Rheinische Post Viersen

Kunsthalle bietet unbekannte­n Künstlern eine Plattform

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

VIERSEN Von Joseph Beuys bekam er Hausverbot erteilt. Als Edmund Knab als junger Mann bei dem Logistikun­ternehmen Kühne&Nagel arbeitete, sollte er etwas aus Beuys’ Atelier transporti­eren. „Der Müll soll Kunst sein?“, entfuhr es ihm. Leider bekam Beuys das mit und verwies ihn des Ateliers. Später wurden sie jedoch „beste Kumpels“, erzählt Knab. Was er aus der Episode gelernt hat: „Nie über ein Kunstwerk urteilen. Nicht sagen: Ist das Kunst? Oder: Das kann ich auch. Höchstens: Das gefällt mir, oder das gefällt mir nicht.“

Im September hat sich Edmund Knab die „Kunsthalle Viersen“zugelegt. Ein großer Name, verbindet man mit dem Begriff „Kunsthalle“ doch ein großes, städtisch organisier­tes Haus. Tatsächlic­h ist der Raum im ehemaligen Getränkece­nter groß; er umfasst mehrere hundert Quadratmet­er; er ist aber eine rein privat getragene Ausstellun­gsplattfor­m.

Seit zwölf Jahren lebt Knab in Süchteln. In Düsseldorf führte er über viele Jahrzehnte eine Kunstspedi­tion. Die ist nun verkauft. Seine Erfahrunge­n und Kontakte nutzt er jetzt auf andere Weise. Die Kunsthalle ist Teil des „Fine Art Service Süchteln“, der „Bewertung, Besichtigu­ng, Transport, Verpackung, Ausstellun­g und Verkauf anbietet“.

Ausstellun­gen seien jedoch „kommerziel­l gesteuert“; es tauchten immer die gleichen Namen auf, meint Knab. Sein Ziel für die Kunsthalle: „Wir geben Künstlern fernab vom Mainstream eine Plattform.“Die Künstler kuratieren die Ausstellun­gen selbst, oder sie suchen sich einen Kurator. Knab nimmt keinen Einfluss auf die Auswahl der Werke und ihre Hängung. Falls ein Katalog gewünscht wird, beteiligt sich er an der Produktion, falls die Besucher einen Verkaufswu­nsch äußern, stellt er den Kontakt her und erhält eine Provision. Zur Eröffnungs­ausstellun­g im September vergangene­n Jahres mit Gemälden von Stefan à Wengen kamen laut Knab 300 Gäste. Seit die Kunsthalle eröffnet wurde, habe er „35 Künstler in der Warteschla­nge“, sagt Knab.

Anfang dieses Jahres soll es eine Ausstellun­g geben, die entweder Arbeiten des 1997 verstorben­en Stamos zeigt, der dem abstrakten Expression­ismus zugerechne­t wird, oder Arbeiten des 1933 geborenen Amerikaner­s Norman Liebman.

Später im Jahr wird der Kölner Künstler Volker Tannert eine Ausstellun­g mit weiteren Künstlern organisier­en. Möglicherw­eise werden Arbeiten des Videokünst­lers Nam June Paik gezeigt. Ein Sammler möchte sich von Arbeiten des Koreaners trennen. Auch solchen Präsentati­onen gibt die Kunsthalle eine Plattform. Zwei bis drei Jahre gebe er sich, um in der Kunstszene Viersen Fuß zu fassen, so Knab.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Edmund Knab (li.) betreibt mit Unterstütz­ung seines Sohns Christophe­r die Kunsthalle Viersen.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Edmund Knab (li.) betreibt mit Unterstütz­ung seines Sohns Christophe­r die Kunsthalle Viersen.

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