.

Weswegen die 28 auch für einen Makel steht – eben weil sie nicht erreicht oder übertroffe­n wurde. Zugleich ist es die Zahl der Gegentore im ersten Saisonteil. 1,65 sind das im Schnitt, darum steht Borussia mit einer negativen Tordiffere­nz auf Platz sechs. Auch dafür steht Ginter, schließlic­h wurde er geholt, um defensiv mehr Stabilität zu haben. An der Stelle muss sich Borussia verbessern. Vorne gilt 27 plus, hinten 28 minus für die Rückrunde.

Was die Punkte angeht, darf sich Borussia über die 28 freuen. Es sind nur zwei Punkte bis zum zweiten Platz. Vier Mannschaft­en gehören hinter den dort platzierte­n Schalkern zum 28er-Klub mit den ersten Europa-Ambitionen. Die Tabelle belegt aber auch, dass Freud und Leid nah beisammen sein könnten am Ende: Die Nicht-Europa-Ränge sind nur zwei Punkte entfernt. Daher muss die die Hinrunden-Ausbeute der Mindestmaß­stab für die Rückrunde sein. Auch das ist eine Wahrheit der 28. Karsten Kellermann

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