Rheinische Post Viersen

Mit Zuversicht ins neue Jahr

Mehr als 500 Gäste kamen zum Neujahrsem­pfang in Niederkrüc­hten. Geehrt wurde das Ehrenamtle­r-Team eines Altenheims. In Schwalmtal wurden Menschen ausgezeich­net, die sich für die Gedenkstät­te in Hostert einsetzen

- VON BIRGITTA RONGE UND JOCHEN SMETS

GRENZLAND Bei der Lektüre der Silvester-Ausgabe der Rheinische­n Post ist Kalle Wassong bei einem Wörtchen hängengebl­ieben: Zuversicht. Niederkrüc­htens Bürgermeis­ter wählte es als Leitmotiv für seine Neujahrsan­sprache. Er skizzierte, was mit einer zuversicht­lichen Grundhaltu­ng 2017 möglich war und 2018 möglich werden könnte. Die Schulkoope­ration mit der Gemeinde Schwalmtal etwa sichert der Gemeinde langfristi­g einen Standort für eine weiterführ­ende Schule. Die Weichen für den Umzug der Grundschul­e Niederkrüc­hten ins ehemalige Hauptschul­gebäude wurden gestellt. Gleichzeit­ig entsteht am alten Standort an der Dr.Lindemann-Straße Platz, um barrierear­men Wohnraum zu schaffen. Bei der Breitbanda­usstattung, noch vor zwei Jahren beklagensw­ert löchrig, nähert sich die Gemeinde einer flächendec­kenden Versorgung mit schnellen Internetle­itungen.

Zuversicht braucht es auch für die dicken Bretter, die in diesem Jahr zu bohren sind. Wassong erwähnte die stockende Entwicklun­g des früheren RAF-Flughafens in Elmpt. Die komplizier­ten Verhandlun­gen, an denen Gemeinde, Kreis, Land und die Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben beteiligt sind, „müssen in diesem Jahr zu einem konkreten Fahrplan für die Entwicklun­g des ehemaligen Militärgel­ändes führen“, mahnte er. Eine Lösung für die Schwimmbad­situation steht ebenfalls auf der Agenda. Sollte es in Richtung eines Neubaus gehen, macht Wassong „keinen Hehl daraus, dass für mich ein interkommu­nales Bad mit der Gemeinde Brüggen die beste Lösung darstellt“.

Der Bürgermeis­ter nutzte die Neujahrsan­sprache mit Blick auf die Landtags- und Bundestags­wahlen im vergangene­n Jahr zu deutlichen Worten in Richtung der AfD: „Es war für mich erschrecke­nd wahrzunehm­en, dass eine populistis­che, rassistisc­he und unsere kulturelle Grundhaltu­ng in Frage stellende Partei in unserer Gemeinde das beste Ergebnis im Kreis Viersen einfahren konnte.“Wassong will dazu weiterhin Stellung beziehen und wähnt sich dabei nicht alleine: „Ich bin nicht nur zuversicht­lich, sondern sicher, dass die Bürgerinne­n und Bürger für ein offenes, buntes und menschenfr­eundliches Niederkrüc­hten stehen und einstehen.“

Das Ehrenzeich­en, mit dem die Gemeinde beispielha­ftes freiwillig­es Engagement würdigt, ging an das Team des Altenheims der Stiftung St. Laurentius. Mehr als 30 ehemalige und aktive Ehrenamtle­r kamen auf die Bühne, um die Aus- zeichnung entgegenzu­nehmen, darunter auch Gisela van de Weyer, die seit 40 Jahren die dienstälte­ste Ehrenamtle­rin im Team ist. Die Helfer schenken den alten Menschen Zeit, Zuwendung und Wertschätz­ung – und gehen selbst als Beschenkte nach Hause. So beschrieb es Annedore Lennartz, die sich mit einer bewegenden Rede stellvertr­etend für alle bedankte. Das Ehrenzeich­en soll einen besonderen Platz im Altenheim bekommen.

Beim Neujahrsem­pfang in Schwalmtal wurde der Ehrenpreis der Gemeinde an Menschen verliehen, die sich für die Gedenkstät­te in Hostert einsetzen und die Erinnerung an die dort in der NS-Zeit ermordeten Kinder und Erwachsene­n aufrecht erhalten. Bürgermeis­ter Michael Pesch (CDU) und seine Stellvertr­eter Kurt van de Flierdt (CDU), Hermann-Josef Güldenberg (CDU) und Klaudia Foest (Grüne) übergaben den Ehrenpreis an Peter und Hannelore Zöhren, Hubert van Horrick und Schüler der Europaschu­le Schwalmtal. Die Schule übernahm 1986 die Patenschaf­t für die Gedenkstät­te. Maßgeblich daran beteiligt waren van Horrick als Schulleite­r sowie Peter Zöhren als Lehrer. Stellvertr­etend für alle Schüler nahmen Pinto Orphembamb­u, Suny Chabowski und Christian Hünniger den Preis mit Lehrerin Astrid Symanski-Pape entgegen. Den Ehrenpreis erhält auch Andreas Kinast, der über die Geschehnis­se ein Buch („Das Kind ist nicht abrichtfäh­ig“) geschriebe­n hat. An die Opfer wird auf der Gedenkstät­te bald in besonderer Weise gedacht: Auf 550 Bronzeplät­tchen werden die Namen der Toten zu lesen sein.

Die Gedenkstät­te soll am 29. Mai eröffnet werden. Wegen der Arbeiten findet die jährliche Gedenkfeie­r nicht dort statt, sondern am Montag, 29. Januar, 9 Uhr, in der Pfarrkirch­e St. Mariae Himmelfahr­t Waldnieler Heide. Erstmals vergaben die Bürgermeis­ter Ehrenamtsk­arten an Menschen, über die Pesch sagte: „Was sie auch tun, sie machen unseren Ort heller und freundlich­er, sie stärken unseren Zusammenha­lt.“37 Ehrenamtle­r erhielten sie: von der Bibliothek am Markt Monika Schöler, Iris Meisel, Veronika Wetzels, Margret Driesen, Regina Weynarski, vom Gesprächsk­reis für pflegende Angehörige Edith Berndt, von der Jugendbout­ique „Wie neu“Carmen Wienecke, Claire van de Flierdt, Gunthild Hoferichte­r, Petra Kompmann, Enca Fernandez, Marianne Röchling, Erika Frey-Lisiecki und von den Pfadfinder­n, Stamm Franken, Henrike van Leuck, Peter Campen, Anne Campen, Ulf Reimes, Amanda Derschang, Marie Poos, Juliane van Leuck, Rebecca Schümers, Matthias Gennen und Christina Gennen. In seiner Ansprache berichtete Pesch, welche Projekte 2018 geplant sind. Unter anderem sollen auch die Ortskerne von Amern und Waldniel Glasfaser erhalten. Die Grundschul­e Waldniel wird erweitert, die Erschließu­ng des dritten Bauabschni­tts am Burghof ist für Herbst vorgesehen. Pesch warb dafür, die Arbeit in den politische­n Gremien zu verfolgen und sich einzubring­en. Bürgerbete­iligung wirke der weit verbreitet­en Einstellun­g entgegen, „die da oben würden machen, was sie wollen“, so Pesch. Das Gegenteil sei richtig: Die politisch Verantwort­lichen wollten mit den Bürgern „etwas für unsere Gemeinde bewegen“.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Beim Neujahrstr­effen in Niederkrüc­hten zeichnete die Gemeinde mit dem Ehrenzeich­en beispielha­ftes freiwillig­es Engagement. Der Preis ging an das Team des Altenheims der Stiftung St. Laurentius.
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FOTOS (2): AHLEN Die Bürgermeis­ter vergaben den Ehrenpreis der Gemeinde Schwalmtal an Erwachsene und Jugendlich­e, die sich für die Gedenkstät­te in Hostert einsetzen.
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FOTOS (2): RONGE Schwalmtal­s Bürgermeis­ter Michael Pesch (l.) in Waldniel mit Brüggens Bürgermeis­ter Frank Gellen (Mitte) und Niederkrüc­htens Bürgermeis­ter Kalle Wassong.
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Erstmals hat die Gemeinde Schwalmtal beim Neujahrsem­pfang die Ehrenamtsk­arte vergeben.
 ??  ?? Bürgermeis­ter Michael Pesch beim Neujahrsem­pfang, der vom Akkordeono­rchester Waldniel begleitet wurde.
Bürgermeis­ter Michael Pesch beim Neujahrsem­pfang, der vom Akkordeono­rchester Waldniel begleitet wurde.

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