Von einem, der am Boden liegt
Boxerbuch Für gewöhnlich erzählen Boxergeschichten von stahlharten Kerlen, die auch mal einstecken müssen, aber sich schließlich durchkämpfen. Billy Tully aus Leonard Gardners Boxer-Roman „Fat City“hingegen ist zu Boden gegangen. Keine Arbeit, kein Geld, und seine Frau ist weg – so verlebt der unterklassige Ex-Boxer die Jahre in Spelunken und Absteigen, arbeitet halbherzig als Tagelöhner und an einem Comeback. Im Boxring eines YMCA trifft er auf Ernie Munger. Der 18-Jährige hat die Zukunft vor sich, vielversprechend aber wirkt sie gleichfalls nicht. 1969 erschien dieser Roman erstmals, nun liegt er in einer Neuübersetzung von Gregor Hens vor. Das Tolle an dem Buch ist bis heute, dass Gardner keine schrille Milieustudie aus verschwitzten Turnhallen zusammengeschrieben hat, sondern ein ruhiges und sentimentales Buch über den Knock-out und darüber, wie sich einer mit zitternden Knien zu berappeln versucht. „Fat City“, kl
Bei dem Franzosen Alexandre Tharaud ist das Klavier ein Instrument, in dem vor allem nicht gewühlt wird. Der großartige Pianist verfügt ja über ein erstaunliches Repertoire-Spektrum von Couperin bis Satie – jetzt ist er topfit bei Brahms. Selbst schweres deutsches Programm liegt ihm also, er durchlüftet diese Musik, nimmt ihr die bleierne Schwere, die diese Musik bei anderen annimmt. Auf der anderen Seite der großartige Cellist Jean-Guihen Queyras: auch er kein Metzger, der einem Grobes anbietet. Sein Strich ist elegant, feinsinnig, es zieht französischer Esprit durch die Luft der Musik.
Queyras und Tharaud haben jetzt diese beiden Sonaten für die frnaözische Firma Erato (Vertrieb: Warner) aufgenommen; als Anhang bieten die Künstler eine feine Auswahl von sechs „Ungarischen Tänzen“Brahms’, darunter auch die bewährten Gassenhauer und Rausschmeißer. Eine exzellente CD, in jedem Fall für alle Jahreszeiten.
Wolfram Goertz