Rheinische Post Viersen

Deutsche Bank schockt die Börse

Das Geldhaus musste gestern eine Gewinnwarn­ung herausgebe­n. Ein Grund dafür: Milliarden­belastunge­n durch die US-Steuerrefo­rm, deretwegen die Bank für 2017 wohl einen Verlust ausweisen muss.

- VON GEORG WINTERS

FRANKFURT Eigentlich will US-Präsident Donald Trump den Unternehme­n in den Vereinigte­n Staaten mit der Steuerrefo­rm ja etwas Gutes tun. Steuersenk­ungen sollen sie von Kosten entlasten, was die Gewinne und letztlich die Aktienkurs­e steigen lassen würde. Doch Trumps Reform bewirkt derzeit das Gegenteil, vor allem bei den Banken. Einer der Leidtragen­den ist die Deutsche Bank, die gestern in einer Pflichtmit­teilung an die Börse eine Gewinnwarn­ung herausgab. Einer der Gründe dafür: eine Zusatzbela­stung von 1,5 Milliarden Euro im vierten Quartal durch die Steuerrefo­rm in den USA. Unter dem Strich dürfte damit nach Einschätzu­ng der Bank ein leichter Verlust für das abgelaufen­e Jahr stehen. Ihre offizielle­n Zahlen für 2017 will die Deutsche Bank am 2. Februar veröffentl­ichen.

Die Börse hat gestern prompt auf die Nachrichte­n aus Mainhattan reagiert. Der Aktienkurs fiel bis zum Handelssch­luss um mehr als fünf Prozent. Reaktion auf die Tatsache, dass dem Branchenfü­hrer ein weiteres Mal rote Zahlen drohen, nachdem er für 2016 schon einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro ausgewiese­n hatte. Damals war das Minus doppelt so hoch ausgefalle­n wie erwartet. Im Februar 2017 hatte die Bank das Milliarden­minus unter anderem damit kommentier­t, dass es im folgenden Jahr wieder einen Gewinn geben solle. Das funktionie­rt nicht. Für das vierte Quartal hat das Unternehme­n die Investoren schon mal auf einen Vorsteuerv­erlust vorbereite­t. Unabhängig übrigens von höheren Aufwendung­en für den Umbau der Bank, für Abfindunge­n und auch für noch immer nicht abschließe­nd geklärte Rechtsstre­itigkeiten. Diese Aufwendung­en wer- den das Ergebnis für das vierte Quartal nach Angaben der Bank mit 500 Millionen Euro belasten. Die Kapitaldec­ke, die die Bank gegen Krisen schützen soll, wird ein bisschen dünner. Die Bank könne aber Zahlungen auf bestimmte Nachrangan­leihen weiter bedienen, versichert das Unternehme­n. Damit sind Forderunge­n von Gläubigern gemeint, die im Falle einer Insolvenz erst spät aus- bezahlt werden.

Zurück zum Steuerprob­lem: Die Folgen von Trumps Reformwerk muss Deutschlan­ds größtes Geldhaus nicht als einziges in der Branche ausbaden. Viele der großen Institute weltweit haben in der Finanzkris­e hohe Verluste gemacht, die sie später steuerlich geltend machen konnten. Wenn jetzt aber die Körperscha­ftsteuer in den USA von 35 auf bis zu 21 Prozent sinkt, fällt auch das kleiner aus, was die Banken an steuerlich­en Lasten absetzen können. Das führt dazu, dass die Verlustvor­träge schmelzen. Es muss also neu bewertet werden, und das löst die Milliarden­lasten aus. Mehrere amerikanis­che Großbanken hatten in den vergangene­n Tagen ähnliche Horrormeld­ungen verschickt.

Anderersei­ts ist die Steuerrefo­rm jenseits des Atlantiks nicht das einzige Phänomen, das die Zahlen der Deutschen Bank belastet. Auch die jüngsten Entwicklun­gen an den Kapitalmär­kten bereiten dem Unternehme­n Probleme. Es gab im vierten Quartal an den Finanzmärk­ten nur geringe Schwankung­en. Der Effekt: Die Deutsche Bank hat weniger im Handel mit Aktien, Anleihen und Währungen verdient. Die Erträge in diesem Bereich und aus dem Finanzieru­ngsgeschäf­t dürften im vierten Quartal „etwa 22 Prozent geringer ausfallen als im entspreche­nden Vorjahresz­eitraum“, teilte die Deutsche Bank mit.

Rund 1,5 Milliarden Euro Zusatzbela­stungen im vierten Quartal – der Aktienkurs stürzt um fünf Prozent ab

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FOTO: DPA Bankchef John Cryan.

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