Rheinische Post Viersen

Hofmann und die falsche Entscheidu­ng

Borussias Offensivma­nn steht wieder in der Startelf und ist am entscheide­nden Gegentor in Stuttgart direkt beteiligt.

- VON GEORG AMEND

STUTTGART Die Nummer 23 gehört im Sport durchaus einigen Ikonen. Basketball-Star Michael Jordan trug sie einst bei den Chicago Bulls, Viktor Szilágyi, Österreich­s Ausnahmeha­ndballer ebenso, Daniel Kreutzer (Eishockey) so erfolgreic­h, dass diese Nummer bei der Düsseldorf­er EG nicht mehr vergeben wird. Eine solche Verehrung wird Jonas Hofmann bei Borussia bei aller Wertschätz­ung eher nicht mehr zuteil werden. Der 25-Jährige, der gestern bei der 0:1 (0:1)-Niederlage beim VfB Stuttgart erstmals seit dem 28. Oktober 2017, als er sich bei der TSG Hoffenheim einen Innenbandr­iss zugezogen hatte, wieder in die Startelf gerückt war, steht sinnbildli­ch für das, was die Gladbacher diese Saison begleitet: Es ist nicht alles schlecht, aber unterm Strich zu wenig.

Hofmann verfügt über eine ordentlich­e Portion Spielintel­ligenz, auch deshalb schätzt Trainer Dieter Hecking ihn. Das war beispielsw­eise in der zweiten Halbzeit zu sehen, als der Coach den Ex-Dortmunder zu sich holte, um ihm die neue taktische Ausrichtun­g für das Team zu übermittel­n, die sich durch die Einwechslu­ng von Josip Drmic für Denis Zakaria und die Umstellung von einem 4-4-2 auf ein 4-1-4-1 ergab. Hofmann trug des Trainers Anweisunge­n weiter, aber hat noch weitere Qualitäten: Er kann mit dem Ball umgehen, ihn halten oder sinnvoll weiterleit­en, Räume erahnen und erlaufen. Indes hapert es bei ihm in puncto Torgefahr, was er gestern beim VfB Stuttgart zu ändern versuchte: Sein Schuss aus 18 Metern war für Ron-Robert Zieler problemati­sch, weil er ihn spät sah, der Keeper wehrte ihn noch so gerade ab, vor die Füße von Thorgan Hazard, der aber einmal mehr eine große Torchance nicht nutzen konnte.

So blieb es beim 0:1 aus BorussenSi­cht, an dem Hofmann einen Anteil hatte: Auf dem Weg nach vorne ließ er den Ball zwischen den Beinen durch, und das ermöglicht­e Stuttgart den frühen Konter, den Daniel Ginczek schon in der fünften Minute zum letztlich entscheide­nden Treffer nutzte. Zwar versuchte Hofmann, seinen Fehler wiedergutz­u- machen, doch gelang das nicht – unterm Strich, war das zu wenig, bei ihm und für Borussia.

So, wie Hofmann den Ball vor dem Stuttgarte­r Siegtreffe­r fatalerwei­se zwischen seinen Beinen durchließ, hatte Hecking insgesamt bei seinem Team in der aktuellen Si- tuation festgestel­lt: „Im Moment treffen wir in vielen Situatione­n falsche Entscheidu­ngen.“Der Trainer bezog das zwar nicht auf Hofmann, sondern meinte die letzten Sekunden der Partie, als Christoph Kramer rechts freigespie­lt wurde und eine Flanke ins Seitenaus schlug, aber es passte auch zu der Szene vor dem Gegentor. Hofmann sah seine eigene Leistung so: „Es war okay, aber mehr auch nicht. Es gab ein, zwei gute Aktionen, aber es ist trotzdem nichts bei rumgekomme­n.“

Zum Spiel seiner Mannschaft insgesamt sagte er: „Die ersten 20 Minuten waren wir alle nicht da. Das Gegentor so früh zu bekommen, passt nicht in unseren Plan, du musst wieder einem Rückstand hinterherl­aufen. Da stellt man sich Schöneres vor.“Auch Hecking monierte, dass man „auswärts nicht so früh einen Konter bekommen“dürfe, ergänzte aber, dass man im Anschluss durchaus die Stärken seiner Mannschaft gesehen habe, dass allerdings die letzte Durchschla­gskraft und Konsequenz gefehlt habe. Hofmann fand: „Nach den ersten 20 Minuten haben wir es eigentlich ordentlich gemacht, den Ball gut laufen lassen, gut die Seiten verlagert. Aber das letzte Bisschen 30 Meter vor dem Tor hat wieder gefehlt. Ich kann nicht sagen, dass wir eine hundertpro­zentige Chance hatten. Okay, Lars und Raffael hatten noch ein, zwei Szenen, aber das war in der Chancen-Kreierung ein bisschen mager heute.“

Trainer Dieter Hecking versuchte es am Ende mit der absoluten Brechstang­e, brachte nach Drmic in Raúl Bobadilla für Hofmann noch einen weiteren Stürmer und beorderte Innenverte­idiger Jannik Vestergaar­d nach vorne – es half nichts. „Als wir die vielen Offensiven auf dem Platz hatten, haben wir ein bisschen kopflos agiert. Das müssen wir besser lösen“, sagte Hecking. Denn so war es unterm Strich zu wenig. Mit und später ohne Hofmann.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Borussias Offensivma­nn Jonas Hofmann schirmt den Ball gegen Stuttgarts Emiliano Insúa ab.
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FOTO: DPA Stuttgarts Daniel Ginczek schießt das Tor zum 1:0. Mönchengla­dbachs Nico Elvedi und Torhüter Tobias Sippel können das nicht verhindern.

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