Rheinische Post Viersen

Die Retter des Karnevals

Ab Freitag sind Hans-Gerd Hauser und seine Frau Susanne offiziell Stadtprinz­enpaar — erneut. Fast hätte es in Nettetal in dieser Session keins gegeben, da sprangen sie ein. Der Kaldenkirc­hener Karnevalsv­erein sorgt sich um die Zukunft

- VON EMILY SENF

NETTETAL Sie machen es für die Ehre. Susanne Hauser-Glitz (54) lässt keinen Zweifel daran, dass sie sich in diese Karnevalss­ession mit genauso viel Engagement stürzen wird, wie 2014/15. „Wir knüpfen da an, wo wir aufgehört haben“, sagt die Kaldenkirc­henerin. Sie und ihr Mann Hans-Gerd Hauser (60) sind zum zweiten Mal Stadtprinz­enpaar in Nettetal. „Aus Liebe zum Karneval“, lautet ihr Motto. Nur dieses Jürgen Ihlo Mal blieb für die Vorbereitu­ngen sehr viel weniger Zeit.

Der Kaldenkirc­hener Karnevalsv­erein (KKV) suchte lange Zeit ein Prinzenpaa­r für die Session 2017/ 18. Bemühungen, auch über die Ortsgrenze­n von Kaldenkirc­hen und Leuth, führten bislang nicht zum Erfolg, teilte der Vorstand im Juli mit. „Es war eine traurige Situation“, erinnert sich Susanne Hauser-Glitz. Mitte November, bei der Goldhochze­it von Willi und Ingrid Tempels, stimmten Hans-Gerd Hauser und seine Frau dann zu. Es dürfe einfach nicht sein, dass es in Nettetal eine Session ohne Prinzenpaa­r gebe, sagte er kurz danach. „Wir machen es vor allem für die Kinder“, erklärt seine Frau nun.

Jürgen Ihlo, Vorsitzend­er des KKV, ist damit „ein großer Stein vom Herzen gefallen“, sagt er. Vom Einsatz der Hausers ist er begeistert: „Dass sie so kurz vor knapp noch eingesprun­gen sind – davor ziehe ich meine Kappe“, sagt er. „Und sie wissen, was sie tun. Das ist ein beruhigend­es Gefühl.“

Die Hausers sind beim Karnevalfe­iern bei der Spielgemei­nschaft Kolping Karneval Kaldenkirc­hen, zu der sie gehören, 1986 zum ersten Mal aufeinande­r getroffen. „Ich war im Chor und habe getanzt, und er hat mit einem Freund eine karnevalis­tische Version von , Dinner for One’ vorgeführt“, erinnert sich die 54-jährige Mutter von sieben Kindern. Das Kennenlern­en folgte allerdings erst acht Jahre später – ebenfalls beim Karneval in Kaldenkirc­hen.

Schon die erste Regentscha­ft 2014/15 sei eine Ehre gewesen, sagt Susanne Hauser-Glitz. Damals sei den beiden aber deutlich mehr Zeit geblieben, sich darauf vorzuberei­ten. „Wir haben im Sommer schon unsere Lieder eingesunge­n“, sagt sie. Nun mussten sie und ihre Unterstütz­er alles innerhalb weniger Wochen auf die Beine stellen. Orden, Kostüme und Prinzenkap­pe sollen in dieser Woche fertig werden, berichtet KKV-Vorsitzend­er Ihlo. Gerade rechtzeiti­g für die Proklamati­on am Freitag, 5. Januar, um 20.11 Uhr im Kaldenkirc­hener Saal „Zur Mühle“.

Mit der Session beginnt für das Ehepaar eine Zeit, die genauso anstrengen­d wie schön wird, berichtet Hans-Gerd Hauser. Da beide selbststän­dig sind – sie mit einer Praxis für ästhetisch­e Medizin, er als Ingenieur – muss alles genauesten­s geplant sein. „Es ist Dauerstres­s“, sagt seine Frau. „Aber es macht einfach Spaß.“Als ehemalige Prinzessin hat sie einen großen Vorteil: „Man weiß, worauf man sich freuen kann“, sagt sie. „Man weiß aber auch: Mit Freudentau­mel alleine geht es nicht.“

Viele Termine seien morgens früh, andere spät am Abend, insgesamt 108 waren es in der Session 2014/15. Überall müsse das Paar Präsenz zeigen, ein müdes Gähnen habe niemand verdient, sagt Susanne Hauser-Glitz. Sie ist mit dem Karneval groß geworden: Die gebürtige Mönchengla­dbacherin war als Kind Funkenmari­echen, schon ihre Schwester einst Stadtprinz­essin. Das Brauchtum ist der 54-Jährigen wichtig: „Der Karneval sagt uns: Vergiss die Freude nicht.“

Hans-Gerd Hauser freut sich auf die kleinen Begegnunge­n, die die Regentscha­ft mit sich bringt, etwa in Kindergärt­en, Seniorenhe­imen und Behinderte­neinrichtu­ngen. „Dort ist der Kontakt so persönlich“, sagt er. Der KKV-Vorsitzend­e begrüßt die Einstellun­g des designiert­en Prinzenpaa­rs. „Die Hausers sind die Retter des Brauchtums“, sagt Ihlo. Neben der Erleichter­ung darüber, ein Stadtprinz­enpaar gefunden zu haben, sorgt er sich allerdings um die Zukunft. „Dass wir so lange nach einem Paar gesucht haben, ist das erste Anzeichen dafür, dass es beim Thema Brauchtum immer schwierige­r wird“, sagt er.

Das Interesse lasse bei vielen nach, mutmaßt er. „Prinzenpaa­r zu sein kostet zudem Geld, und man muss viel Zeit investiere­n“, sagt Ihlo. Nach der Session wolle sich der KKV mit allen Verantwort­lichen in Nettetal zusammense­tzen und nach einer Lösung suchen. Ob die Hausers irgendwann noch mal einspringe­n? „Man soll niemals nie sagen“, sagt Susanne Hauser-Glitz.

„Dass sie so kurz vor knapp noch eingesprun­gen sind – davor ziehe ich meine Kappe“ Vorsitzend­er des KKV

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RP-ARCHIVFOTO: F.-H. BUSCH Als Stadtprinz­enpaar von 2014/15 wissen Prinzessin Susanne I. (Hauser-Glitz) und ihr Prinz Hans-Gerd I. (Hauser) genau, auf welche Termine sie sich in dieser Session besonders freuen können.

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