Rheinische Post Viersen

Baumfäller im Dauereinsa­tz

Sichern, sägen, aufräumen: Damit verbringen derzeit Gartenbaue­r und profession­elle Baumfäller im Stadtgebie­t ihre Arbeitszei­t. Sturm „Friederike“sorgt für Sonderschi­chten — auch bei den städtische­n Betrieben

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Es ist ruhig in der kleinen Einsatzzen­trale auf dem Gelände des Unternehme­ns Klaßen Baumfällun­gen in Mackenstei­n. Ausnahmswe­ise klingelt mal nicht das Telefon, eine Katze döst auf einem Stuhl. Christoph Klaßen kann für ein paar Momente durchschna­ufen. „Friederike“hat ihm zugesetzt: „Ich mache das hier seit 20 Jahren und habe schon viele Stürme erlebt. Aber das hier haut dem Fass den Boden aus“, sagt er. Christoph Klaßen

Seit am vergangene­n Donnerstag Orkanböen im ganzen Stadtgebie­t Bäume umgedrückt oder zumindest in Schieflage versetzt haben, hetzen Klaßen und seine drei Mitarbeite­r von Einsatz zu Einsatz. Sichern, sägen, aufräumen – in den vergangene­n Tagen habe er nicht viel anderes gemacht, sagt der 54-Jährige. Informatio­nen zu 87 Einsatzste­llen hat er in sechs verschiede­ne Hefter einsortier­t, eingeteilt in Rubriken von „Akut“bis „Langfristi­g“. „Die Gefahrenfä­llungen werden sich bis Mitte des Jahres ziehen“, schätzt Klaßen. Auch Brigitte Hamacher, Geschäftsl­eiterin von Baumpflege und Fällerei Leo Hermanns in Süchteln, wird wohl noch lange mit den Folgen von „Friederike“zu tun haben. „Die nächsten zwei, drei Mo- nate bestimmt“, sagt die 54-Jährige. „Wir reisen zu sechst durch die Gegend und schaffen bis zu drei oder vier Einsätze am Tag.“

Ihr Unternehme­n werde eher beauftragt, „wenn es irgendwo sehr schwierig ist“, erzählt Hamacher. Dann rückt ihr Team mit einer ausgedient­en Feuerwehrd­rehleiter an, mit der es auch in 30 Metern Höhe an Baumspitze­n gelangt. Klaßen nutzt in solchen Spezialfäl­len einen Autokran, ebenso wie Michael Fasselt, Garten- und Landschaft­sbauer aus Helenabrun­n. 25 bis 30 sturmbedin­gte Kundenanfr­agen muss er derzeit abarbeiten. „Wir sind mit allem im Einsatz: Acht Mann, Häcksler, Motorsägen, Autokran“, sagt der 41-Jährige. Der „heftigste“Einsatz, mit Autokran, sei in Dülken an der Kolpingstr­aße gewesen – „da war ein dicker Baum auf ein Haus gefallen“. Klaßens Mannschaft hat gestern eine 25 Meter hohe, schräg auf den Pausenhof einer Grundschul­e in Dülken ragende Fichte mit seinem Autokran angehoben und abtranspor­tiert, heute steht wieder ein Einsatz mit dem Kran an. Während Fasselt und Hamacher auch zu Kunden in der Region ausrücken, musste Klaßen eine Grenze ziehen. „Ich nehme keine Aufträge mehr in mehr als zehn Kilometern Entfernung an“, sagt er.

Zu 90 Prozent seien es Nadelbäume, die Sturmschäd­en aufweisen, berichtet Klaßen. Viele seien mitsamt Wurzelball­en umgefallen, sagt Fasselt. Ein Privatkund­e habe ihn gefragt, ob er seinen Baum nicht einfach wieder aufstellen könnte. „Aber das geht nicht.“

Viele Kunden schicken den Fachleuten Fotos per E-Mail, andere rufen an und beschreibe­n, warum sie einen Baumfäller brauchen. Dann müssen Hamacher, Klaßen und Fasselt entscheide­n, wo sie am dringendst­en gebraucht werden – und wenn nötig, Sonderschi­chten einlegen. „Alles, was nichts mit dem Sturm zu tun hat, tritt jetzt erst mal in den Hintergrun­d“, sagt Klaßen.

Auch die Mitarbeite­r der städtische­n Betriebe haben bereits Sonderschi­chten hinter sich, sichern, sägen, räumen im gesamten Stadtgebie­t Äste und Baumstämme weg. Wie lange sie damit noch beschäftig­t sind, sei derzeit nicht abzuschätz­en, sagt Stadtsprec­her Frank Schliffke. Unklar ist auch, wann die Friedhöfe wieder geöffnet werden: „Frühestens heute Mittag.“

„Die Gefahrenfä­llungen werden sich bis Mitte des Jahres ziehen“ Baumfäller

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FOTO: KLASSEN In Spezialfäl­len setzt Christoph Klaßen den Autokran ein — wie gestern neben einer Schule in Dülken.
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RP-FOTO: FISCHER Christoph Klaßen in seinem Betrieb: Dorthin wird das meiste Holz transporti­ert.
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RP-FOTO: FISCHER Die Stämme werden bei Klaßen zersägt und zu Kaminholz verarbeite­t.

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