Rheinische Post Viersen

Vauth-Prozess: Ehemaliger Kollege sagt aus

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KREIS VIERSEN (sste) Am Krefelder Landgerich­t ist die Verhandlun­g gegen das Tönisvorst­er Ehepaar Lothar und Jessica Vauth fortgesetz­t worden. Dem Paar wird Untreue in 923 Fällen vorgeworfe­n. Lothar Vauth war im Viersener Kreistag, 2009 trat er als SPD-Kandidat für das Amt des Landrats an.

In den Zeugenstan­d trat erneut Stephan Jellacic (54), einer der früheren Partner der Sozietät, in der der ehemalige Rechtsanwa­lt Vauth Partner und seine Frau Büroleiter­in waren. Die Verteidigu­ng übernahm die Befragung. Laut Jellacic habe der Großteil von Kanzlei-Entscheidu­ngen in Vauths Händen gelegen, dessen jährliches Einkommen bis zu 400.000 Euro betragen haben soll. Vauth entschied etwa, wann und in welchen Medien Werbung geschaltet wurde. „Er verstand es, die Kanzlei gut zu positionie­ren, und warb ziemlich offensiv.“Rücksprach­en habe es nicht gegeben. „Wir hätten generell mehr miteinande­r sprechen müssen, das weiß ich jetzt“, sagte Jellacic. Wesentlich eklatanter „war jedoch die Tatsache, dass alles rund um Finanzen und Steuern vom Ehepaar Vauth geregelt wurde“. Nur die beiden hätten sich mit der damals beauftragt­en Steuerkanz­lei kurzgeschl­ossen. Der zuständige Berater sei Vauths „bester Freund“gewesen. So habe er ihn zumindest einmal bei einer Karnevalss­itzung bezeichnet. Der Zeuge sagte zudem, dass eine Mitarbeite­rin des Steuerbera­ters ständig hinter wichtigen Unterlagen her gewe- sen sei, welche die Vauths nicht eingereich­t hätten. „Ich und die anderen Partner nahmen die Tatsache, dass Vauth so vieles regelte, hin. Er zog die lukrativen Aufträge an Land, und es schien ja alles bestens zu laufen“, sagte Jellacic. Dass dem nicht so war, habe sich im Frühjahr 2009 herausgest­ellt. Nach der Strafanzei­ge gegen das Ehepaar Vauth habe die Überprüfun­g des Kapitalkon­tos von Vauth ergeben, dass es ein Minus von einer Million Euro aufwies. Der Prozess geht im Februar weiter.

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