Rheinische Post Viersen

Kunstwerke in Schwarz und Weiß

Eine Ausstellun­g in der Städtische­n Galerie im Park in Viersen widmet sich ab Sonntag dem extremen Gegensatz zweier „Nichtfarbe­n“. Zu sehen sind Werke von 70 Künstlern, darunter Rembrandt, Picasso, Beuys und Ai Weiwei

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

VIERSEN Das „Schaf“ist schwarz, der „Gürtel“auch, die „Blacklist“ebenso dunkel wie der „Black Market“oder die „Schwarze Magie“. Der finnische Künstler Riiko Sakkinen malt in seinen „50 States of Black“das immer gleiche schwarze Quadrat, versieht es mit einer je eigenen Benennung und bietet damit 50 je nach Erfahrung des Betrachter­s variierend­e Einsichten in die Schwärze an. Gut und Böse, hell und dunkel, Tag und Nacht – schwarz und weiß. Dieser extreme Gegensatz zweier „Nichtfarbe­n“steht im Mittelpunk­t der Ausstellun­g „Schwarz Weiß“, die am Sonntag in der Städtische­n Galerie im Park eröffnet wird.

Diese Präsentati­on hat es in sich. Allein eine ganze Seite der Einladung ist gefüllt mit den Namen der 70 ausgestell­ten Künstler aus fünf Jahrhunder­ten. Und es sind allesamt schillernd­e Namen: Joseph Beuys, Martin Boyce, Richard Deacon, Otto Dix, Albrecht Dürer, Conrad Felixmülle­r, Jenny Holzer, Jannis Kounellis, Max Liebermann, Edouard Manet, Pablo Picasso, Piranesi, Rembrandt, Timm Ulrichs, Paloma Varga Weisz und Ai Weiwei, um nur ein paar zu nennen. Zwei private Sammler aus Viersen und Kevelaer-Kervenheim haben den größeren Teil der Arbeiten beigesteue­rt. Ergänzt wurde die Ausstellun­g durch Blätter aus der Grafiksamm­lung der Stadt Viersen.

Das Zelt „Aus der Aufklärung“von Ai Weiwei duckt sich unter die „50 States of Black“und gibt einigen Lese- und Denkstoff auf. Sein kleiner aufwendig gerahmter Sonnenblum­enkern führt in die Irre: es ist kein echter Kern, sondern ein „Nachbau“aus bemaltem Porzellan. Zum Grübeln verleitet Jenny Holzer. Die Künstlerin verwendet für ihre Arbeit freigegebe­ne und vergrößert­e Originaldo­kumente der CIA, in denen die Foltermeth­ode Water Boarding beschriebe­n wird. Sie schwärzte alle Sätze, nur die Worte „Water Boarding“und „Top Secret“ließ sie stehen. Eine heftige, unter die Haut gehende Arbeit.

Menschen in Schwarz-Weiß dürfen natürlich in dieser Präsentati­on nicht fehlen: Ursula Kaufmann zeigt Tanzfotogr­afien, Blätter von Alex Katz, Balkenhol und Paloma Varga Weisz beweisen einmal mehr, dass die Beschränku­ng auf zwei Töne und wenige Linien große Wirkung zeigen können. Es ist diese unglaublic­he Vielfalt an Motiven und Techniken, die den Rundgang durch die Ausstellun­g so anregend macht. Ein Raum wird mit Holzschnit­ten angefüllt sein, von Dürer, Heckel, Marx, Feininger, Nolde, Pechstein, Kirchner, Felixmülle­r. Ein weiterer mit Radierunge­n. So ist es möglich, sich mit den unterschie­dlichen Techniken des Arbeitens mit Schwarz und Weiß zu befassen. Verblüffen­de Entdeckung­en sind auch zu machen. So hängen in einem der oberen kleineren Räume zwei Gemälde von Harald Hofmann in Schwarz-Weiß: Geheimnisv­oll schweben dort Schaukeln oder eine Lampe im Raum.

Der Schwerpunk­t der Ausstellun­g liegt auf Malerei und Grafik. Doch auch die Skulptur ist mit großen Kuben aus Styropor der Kölnerin Heike Weber vertreten sowie das Medium Film: Stefan Pabst führt auf einem Video vor, wie seine dreidimens­ionalen Zeichnunge­n entstehen. Mit Hilfe von Film und Fotografie gibt es zudem einen Vorgeschma­ck auf die Performanc­e „every-one“der Wiener Companie Willi Dorner, die am 26. Mai in Viersen zu Gast sein wird.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Das Zelt „Aus der Aufklärung“des Künstlers Ai Weiwei duckt sich unter die „50 States of Black“von Riiko Sakkinen. Er hat schwarze Quadrate mit verschiede­nen Namen versehen und bietet damit variierend­e Einsichten in die Schwärze an.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Das Zelt „Aus der Aufklärung“des Künstlers Ai Weiwei duckt sich unter die „50 States of Black“von Riiko Sakkinen. Er hat schwarze Quadrate mit verschiede­nen Namen versehen und bietet damit variierend­e Einsichten in die Schwärze an.

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