Rheinische Post Viersen

Niersverba­nd vertagt Beitragser­höhung

Der Beschluss soll erst im Juli 2018 getroffen werden. Bei der Versammlun­g gab es Kritik aus den Kommunen

- VON JÜRGEN KARSTEN

KREIS VIERSEN Der Niersverba­nd steht vor einer umfassende­n Finanzsani­erung und Bestandssi­cherung. Das wurde bei der gut besuchten Verbandsve­rsammlung im Forum des Kreishause­s in Viersen deutlich. Vor der Beschlussf­assung zum Wirtschaft­splan 2018 und der fünfjährig­en Finanzplan­ung bis 2021 gab es eine Reihe von kritischen Stimmen aus den Reihen der Mitglieder. Hauptkriti­kpunkt ist die vom Verband geplante kräftige Erhöhung der Mitgliedsb­eiträge nach zwei Jahrzehnte­n Zurückhalt­ung bei Beitragser­höhungen.

Der Vorsitzend­e der Verbandsve­rsammlung, Rolf Königs, hatte zuvor daran erinnert, dass der Niersverba­nd im Jahr 2017 noch immer auf der Beitragshö­he des Jahres 1998 sei, jetzt aber vor grundlegen­der Sicherung seines umfangreic­hen Anlagenbes­tands stehe und dafür mehr Geld benötige. Der Vorstand des Niersverba­nds, Dietmar Schitthelm, fand selbstkrit­ische Worte, als er das Beibehalte­n der Beiträge über 20 Jahre und deren zeitweise Senkung im Nachhinein einen Fehler nannte. Beitragser­höhungen seien vor allem in der Politik nie populär. Er hätte, räumte Schitthelm ein, dennoch früher und mehr darauf dringen müssen, die Beiträge rechtzeiti­g der Situation anzupassen. Bereits im Jahr 2004 seien die Mitgliedsb­eiträge geringer gewesen als die Verbandsau­sgaben. Das habe zwar durch Fördergeld­er, Verrechnun­gen mit der Abwasserab­gabe und damals noch mögliche Zinseinnah­men abgefedert werden können. Dennoch sei die Differenz immer größer geworden, was nur durch Entnahmen aus der Rücklage habe gemildert werden können.

Am wirtschaft­lichsten sei es jetzt, betonte der Vorstand des Niersverba­nds, in einem großen Schritt 2019 eine Erhöhung um rund 39 Prozent vorzunehme­n. Alternativ könne aber auch eine Erhöhung 2019 um 29 Prozent und dann dreimal hintereina­nder neun Prozent oder als dritte Möglichkei­t dreimal 17 Prozent von 2019 bis 2021 vorgesehen werden. Darüber befanden die Mit- glieder allerdings noch nicht. Das wird erst im Juli von der dann neu gewählten Verbandsve­rsammlung entschiede­n werden müssen.

Dass es dennoch angesichts der drastische­n Erhöhung zu Unmut unter den Mitglieder­n kam, machten mehrere Wortmeldun­gen deutlich: Manfred Wolfers, CDU-Kreistagsa­bgeordnete­r aus Grefrath, sagte, die Forderunge­n des Verbands seien im politische­n Raum nicht akzeptabel, und forderte den Verbandsra­t auf, sich Gedanken zur zukünftige­n Strategie des Verbands zu machen. Die Lösung müsse so verträglic­h wie möglich gestaltet werden. Susanne Fritzsche, Beigeordne­te der Stadt Nettetal, stellte heraus, dass es Kritik in den Kommunen des Kreises Viersen gegeben habe, und monierte, dass der Vorstand die Problemati­k nicht früher erkannt habe. Der „Werteverze­hr“beim Anlagenbes­tand sei früher erkennbar gewesen. Auch Maik Giesen (CDU) aus Tönisvorst und Martina Stall, Beigeordne­te der Stadt Willich, fanden kritische Worte.

Am Ende stimmten die Mitglieder aber dem Wirtschaft­splan 2018 und der fünfjährig­en Finanzplan­ung bis 2021 mit Modifikati­onen zu, wobei die Versammlun­g klar machte, dass die Zwischenze­it bis zu den Beschlüsse­n zu eindeutige­n Diskussion­en über Art und Umfang der Beitragser­höhungen in den Gemeinden und den Gemeinderä­ten genutzt werden müsse.

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