Aufholjagd des 1. FC Viersen vorerst vertagt
In ihrem ersten Spiel des neuen Jahres kassierten die Viersener Landesliga-Fußballer eine unglückliche 1:2-Niederlage gegen Jüchen.
VIERSEN In der 75. Minute hätte der kurz zuvor eingewechselte Korbinian Beckers einen großen Teil dazu beitragen können, dass dem 1. FC Viersen in der Fußball-Landesliga ein guter Start aus der Winterpause gelingt. Nach einer tollen Balleroberung von Petar Popovic wird er völlig freistehend kurz vor dem Fünfmeterraum des VfL Jüchen-Garzweiler angespielt, doch er schießt den Ball knapp am linken Pfosten vorbei. Weil die Jüchener in der Folge ihre knappe 2:1-Führung (Halbzeit 1:0) clever über die Zeit bringen, steht für die abstiegsbedrohten Viersener unter dem Strich eine unglückliche Heimniederlage. Damit ist der erhoffte Start einer Aufholjagd vorerst vertagt.
„Den muss er eigentlich machen“, meinte auch Viersens Trainer Daniel Saleh nach der Partie. Auch wenn er sich nach einer guten Vorbereitung mit seiner Mannschaft für den Start ins neue Fußballjahr viel vorgenommen hatte, zeigt er sich trotz der Niederlage nicht übermäßig frustriert. „Das war kein schlechter Start. Wir haben besser gestanden als in den letzten Spielen des vergangenen Jahres, aber wir müssen eben auch cleverer sein und Standards besser verteidigen.“Denn eben diese Standards waren es, die gestern den Unter- schied zwischen Viersen und den Gästen aus Jüchen ausmachten. Vor der Pause waren es zwar die Gäste, die die beste Chance vergaben, als Fatlum Ahmeti an einer starken Fußabwehr von Torwart Lars Bergner scheiterte (24.), doch Viersen hatte in einer von Sicherheitsgedanken geprägten Partie mehr vom Spiel. Doch egal, ob der wuselige Petar Popovic oder Neuzugang Enrico Zentsch, vor dem Tor fehlte die Durchschlagskraft. Und dann kam die 44. Minute. Ein Freistoß aus dem Halbfeld war lange in den Viersener Strafraum unterwegs, landete plötzlich auf dem Kopf von Außenverteidiger Marlon Smikalla und von dort im eigenen Tor. Andeutungen von Smikalla, er sei von einem Jüchener geschubst worden, fanden beim Schiedsrichter kein Gehör.
Nur ein paar Minuten nach dem Seitenwechsel war es erneut ein Freistoß, der die Gastgeber massiv in Verlegenheit brachte. Dieses Mal war es Sven Rixen, der den Ball mit viel Effet aus dem linken Halbfeld vors Tor trat. Weil Freund und Feind am Spielgerät vorbei sprangen, setzte es einmal im Strafraum auf und segelte am sich langmachenden Lars Bergner vorbei zum 2:0 für Jüchen ins Tor. Es spricht für den offenbar in der Winterpause neu beschworenen Geist der Gastgeber, dass sie sich trotz der misslichen Tabellensituation und des überaus unglücklichen Spielverlaufs nicht aufgaben, sondern versuchten, mit langen Bällen, aber teils auch feinen Spielzügen, Druck zu erzeugen. Ein weiter Schlag von Mesut Yanik war es dann, der den Anschlusstreffer von Enrico Zentsch ermöglichte (59.). Insgesamt deutete Zentsch an, dass er in Viersen noch eine wichtige Rolle auf dem Weg zum erhofften Klassenverbleib einnehmen könnte. Nach Beckers’ vergebener Großchance nutzten die Jüchener dann jede Gelegenheit, um das Spiel zu verzögern. Abgezockt heißt das in der Fußballersprache. VfL-Coach Michele Fasanelli war dennoch nicht ganz glücklich: „Das Ergebnis nehmen wir gerne mit. Aber mit dem Spiel war ich nicht zufrieden. Wir gehen glücklich in Führung und schaffen es am Ende nicht,unsere Kontermöglichkeiten zu nutzen.“
Es sollte nach Möglichkeit der Auftakt zu einer großen Aufholjagd werden, doch nach den personellen Veränderungen in der Winterpause und einer guten Vorbereitung wurde es die nächste Enttäuschung für den in dieser Saison so arg gebeutelten 1. FC Viersen. Das erste Punktspiel des Jahres gegen den VfL Jüchen-Garzweiler, der eigentlich ein Gegner auf Augenhöhe sein sollte, konnte nicht gewonnen werden. Nicht einmal zu einem Punkt hat es gereicht. Zum Glück für die Viersener konnte die Konkurrenz im Abstiegskampf auch keine Zähler sammeln, doch es gibt wieder ein Spiel weniger, um Boden gutzumachen. Auch wenn die Viersener gestern trotz der Enttäuschung keineswegs enttäuschten, fehlte es in den entscheidenden Situationen an der letzten Entschlossenheit und ganz oft auch der Mut und die Chuzpe, mal etwas Unerwartetes zu tun. Das war vorige Saison der Schlüssel zum Erfolg. Kopieren lässt sich das sicher nicht, aber Hinschauen lohnt sich bestimmt. david.beineke
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