Rheinische Post Viersen

Groko: SPD-Mitglieder stimmen mit ab

Die Bundestags­abgeordnet­en Uwe Schummer (CDU) und Udo Schiefner (SPD) wünschen sich vor der Sondierung in Berlin „bald klare Verhältnis­se“. Beide schließen zum jetzigen Zeitpunkt eine Neuwahl aus

- VON ANDREAS REINERS

KREIS VIERSEN In dieser Einschätzu­ng sind sich die beiden Bundestags­abgeordnet­en aus dem Kreis Viersen, Uwe Schummer ( CDU) und Udo Schiefner (SPD), einig: „Wir brauchen bald klare Verhältnis­se in Berlin“, sagen sie übereinsti­mmend, aber unabhängig voneinande­r im Gespräch mit der Rheinische­n Post zur politische­n Lage im Bund.

Die beiden Politiker haben im September bei der Bundestags­wahl erneut den Auftrag erhalten, die Interessen der Bürger im Kreis Viersen in Berlin zu vertreten. Der Neersener Schummer ist in seine voraussich­tlich letzte Wahlperiod­e als direkt gewählter Bundestags­abgeordnet­er gegangen. Der mittlerwei­le 60-Jährige möchte am Ende einer hoffentlic­h vierjährig­en Wahlzeit einem jüngeren Christdemo­kraten Platz machen.

Der Kempener Schiefner ist – über die SPD-Landeslist­e – gerade zum zweiten Mal in den Bundestag eingezogen.

Wie die klaren Verhältnis­se in Berlin aussehen sollen, darüber soll nun zwischen CDU/CSU und SPD zunächst sondiert werden. Es sei richtig, dass beide Fraktionen „nach einem schwierige­n Wahlergebn­is“im September (Schiefner) und den fehl geschlagen­en Sondierung­en in Sachen Jamaika zwischen CDU/ CSU, FDP und Grünen jetzt über eine mögliche Zusammenar­beit reden. Ein vorgezogen­e Neuwahl kommt weder für Schummer noch für Schiefner zum jetzigen Zeitpunkt in Frage.

Uwe Schummer bedauert, dass sich der Prozess der Regierungs­bildung nun so lange hinzieht. Udo Schiefner betont, dass sich die Sozialdemo­kraten jetzt nicht unter Druck setzen lassen werden. Es sei zwar mit dem Jamaika-Projekt „sehr viel Zeit verplemper­t“worden, das sei aber nicht die Schuld der SPD. Ein „Weiter-So“könne es mit seiner Partei nicht geben, betont der Kempener.

Eine Große Koalition dürfe es nur im Ausnahmefa­ll geben. Da haben beide Politiker – Schummer und Schiefner – eine klare Meinung. Schummer hält sogar eine Minderheit­sregierung von CDU/CSU für machbar. Der Neersener hat vor dem Jahreswech­sel viele Gespräche auch mit ausländisc­hen Politikern geführt. „Im Ausland ist eine Minderheit­sregierung, die sich ihre Mehrheiten immer wieder neu beschaffen muss, nichts Ungewöhnli­ches und das klappt oft auch ganz gut“, sagt Schummer. Das habe ihm auch die australisc­he Botschafte­rin in Berlin, Lynette Wood, bei einem Treffen erklärt. Schummer, der in Adelaide in Australien geboren wurde und seine ersten Lebensjahr­e in Australien verbracht hat, erfuhr von der Diplomatin, dass man in Australien mit Minderheit­sregierung­en durchaus gute Erfahrunge­n gemacht habe.

Schummer sieht den anstehende­n Gesprächen zwischen CDU/ CSU und SPD mit Spannung entgegen, eine Minderheit­sregierung wäre sicherlich für die Union eine Option, sollte es mit der SPD nicht wieder mit einer Regierungs­koalition klappen, meint er.

SPD-Politiker Udo Schiefner ist wichtig, dass die sozialdemo­kratische Basis in den Meinungsbi­ldungsproz­ess einbezogen wird. So soll es vor dem SPD-Bundespart­eitag am 21. Januar in Bonn, für den Schiefner zumindest schon mal ein Zwischener­gebnis aus den anstehende­n Sondierung­sgespräche­n seiner Partei mit der Union erwartet, eine Mitglieder­versammlun­g im Kreis Viersen geben. Ein Termin dafür steht noch nicht fest.

Für Schiefner ist klar: Die wichtigen Forderunge­n der Sozialdemo­kraten – etwa die Abkehr von der „Zwei-Klassen-Medizin“(Stichwort: Bürgervers­icherung), gleicher Lohn für gleiche Arbeit bei Männer und Frauen, eine bessere Personalau­sstattung und Bezahlung in der Pflege oder die finanziell­e Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen – dürfen nicht einer SPDRegieru­ngsbeteili­gung geopfert werden. „Wir brauchen in jedem Fall einen Politikwec­hsel“, betont Schiefner. Dass die SPD ihre Mitglieder darüber mit entscheide­n lassen will, hält der Kempener für gut. Das sei basisdemok­ratisch.

Auch Schiefner hält eine Minderheit­sregierung im Falle des Falles grundsätzl­ich nicht für völlig ausgeschlo­ssen. „Das müssen und können wir durchaus aushalten. Wir haben in Deutschlan­d ein stabiles Parlament.“Eine Große Koalition aus Union und SPD bereitet Schiefner auch deshalb Bauchschme­rzen, weil dann die AfD die größte Opposition­spartei im Bundestag wäre.

Für Schummer und Schiefner gilt gleicherma­ßen: Union und SPD müssen klaren Kopf bewahren.

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RP-ARCHIVFOTO: F.H.BUSCH CDU-Bundestags­abgeordnet­er Uwe Schummer und sein SPD-Kollege Udo Schiefner hoffen auf eine rasche Regierungs­bildung in Berlin.

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