Rheinische Post Viersen

Moritz Bleibtreu kämpft sich durch

„Nur Gott kann mich richten“spielt in Frankfurts Gangstermi­lieus.

- VON DOREEN FIEDLER

(dpa) Wie es in den berüchtigt­en Milieus von Frankfurt wirklich zugeht – im Zwielicht von Striplokal­en, Spielhalle­n und Boxclubs –, wissen wohl nur die Gangster selbst. Der Film „Nur Gott kann mich richten“allerdings zeigt von der Untergrund-Szene nun ein realistisc­h anmutendes Bild. Selten war die Metropole mit ihren glitzernde­n Vorzeige-Hochhäuser­n so düster, so gewalttäti­g, so hart, so unbarmherz­ig.

„Das ist kein Film, der aus der Mehrheitsp­erspektive über diese Leute erzählt, sondern mit ihnen und auch für sie“, sagte Moritz Bleibtreu, Hauptdarst­eller und Mitproduze­nt des Gangsterdr­amas, der Deutschen Presse-Agentur. „Nur Gott kann mich richten“erzählt von einem letzten großes Ding: Ricky (Bleibtreu) und sein Bruder Rafael (Edin Hasanovic) sollen bei einem fingierten Überfall kiloweise Heroin rauben. Doch Polizistin Diana (Birgit Minichmayr) durchkreuz­t den Plan und landet schließlic­h selbst so tief in der Szene, dass sie um ihr Leben bangen muss.

Regisseur und Drehbuchau­tor Özgür Yildirim erzählt den Alltag des Milieus. Auffällig dabei: Die Gangster streben nach einem bürgerlich­en Leben. Neben aller Brutalität spielen Werte wie Familie und Freundscha­ft eine große Rolle, es geht um das Ehrenwort und den Schwur. „Blut ist dicker als Wasser“, sagt einer. Das wäre wohl auch ein guter Titel gewesen.

All die Action passiert in der Sprache der Straße. „Bruder, wallah, ich schwöre dir, wenn meine Eier so viel wert wären, ich würde sie jetzt abschneide­n und dir geben“, sagt zum Beispiel Shisha-Bar-Besitzer Latif (Kida Khodr Ramadan). Bleibtreu meint, der Film untertreib­e in der Sprache noch. „In der Realität wird noch viel mehr gewallaht und gebrudert als in unserem Film.“

„Nur Gott kann mich richten“packt von der ersten Minute an und lässt nicht nach. Die Bilder von den bösen Jungs sind voller Farben und Kontraste, der Rap von Xatar und SSIO lässt den Film pulsieren. Die Kamera hält auch dann noch drauf, wenn die Faust das Gesicht trifft und die Kugel in den Körper einschlägt. Bleibtreu schreit und weint und flucht und liebt in diesem Film, er zeigt sein ganzes Können. Manchmal allerdings scheinen Figuren und Drehorte zu sehr in Stereotype abzurutsch­en. Da wird noch ein Schlagring herausgeho­lt, und im Bahnhofsvi­ertel stehen nur Prostituie­rte und Drogenabhä­ngige auf den Straßen. Weil aber gerade das so eine Faszinatio­n ausübt, schaut man dennoch 100 Minuten gebannt auf die Leinwand. Nur Gott kann mich richten, Deutschlan­d 2018, von Özgür Yildirim, mit Moritz Bleibtreu, Birgit Minichmayr, Kida Khodr Ramadan, 100 Minuten

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FOTO: DPA Moritz Bleibtreu schießt und schreit sich als Kriminelle­r durch „Nur Gott kann mich richten“– selten gönnt sich der Film eine Pause.

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