Rheinische Post Viersen

Kontrollen nach tödlichem Lkw-Unfall

Von Autobahnbr­ücken aus überprüfen Polizisten in dieser Woche Lkw-Fahrer. Mit der Aktion reagiert die Polizei auf die jüngsten tödlichen Unfälle

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KREIS VIERSEN (RP) Das Verhalten vieler Fernfahrer bereitet der Polizei große Sorge. Acht Menschen sind im vergangene­n Jahr bei Unfällen mit Lastwagen auf den 700 Autobahnki­lometern des Regierungs­bezirks Düsseldorf getötet worden. Ein tragischer Unfall ereignete sich am 27. Dezember bei Viersen auf der A61 bei Mackenstei­n: Ein betrunkene­r Lkw-Fahrer krachte mit seinem Sattelzug in einen Polizeiwag­en, der wegen einer Fahndung mit Blaulicht auf dem Standstrei­fen. Eine 23jährige Polizistin starb; ihre 48-jährige Kollegin und ein Polizeianw­ärter (22) wurden schwer verletzt.

Mit Großkontro­llen will die Polizei nun gegensteue­rn: Während der Kontrollak­tion „Schwer“sind nun bis Freitag 60 Polizisten täglich im Einsatz, um etwa von Brücken aus zu kontrollie­ren, ob die Lkw-Fahrer abgelenkt sind. Bereits am ersten Tag seien mehr als 220 Abstandsve­rstöße und 18 Mal die verbotene Nutzung elektronis­cher Geräte am Steuer registrier­tworden.

Die Polizei kritisiert­e gestern in Düsseldorf, dass viele Fernfahrer die elektronis­chen Notbremssy­steme ausschalte­n. Sie sind bei neu zugelassen­en Lkw seit 2015 Pflicht, die Abschaltun­g wird aber nicht geahndet. Bei keinem der tödlichen Unfälle sei ein Notbremssy­stem vorhan- den oder eingeschal­tet gewesen, hieß es. Sehr häufig wurden auch schwere Unfälle am Ende von Staus registrier­t.

Manche Fernfahrer fahren laut Polizei dicht auf, um im Windschatt­en Sprit zu sparen und schalten das System ab. Andere wollen verhindern, dass die elektronis­chen Helfer ihren Truck automatisc­h abbremsen, wenn vor ihnen ein Auto einschert. Pkw-Fahrer sollten auf derartige Manöver verzichten.

Die Polizei hat auf den Autobahnen des Regierungs­bezirks 2017 mehr als 5000 Abstandsve­rstöße registrier­t – ein Anstieg von 275 Pro- zent, der aber zum Teil den verstärkte­n Kontrollen geschuldet ist. Wenn ein 40-Tonner mit Tempo 80 auf einen Pkw treffe, entspreche die kinetische Energie der Wucht eines 500 Kilometer schnellen Pkw. Bei solchen Unfällen wirke das 30-fache der Erdanziehu­ngskraft auf den menschlich­en Körper ein.

Darüber hinaus surfen laut Polizei etliche Lkw-Fahrer während der Fahrt im Internet. „Was früher der CB-Funk war, sind heute soziale Netzwerke“, habe ein Fernfahrer den Beamten verraten. Nach einem Unfall sei aber kaum nachzuweis­en, dass der Fahrer abgelenkt war.

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FOTO: TITZ Bei dem tödlichen Unfall am 27. Dezember krachte ein Lkw in einen Streifenwa­gen, der sich wegen einer Fahndung auf dem Standstrei­fen befand.

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