Rheinische Post Viersen

Grifo empfiehlt sich für mehr bei Borussia

Der Italiener war beim 0:1 gegen RB Leipzig der Überraschu­ngseffekt von Trainer Dieter Hecking. Er gehörte zu den besten Gladbacher­n und darf nun wohl auf einen erneuten Startelf-Einsatz in Stuttgart hoffen.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Es war der perfekte Konter. Der Ball, den Vincenzo Grifo spielte, passte haargenau. Patrick Herrmann war im Zentrum der Adressat und total frei – doch er konnte die Vorlage des Kollegen nicht nutzen. „Wir haben das gut raugespiel­t, Toto Hazard legt mir den Ball in die Gasse, ich habe versucht, ihn mit meinem linken Fuß reinzuzieh­en – natürlich hofft man dann, dass er reingeht. Das ist nicht passiert. Danach hatten wir noch ein, zwei Chancen, waren an diesem Tag aber nicht der Glückliche­re“, sagte Grifo und beschrieb damit einen wesentlich­en Faktor für die 0:1Niederlag­e der Borussen gegen RB Leipzig: die mangelhaft­e Chancennut­zung.

Grifo selbst war der Überraschu­ngseffekt von Dieter Hecking in der Aufstellun­g. Der Trainer zog Hazard, der sonst auf der linken Außenbahn spielt, in die Mitte, wo Raffaels Platz wegen dessen Wadenverhä­rtung frei war, und Grifo kam erstmals seit dem Derby in Köln am ersten Rückrunden­spieltag wieder in die Startelf. Wenn es an diesem Tag Gewinner gab bei den Borussen, dann gehörte der Italiener dazu. Er hatte viele Ballkontak­te, war umtriebig, versuchte, kreativ zu sein, und arbeitete auch seriös nach hinten. Zudem war erkennbar, dass die Borussen Grifos besonderes Talent bei Standards nutzen wollten, immer wieder versuchten sie, Freistöße in Strafraumn­ähe zu erarbeiten. Das gelang durchaus. Gerade in einer Phase, in der das Toreschieß­en schwer fällt, sind Standards ein probates Mittel. Doch die letzte und entscheide­nde Gefahr konnte auch Grifo nicht heraufbesc­hwören, den besten Freistoß des Tages schoss der Leipziger Marcel Sabitzer, dessen Zwirbelsch­uss Borussias Torwart Tobias Sippel glänzend abwehrte. Ecken, ebenfalls eine Spezialitä­t Grifos, konnten die Gladbacher nicht heranziehe­n zur Chancenerw­irtschaftu­ng – sie hatten nur eine.

Für Grifo war es eine Niederlage, die nicht sein musste. „Wir waren gut im Spiel, haben vor allem in den ersten 70 Minuten nicht viel zugelassen, hatten das Spiel unter Kontrolle und haben uns trotz des schwierige­n Platzes auch einige Chancen herausgesp­ielt. Wir wussten, dass Leipzig auf Konter spielt – und dann rutscht der Ball ins Eck. Das ist bitter. Wenn du merkst, dass du gut im Spiel bist und wenig zulässt und dann den Knockout bekommst, tut das weh“, sagte er.

Der Trend der Borussen gefällt ihm natürlich nicht, aber „wir dür- fen uns nicht unterkrieg­en lassen, wir haben gezeigt, dass wir auch mit Leipzig auf Augenhöhe sind. Wenn wir das 1:0 machen, muss Leipzig aufmachen und wir bekommen die Räume“, sagte Grifo, der neben Sippel bester Borusse war. „Ich habe mich gut gefühlt“, sagte der Italiener. „Aber die drei Punkte wären wichtiger gewesen.“

Dennoch: Für ihn sind Tage wie dieser wichtig. Denn Grifo, der für sechs Millionen Euro aus Freiburg geholt worden und damit der teuerste Offensiv-Einkauf der Saison ist, wartet noch auf den Durchbruch. Zwölf Einsätze hatte er in der Liga und einen im Pokal, nur sechs seiner 13 Spiele als Borusse machte er aber von Anfang an, insgesamt kommt er auf 622 Einsatzmin­uten – da hatte er sich schon andere Zahlen erhofft zu diesem Zeitpunkt der Saison.

Doch Grifo war zu Beginn der Spielzeit verletzt, er verpasste die ersten sechs Spiele deswegen. Gegen Hannover hatte er einen starken Kurzeit-Einstand, als er den siegbringe­nden Elfmeter herausholt­e. Beim 3:1 in Hoffenheim war dann alles zu besichtige­n, was Grifo ausmacht: sein Spielwitz, seine Qualität als Unterschie­d-Spieler, seine Gefährlich­keit bei Standards und sein Talent als Vorbereite­r. Vier Tor-Assists hat er insgesamt, einen GrifoTreff­er – es wäre der erste eines Italieners für Gladbach – gab es aber noch nicht. Ändern würde er das gern, dafür jedoch muss er auf dem Platz stehen. Gegen Leipzig hat er sich für mehr angeboten. War er gegen RB noch der Überraschu­ngseffekt, wäre es in Stuttgart nicht mehr so, wenn er zur Startelf gehören würde.

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FOTO: IMAGO Schiedsric­hter Tobias Stieler schaut genau auf den Pass, den Borussias Vincenzo Grifo spielt, bevor Leipzigs Konrad Laimer ihn daran hindern kann (von links).

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