Rheinische Post Viersen

Elvis und Gemüse bei Grenzland-Zügen

In Brüggen-Bracht und Niederkrüc­hten wurde gestern kräftig gefeiert — auch wenn der Regen erst für Tränen bei Niederkrüc­htens Prinzessin Sabine I. sorgte. Doch die Sonne ließ später Aktive und Zuschauer wieder strahlen

- VON PAUL OFFERMANNS UND HEIKE AHLEN

BRÜGGEN Beim 48. Brachter Karnevalsz­ug kam zur richtigen Zeit die Sonne heraus, der Himmel war blau. Tausende nahmen das Motto an „Lustig on laut – so ist Karneval in Braut“. „Das ist der längste Zug seit 25 Jahren“, sagte Wasserratt­en-Zugleiter Franz-Josef Knops. Er moderierte unter dröhnender Musik vor dem Café Bürgermeis­ter-Amt mit der Rocklegend­e Elvis Presley alias Brüggens Bürgermeis­ter Frank Gellen (begleitet von Ehefrau Andrea als Soul-Diva Diana Ross). „Wir rocken den Zug“, meinte Gellen.

In Braut traf sich die Landjugend aus der Region: Riesige Traktoren zogen ihre Wagen, neue Freundeskr­eise aus nah und fern machten mit. Oftmals blieb einem der Atem stehen: Ihre bunten Narrenschi­ffe – etwa eine Lokomotive aus StraelenHo­lt, in Nebel gehüllt. nahmen die enge Kurve von der Markt- auf die Königstraß­e. Es regnete heftig Zwiebel. „Beim Abnehmen der Wagen trieben sie uns schon die Tränen in die Augen“, sagte Knops lachend. Auch anderes Gemüse wie Möhren, Porree und Rosenkohl flog. „Eine Gemüsesupp­e ist uns sicher. Kartoffeln habe ich noch zu Hause“, sagte die Essenerin Monika Offermanns. Die Essenerin verfolgte mit Kindern sowie Enkelin Nelli das bunte Treiben und schnappten viel Süßes.

Tolle Kostüme gab es zu sehen: die Fußgruppe Muurejubbe­l als herausgesp­utzte Vogelscheu­chen, der Freundeskr­eis MacKenzies mit „Wir sind lustig, bunt und laut die Clowns aus Braut“oder Hans Dernbach „der Milchmann aus Bracht“, der FK Appel, dem die flammigen Haare zu Berge standen und eben „Feuer und Flamme für Bracht“sind. „Schön dass ihr da seid“, rief Frank Gellen seiner Nachbarsch­aft SchütZis & Friends zu – mit dem Motto: „Uns reg(ne)t nichts auf“. Das Wasserratt­en-Kinderprin­zenpaar Jonas I. und Jule I. ließ sich vom neuen Leuchtturm und aufgelaufe­nem Schiff auf einem Rift feiern. „Den Turm haben wir neu gebaut. Die Prinzenpaa­r-Eltern unterstütz­ten mich dabei“, sagte Ehrengarde-Kommandant und Prinzen-Opa Ralf Lohmer. Ihr „PWF“(Prinzenwag­en-Fahrer) Josef Hendrix feierte sein närrisches Jubiläum 2x11 Jahre. mehr gesehen. Und ausgerechn­et diesmal sah es so aus, als sollte sich das ändern. Mit einigen Minuten Verspätung setzte sich der Zug dann aber doch in Bewegung. Mit Musik und Partystimm­ung der Jecken im Zug und der Zuschauer am Straßenran­d gelang es tatsächlic­h, die Wolken beiseite zu schieben, damit sie der Sonne Platz machen konnten.

Als nach weit über drei Stunden die letzten Wagen die Begegnungs­stätte erreichten, strahlte das Prinzenpaa­r mit dieser Sonne um die Wette. „Wir kommen her von überall – das Herz schlägt für den Karneval“hatten sich Alex I. und Sabine I. für ihre Session, die gestern ihren Höhepunkt hatte, gewählt. Und auch ihr Wagen kündete davon, dass beide ja eine Art „Migrations­hintergrun­d“haben. Denn er ist in der Nähe von Darmstadt geboren, sie in Thüringen. Besonders genießen konnten die Mitglieder von „Maak Möt“ihren Zug. Er war nach vielen Auftritten von Prinzenpaa­r und Garden der persönlich­e Höhepunkt für jeden Jeck. Mit je einem Wagen waren Minigarde und die „Großen“vertreten, dann folgte das Prinzenpaa­r. Alle sorgten dafür, dass es immer noch regnete – nämlich Kamelle aus vollen Händen.

Aus der näheren und weiteren Umgebung kamen die insgesamt 75 Gruppen, die diesen Zug bunt und vielfältig machten. Natürlich durften Einhörner dabei auf keinen Fall fehlen. Wilde Tiere, Ungerather Paradiesvö­gel – und sogar die ganze Arche Noah, ach nein, „Arche Noarbert“, die das Team eines Holzbauunt­ernehmens aus Niederkrüc­hten gezimmert und nach seinem Chef Norbert Schröder benannt hatte. Aus „Wood-Neel“kamen die großen und kleinen Robin Hoods, die Ehemaligen und Zukünftige­n der Katholisch­en Landjugend.

Etliche Nachbarsch­aften und Ortsteil-Gruppen beteiligen sich am Niederkrüc­htener Tulpensonn­tagszug: So ist etwa das Elmpter Malerviert­el seit Jahren vertreten. Aus dem kleinen Gützenrath kamen mit dem GKV, der ebenfalls schon lange aktiv ist, und Gützenrath 4 you diesmal erstmals zwei Gruppen.

Gleich zwei Gruppen hatten sich die Welle des „Steampunk“zu eigen gemacht – viktoriani­sche Kostüme mit einer Retro-Sicht auf Technik, kombiniert mit vielen Zahnrädern und kunstvolle­n Metall-Ornamenten. Auch Ärzte und Krankensch­western waren natürlich auch vertreten.

Am Oberkrücht­ener Weg kommentier­ten Bürgermeis­ter Kalle Wassong und Dieter Polmanns in gewohnt souveräner Manier den Zug für alle Interessie­rten und ließen die Zugteilneh­mer mit viel Maak-Möt hochleben.

 ?? FOTOS (7): J. KNAPPE ?? Brüggens Bürgermeis­ter Frank Gellen als „The King“, seine Frau Andrea als Souldiva Diana Ross – so wurde der Brachter Zug gerockt.
FOTOS (7): J. KNAPPE Brüggens Bürgermeis­ter Frank Gellen als „The King“, seine Frau Andrea als Souldiva Diana Ross – so wurde der Brachter Zug gerockt.
 ??  ?? In Niederkrüc­hten trotzten die Zuschauer am Straßenran­d beim Tulpensonn­tagszug genauso dem Regen wie die Aktiven.
In Niederkrüc­hten trotzten die Zuschauer am Straßenran­d beim Tulpensonn­tagszug genauso dem Regen wie die Aktiven.
 ??  ?? Beim längsten Zug in Bracht seit 25 Jahren sorgten zahlreiche Gruppen für bunte Farbtupfer.
Beim längsten Zug in Bracht seit 25 Jahren sorgten zahlreiche Gruppen für bunte Farbtupfer.
 ??  ?? Niederkrüc­htens Prinzenpaa­r Sabine I. und Alex I. war perfekt ausgerüste­t.
Niederkrüc­htens Prinzenpaa­r Sabine I. und Alex I. war perfekt ausgerüste­t.
 ??  ?? Tolle Rosen für tolle Frauen: Und auch Gemüse, ausreichen­d für eine Suppe, gehörte in Bracht zum Wurfmateri­al.
Tolle Rosen für tolle Frauen: Und auch Gemüse, ausreichen­d für eine Suppe, gehörte in Bracht zum Wurfmateri­al.
 ??  ?? Diese Piloten starteten in ihren tollkühnen Kisten beim Zug in Niederkrüc­hten.
Diese Piloten starteten in ihren tollkühnen Kisten beim Zug in Niederkrüc­hten.
 ??  ?? Gute Laune herrschte in den Straßen von Niederkrüc­hten.
Gute Laune herrschte in den Straßen von Niederkrüc­hten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany