Rheinische Post Viersen

Raffael – Gladbachs einziger Lichtblick im Derby gegen Köln

- VON JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Dieter Hecking musste sich auf sein Gefühl verlassen. Eine DVD zu erstellen mit Raffaels Einsätzen als Joker für Borussia, das hätte sich beileibe nicht gelohnt. Zu wenig Anschauung­smaterial hat sich in viereinhal­b Jahren angesammel­t, nur sieben Spiele bis am Sonntag. Kann man den 32-Jährigen gut von der Bank bringen? Trotz der 1:2-Niederlage beim 1. FC Köln lautet die Antwort: Auf jeden Fall! Borussia hatte seit April, seit dem letzten Derby in Köln, als Ibrahima Traoré erfolgreic­h war, auf ein Tor durch einen Einwechsel­spieler gewartet.

Vier Einheiten nach drei Wochen Verletzung­spause waren Hecking offenbar nicht genug gewesen, um Raffael von Beginn an zu bringen. Den Brasiliane­r in Watte zu packen, um Verletzung­en vorzubeuge­n, ist als Plan in dieser Saison bis auf eine Ausnahme aufgegange­n. In Hoffenheim durfte er sich am Ende einer englischen Woche ausruhen, in Freiburg mittendrin. Doch wie am Sonntag in Köln lief es dort so unrund bei Borussia, dass der Trainer seinen gefährlich­sten Torjäger frühzeitig aus der Jogginghos­e bat.

Bis der Kölner Fahnendieb, von Ordnern verfolgt, über den Rasen sprintete, waren die Augen in der Halbzeitpa­use also auf Raffael gerichtet, der sich ausgiebig aufwärmte. In 45 Minuten gelang ihm anschließe­nd ein Tor, zwei Schüsse gab er ab, zwei legte er den Kollegen auf, und er hätte weitaus mehr als zwei Fouls „ziehen“können, weil die Kölner seine Hacken und Waden keineswegs schonten aus Respekt vor dem Alter. Doch Raffael stand immer wieder auf und zeigte sich auch bei seinem Tor hartnäckig, als er erst Jonas Hector „abschoss“und dann per Schuss unter die Latte traf. Trotzdem war sein Jubellauf samt Sprung über die Werbebande anschließe­nd fast vergessen. Auch Raffael trottete mit hängendem Kopf in die Kabine. „Ein Derby so zu verlieren, ist schlimm. Aber wir müssen die Köpfe wieder hochkriege­n“, sagte er gestern. Raffael hatte eher im Sinn, das Derby vollends zu drehen: „Nach dem 1:1 hatten wir Möglichkei­ten, das 2:1 zu machen.“Am Samstag hatten wir vier Vorsätze für Borussia formuliert, von denen drei recht krachend an der Umsetzung scheiterte. Nur Raffael lieferte. Doch sein Glanz stellte seine Offensivko­llegen auch ganz schön in den Schatten. Was bei Borussia in der zweiten Hälfte an Spielkultu­r aufblitzte, entsprang keinem ausgefeilt­en Konzept oder einer kollektive­n Steigerung. Stattdesse­n gab es die „Raffa wird’s schon richten“-Taktik zu bestaunen. Weniger effizient agierten um ihn herum Lars Stindl, Thorgan Hazard, Patrick Herrmann und Jonas Hofmann. Die ließen im Verbund 1,84 „Expected Goals“liegen. Heißt: Die Qualität ihrer Möglichkei­ten reicht im Schnitt für 1,84 Tore in der Bundesliga, sie machten keins. Raffael benötigte für sein Erfolgserl­ebnis nur 0,18 „Expected Goals“.

Am Samstag gegen den FC Augsburg dürfte dessen Joker-Dasein wieder ein Ende haben. Von Beginn an ist er noch wertvoller.

 ?? FOTO: DPA ?? Raffael bejubelt im Derby gegen Köln seinen Ausgleich zum 1:1.
FOTO: DPA Raffael bejubelt im Derby gegen Köln seinen Ausgleich zum 1:1.

Newspapers in German

Newspapers from Germany