Mit Behinderung voll im Berufsleben
Rainer Schnäbler beschäftigt in seinem Süchtelner Unternehmen einen Mann mit Behinderung. „Er gehört fest zur Schnäbler-Familie“
SÜCHTELN José-Manuel Caeiro-Meriano freut sich jede Woche auf den nächsten Montag. Damit startet nämlich eine neue Arbeitswoche, und die lässt den 53-Jährigen strahlen. „Es ist eine schöne Arbeit, die mir viel Freude bereitet. Das ganze Team ist nett, und ich gehöre richtig dazu. Das ist einfach nur toll“, sagt Caeiro-Meriano.
Seit knapp einem Jahr gehört der Kempener zum Team vom Süchtelner Unternehmen Baustoffe Schnäbler. Einen Job in einem normalen Unternehmen wahrnehmen zu können, bedeutet für ihn etwas Besonderes, da er ein Mensch mit Handicap ist. Bislang fand seine Arbeitstätigkeit zusammen mit anderen behinderten Menschen statt, doch nun ist er auf dem ganz normalen Arbeitsmarkt tätig.
Aber nicht nur er strahlt. „José ist für ein Glücksgriff. Er ist eine Bereicherung für unser Team“, sagt Rainer Schnäbler erfreut. Er traf vor mehr als einem Jahr die Entscheidung, einen Menschen mit Behinderung einzustellen. Die Entscheidung wurde von mehreren Faktoren getragen.
Zum einen hat Schnäbler eine persönliche Verbindung zur Elterninitiative Kindertraum Nettetal, er kennt den Brüggener Maurermeister und Restaurator Antonius Kiwall, der mit behinderten Menschen zusammenarbeitet, und als Präsident des Rotary-Clubs Viersen-Schwalm-Nette ist es ihm wichtig, etwas für die Integration zu tun. „Wir suchten seinerzeit händeringend einen Hausmeister, der auf unserem 15.000 Quadratmeter gro- ßen Gelände für Ordnung und Sauberkeit sorgt“, sagt Schnäbler.
Er nahm Kontakt zum Verein Kindertraum auf, der die Teilhabe von behinderten Menschen fördert, und bekundete das Interesse, einen Menschen mit Handicap ins eigene Unternehmen aufnehmen zu wollen. Bei einem Gespräch wurden die Eckdaten geklärt. „Wir haben den angedachten Aufgabenbereich vorgestellt, damit der Verein gezielt jemanden aussuchen kann, der dies auch bewältigen kann“, berichtet Schnäbler. Er musste dann feststellen, dass aller guten Dinge drei sind. Die beiden ersten Menschen mit Handicap, die zuvor im Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) in Tönisvorst gearbeitet hatten, fühlten sich in einem normalen Unternehmen nicht so wohl, sagt er. Das sei bei dem 14-tägigen Probearbeiten mit Betreuern, klar geworden. Sie wünschten sich den festen Rahmen, den das HPZ bietet, zurück.
Aber dann kam Caeiro-Meriano. Die beiden Probewochen unter Be- treuung liefen hervorragend. Für Schnäbler wie auch Caeiro-Meriano war sofort klar: Es soll gemeinsam weitergehen. Es folgten Probewochen ohne Betreuung, die ebenfalls sehr gut liefen. Also schloss sich ein Arbeitsvertrag an, den Schnäbler dabei mit dem HPZ abschloss. Das Süchtelner Unternehmen kauft quasi eine Dienstleistung vom HPZ ein. Ein Weg, der für beide Seiten Vorteile hat und gar nicht kompliziert ist, sagt Schnäbler.
Der Kempener Caeiro-Meriano reist jeden Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln an und hat einen ganz normalen Arbeitstag von 8 bis 15.45 Uhr. Durch das HPZ erfolgt eine Betreuung in Form von regelmäßigen Kurzbesuchen, damit eventuelle Fragen oder Probleme geklärt werden können. Aber die gab es seit der Einstellung nicht. Schnäbler und seine Mitarbeiter sind vielmehr voll des Lobes über Caeiro-Meriano: „Er arbeitet selbstständig und hält das Gelände perfekt in Schuss. Er kommt und geht mit einem Lächeln und ist immer gut gelaunt. Er ist auf der ganzen Linie bei uns integriert und gehört fest zur Schnäbler-Familie. Er ist ein Baustein unseres Teams“, sagt Schnäbler.
Zu allen Mitarbeitern besteht ein gutes Verhältnis. Schnäbler muss nur auf eins achten, und das ist der Urlaub seines neuen Mitarbeiters. Den würde Caeiro-Meriano am liebsten gar nicht nehmen, weil ihm die Arbeit so viel Spaß macht. „Ich kann andere Unternehmen nur dazu ermutigen, den Schritt zu tun, denn wir bereits gemacht haben“, betont Schnäbler. Er ist überzeugt, dass auf diesem Weg in jedem Unternehmen Integration möglich ist.