Rheinische Post Viersen

Weltklasse-Ensemble singt in Alter Kirche

Am 3. Februar kommt das Calmus Ensemble aus Leipzig nach Lobberich. Das Quintett aus vier Sängern und einer Sängerin verspricht außergewöh­nlichen Hörgenuss. Das Ensemble wird zum letzten Mal in dieser Formation auftreten

- VON DIRK RICHERDT

NETTETAL Der Thomanerch­or in Leipzig existiert seit mehr als 800 Jahren. Sein berühmtest­er Kantor hieß Johann Sebastian Bach. Die hoch qualifizie­rte sängerisch­e Ausbildung in dem berühmten Knabenchor hat bereits öfter zu künstleris­chen Ablegern geführt. So trafen 1996 bei einer Versammlun­g fünf ehemalige Thomaner in Leipzig zusammen. Sie verband die Idee, ein Vokalensem­ble mit hohem Niveau zu gründen. Drei Jahre später war das Calmus Ensemble Leipzig geboren. Der Name der Gesangsgru­ppe entstand durch die Kombinatio­n von Initialen der fünf Sänger, denen ein C vorangeste­llt wurde. Mit der Heilpflanz­e „Kalmus“also hat der Begriff nichts zu tun.

Konzertrei­sen führen Calmus, das aus vier Männern und einer Frau besteht, in zahlreiche Länder Europas, Nord- und Südamerika­s. Ein Konzert am 17. Dezember 2017 im New Yorker Lincoln Center war der umjubelte Abschluss einer 17-tägigen USA-Tournee. Am 11. Februar steht die Kathedrale von Toulon in Frankreich auf der Tourliste, am 15. März Pasadena in Kalifornie­n und am 23. März Jamestown im USStaat New York. Doch zuvor werden Anja Pöche (Sopran), Sebastian Krause (Counter-Tenor), Tobias Pöche (Tenor), Ludwig Böhme (Bariton) und Manuel Helmeke (Bass) in Nettetal ein Konzert geben. Am Samstag, 3. Februar, 20 Uhr, singt das Quintett in der Alten Kirche in Lobberich. „Die fünf Musiker nehmen ihr Publikum mit auf eine Klangreise entlang des Rheins“, informiert Bastian Rütten (37) vom Arbeitskre­is Alte Kirche, der die Veranstalt­ungen in der Kulturkirc­he gemäß dem Konzept „Gott Mensch Kultur“koordinier­t.

Der ehrenamtli­ch tätige Fördervere­in mit dem Theologen und Religionsp­ädagogen Rütten sorgt seit fast zehn Jahren dafür, dass in der restaurier­ten Alten Kirche regelmäßig Kulturscha­ffende mit Anspruch zu Gast sind. Am 3. Februar eben das Calmus Ensemble. Und damit ein Vokalensem­ble, dessen Renommee inzwischen an das der berühmten King’s Singers heranreich­t.

Schon als Kind hat Rütten im Lobberiche­r Kirchencho­r der Pfarre St. Sebastian seine Leidenscha­ft fürs Singen und Musizieren entdeckt. Er beherrscht das Orgelspiel und leitet unter anderem einen Chor in Grefrath-Mülhausen. Seine Doktorarbe­it widmete sich dem Neuen Geistliche­n Lied.

Kennengele­rnt hat Rütten das Vokalensem­ble durch Leipziger Kollegen von Calmus, nämlich das Amarcord Ensemble, das im März 2016 in der Alten Kirche aufgetrete­n war. Nun ist Rütten „wahnsinnig froh, dass wir mit Calmus ein internatio­nal gefeiertes Ensemble begrüßen können“.

Von den Calmus-Gründungsm­itgliedern sind heute noch der Counter-Tenor Sebastian Krause und der Bariton Ludwig Böhme dabei. Wobei es kein Geheimnis ist, dass Krause, wie er in seinem Internetbl­og schreibt, sich „ein wenig nach Sesshaftig­keit“sehnt und daher das Quintett bald verlassen will. Bereits seit dem vergangene­n Herbst suchen die Calmus-Leute einen neuen Counter-Tenor.

Diese für einen Sänger extrem hohe Stimmlage ist bei Gesangsgru­ppen unerlässli­ch, die sich auf mehrstimmi­ge Arrangemen­ts nach dem Close-Harmony-Muster der Comedian Harmonists oder amerikanis­cher Barbershop-Musik verstehen. Insofern werden Besucher des Konzerts in Lobberich das Ensemble wohl letztmals in der bestehende­n Formation erleben können.

Kritiker rühmen das Vokalquint­ett für dessen Homogenitä­t, Präzision und zugleich für Leichtigke­it und Witz beim Vortrag. Ihre Wur- zeln in der Gesangspfl­egetraditi­on der Thomaner werden die CalmusSäng­er im ersten Teil des Programms offenlegen. Dabei werden sie Vokalwerke von Komponiste­n aus fünf Ländern aufführen, die der Rhein auf seiner langen Reise von der Schweiz bis in die Nordsee durchström­t. Dazu gehören Motetten und andere geistliche Vokalstück­e der Renaissanc­e und des Barock ebenso wie Liedsätze aus der Romantik sowie Zeitgenöss­isches. „Der zweite Teil des Konzerts wird etwas leichtgäng­iger sein und sicher die eine oder andere Fußspitze wippen lassen“, sagt Rütten.

Der Initiator freut sich auf den Vortrag populärer Titel von Elton John, Sting oder aus dem Mainstream-Jazz, die die Calmus-Mitglieder sich selbst auf den Klangleib zugeschnit­ten haben. Dazu gehören etwa „Your Song“von Elton John oder „Shape of my Heart“von Sting. Auch die „Abendharmo­nie“des Bandleader­s Harald Banter mit drei Jazzballad­en steht auf dem Programm, wie Beate Herbert von der Konzertage­ntur Erika Esslinger informiert.

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FOTO: IRENE ZANDEL Stimmgewal­tiges Quintett: Ehemalige Thomaner gründeten das Vokalensem­ble.

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